Shakespeares – Schauspieler, Autor und Geschäftsmann
- Geschrieben von Portal Editor
Verständlicherweise wollten wir unseren Aufenthalt in England in der Nähe der mittelalterlichen Stadt Stratford-upon-Avon auch nutzen, um etwas mehr über den Autoren Shakespeare zu erfahren, denn schließlich waren einige seiner Werke noch zu gut in der Erinnerung an Schule und Studium.
Und wenn man dann schon in der Nähe ist, macht es Sinn, diese auch zu nutzen.
So machten wir uns an einem regnerischen Tag auf den Weg nach Stratford, immer in der Hoffnung, dass der Dauerregen aufhören würde, was dann im Verlauf des Vormittags auch der Fall war. Von einem öffentlichen Parkplatz aus machten wir uns zu Fuß auf in die Innenstadt, wo uns dann trotz des Regens große Besuchergruppen erwarteten: Shakespeares Geburtshaus war stark frequentiert, überwiegend von Besuchern aus Asien.
Shakespeares Geburtsort Stratford-upon-Avon
William Shakespeares Eltern waren John Shakespeare und Mary Arden, die einer wohlhabenden Familie entstammte. Sein Vater war freier Landbesitzer und brachte es in seiner Stadt zum Oberaldermann. Später aber verfiel sein Vermögen und wegen seiner Schulden verlor er sein Ansehen.
Wahrscheinlich hat William Shakespeare die Lateinschule (Grammar School) in Stratford-upon-Avon besucht und dort Unterricht in Latein, Griechisch, Geschichte, Morallehre und Dichtkunst erhalten. Der Unterricht einer Grammar School vermittelte Kenntnisse in Rhetorik und Poetik und leitete die Schüler auch zur Produktion kleiner Dramen nach dem Muster antiker Vorbilder an. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass Shakespeare wie andere zeitgenössische englische Dramatiker eine Universität besucht hat.
Heirat und Familie – ein normales Leben?
Im Alter von 18 Jahren heiratete er am 30. November oder 1. Dezember 1582 Anne Hathaway, die acht Jahre ältere Tochter eines Großgrundbesitzers. Das Datum der Hochzeit ist nicht bekannt, das Aufgebot (marriage license report) wurde aber am 27. November 1582 bestellt. Das Datum des Aufgebots ist durch eine Eintragung im Register der Diözese Worcester beurkundet über die Erteilung einer Lizenz für die Heirat von «Willelmum Shaxpere et Annam Whateley», wobei die Schreibweisen durchaus Fehler behaftet waren.
Am 28. November 1582 ist beim Konsistorium der zuvor genannten Diözese eine Bürgschaft zweier Freunde in der beträchtlichen Höhe von £ 40 dokumentiert, um einen Dispens von dem damals vorgeschriebenen dreimaligen Aufgebot für die Heirat von «Willm Shagspere» und Anne Hathwey of Stratford zu erhalten. Diese aufwändige Dispensprozedere war erforderlich, damit die Eheschließung noch vor Beginn der Weihnachtszeit erfolgen konnte, da vom ersten Advent an Aufgebote und Trauungen kirchenrechtlich nicht mehr zulässig waren.
Etwa sechs Monate nach der Eheschließung wurde die Tochter Susanna geboren (Taufeintrag 26. Mai 1583). Knapp zwei Jahre später kamen Zwillinge, der Sohn Hamnet und die Tochter Judith, zur Welt. Der Taufeintrag im Kirchbuch von Stratford vom 2. Februar 1585 lautete: «Hamnet and Judith, son and daughter to William Shakespeare». Über das Verhältnis der Eheleute zueinander und ihren Kindern ist nichts bekannt. Diesbezügliche Unterlagen existieren nicht, was jedoch nicht ungewöhnlich ist, da alle persönlichen Beziehungen im Bürgertum in der Regel nicht schriftlich festgehalten wurden, weder in privaten Briefen noch in Tagebüchern, die üblicherweise keine Aufzeichnungen über Persönliches enthielten. Shakespeares Sohn Hamnet starb 1596 im Alter von elf Jahren (Begräbnis 11. August 1596; Todesursache unbekannt), wohingegen die beiden Töchter die Kindheit überlebten.
Erste Anerkannte Aktivitäten als Schriftsteller
Greene lästerte, Shakespeare stelle sich in seinen Dichtungen auf eine Stufen wie die angesehenen Dichter seiner Zeit: there is an upstart Crow, beautified with our feathers, that with his Tygers hart wrapt in a Players hide, supposes he is as well able to bombast out a blanke verse as the best of you: and beeing an absolute Johannes fac totum, is in his owne conceit the onely Shake-scene in a countrey.
(Denn es gibt eine emporgekommene Krähe, fein herausgeputzt mit unseren Federn, die mit ihrem Tigerherz, in einem Schauspielergewand versteckt, meint, Blankverse ausschütten zu können wie die Besten von euch; und als ein absoluter Hans-Dampf-in-allen-Gassen kommt er sich als der größte Theater-Erschütterer im Land vor.)
Bei der postumen Veröffentlichung des Pamphlets fügte der Herausgeber eine Entschuldigung bei, woraus sich schließen lässt, dass Shakespeare damals schon populär war und einflussreiche Gönner hatte. Er war zu dieser Zeit bereits Mitglied der Truppe Lord Strange’s Men', von denen sich ein großer Teil 1594 zu den Lord Chamberlain’s Men formte und zu den führenden Schauspieltruppen Londons zählte. Kurz nach seiner Thronbesteigung machte Jakob I. sie als King’s Men zu seiner eigenen.
Erstes unter dem Namen William Shakespeare erschienenes Werk
Das in der elisabethanischen Zeit sich herausbildende Theaterwesen war zwar noch ungefestigt und unterlag schnellen, risikoreichen Veränderungen, war jedoch unter günstigen Voraussetzungen ebenso gewinnträchtig. Dies galt jedoch nicht für den professionellen Dichter oder Stückeschreiber an sich, der von seiner Arbeit als Autor, wie zahlreiche Beispiele aus dieser Zeit belegen, von den ihm normalerweise zugestandenen Pauschalhonoraren der Schauspieltruppen, an die er seine Dramentexte veräußerte, nicht leben konnte, da alle weitere Nutzungsrechte an diese Theatergruppen mit der Übergabe des Manuskriptes übertragen wurden. Die vormalige angesehene Existenz und Lebensweise des berufsmäßigen Dichters und Autors unter dem Patronat eines adeligen Schirmherren, dessen schriftstellerische Tätigkeit durch reichhaltige Schenkungen oder Ehrensolde belohnt wurde, war zu Shakespeares Zeit weitgehend verloren gegangen.
Shakespeare schrieb auf diesem historischen Hintergrund zwei kurze Versepen, Venus and Adonis (1593) und The Rape of Lucrece (1594), die er im Gegensatz zu all seinen anderen Werken selbst publizierte und mit einer namentlich unterzeichneten Widmung an Henry Wriothesley, den Earl of Southampton, versah. Da epische Werke zum damaligen Zeitpunkt der hohen Literatur, Theaterstücke hingegen der Gebrauchsliteratur zugeordnet wurden, bezeichnete Shakespeare vermutlich aus diesem Grunde Venus and Adonis als Erstlingswerk («first heir of my invention»). Auf diese Weise erlangte er nicht nur hohes Ansehen in den Zirkeln der Literaturkenner und -liebhaber, sondern wurde als Verfasser dieser Epen von seinen Zeitgenossen häufiger gerühmt und erwähnt als später für seine am häufigsten erörterte und gepriesene Tragödie Hamlet. Damit konnte er seine literarische Karriere als auch geschäftlich erfolgreicher Bühnenautor angemessen einleiten.
Bereits Anfang 1595 zählte Shakespeare, wie aus einem überlieferten Zahlungsbeleg des Master of the Revels bzw. des königlichen Schatzamtes für eine Sonderaufführung bei Hofe vom 15. März 1595 hervorgeht, zu den anerkanntesten Mitgliedern der Lord Chamberlain’s Men, die kurz darauf zur führenden Schauspieltruppe wurde und nach der Thronbesteigung von Jakob I. 1603 unter dessen Schirmherrschaft gestellt und damit in den Dienst der Krone erhoben wurde. Shakespeares Name erscheint zusammen mit dem von Richard Burbage und dem bekannten Schauspieler William Kempe auf eine Quittung über den Erhalt von ₤20 für zwei Hofaufführungen der Lord Chamberlain’s Men im Auftrag der Schauspieltruppe und dokumentierte damit nicht nur seine volle Etablierung innerhalb dieser Schauspielgruppe, sondern gleichzeitig seine offizielle Befugnis zur Vertretung der Truppe nach außen hin.
Shakespeares Quellen zum Lebensunterhalt
Seine Schauspieltruppe war sowohl bei Hofe wie auch bei dem Theaterpublikum der großen öffentlichen Theater sehr beliebt und verdiente dementsprechend. Ab 1596 lässt sich ohne Aufrechnung im Einzelnen nachweisen, dass Shakespeare fortlaufend Geld anlegte oder in Immobilien investierte. Als Shakespeares Truppe 1599 den Spielort in das neu errichtete Globe Theatre verlegte, wurde ihm von James Burbage, dessen Familie das alte Globe Theatre besessen hatte, eine Teilhaberschaft von zunächst einem Zehntel überlassen. Einige Zeit später stieg dieser Anteil 1608 auf ein Siebtel, als das Blackfriars als zweites Theater vor allem für Aufführungen in der Wintersaison gebaut wurde.
Als sein größter dichterischer Konkurrent galt zunächst Christopher Marlowe, später Ben Jonson. Es war üblich, ältere Stücke umzuschreiben und wieder neu aufzuführen: Shakespeares Hamlet könnte beispielsweise die Adaption eines älteren „Ur-Hamlet“ sein. Teils wurden auch Sagen- und Märchenstoffe mehrmals zu Dramen verarbeitet, wie im Fall von König Lear. Stücke entstanden ebenfalls nach gedruckten Quellen, so etwa nach Plutarchs Biographien großer Männer, italienischen Novellensammlungen oder Chroniken der englischen Geschichte. Eine gleichfalls gängige Methode war es, Fortsetzungen zu erfolgreichen Stücken zu schreiben. So war die Figur des Falstaff in Heinrich IV. beim Publikum derart beliebt, dass Shakespeare sie in Die lustigen Weiber von Windsor erneut auftreten ließ.
Dichter und Geschäftsmann
London, Shakespeares Globe Theatre
Als Mitbesitzer des Londoner Globe Theatre, dass seine Truppe als Ersatz für das Theater gebaut hatte, nachdem dessen Pachtvertrag abgelaufen war, war Shakespeare zunehmend als Dichter und Geschäftsmann erfolgreich. Die nach ihrem Mäzen und Sponsor benannten Lord Chamberlain’s Men traten öfter auch am Hof der Königin Elisabeth auf. Unter Elisabeths Nachfolger Jakob I. nannten sie sich nach ihrem königlichen Gönner King’s Men.
Als Teilhaber des Globe erwarb sich Shakespeare ein beachtliches Vermögen und großen Einfluss.
Neben seinen wirtschaftlichen Transaktionen im Theatergewerbe betätigte Shakespeare sich zugleich als Geschäftsmann und Investor in zahlreichen Geschäften auch außerhalb des Theaterunternehmens. Überwiegend legte er sein Geld im Erwerb von Immobilien in seiner Geburtsstadt Straford an. So kaufte er am 4. Mai 1597 New Place, das zweitgrößte Haus der Stadt, als seinen Herrensitz und erwarb am 1. Mai 1602 eine 43 Hektar (107 acres) große Ackerfläche nebst Wald und Nutzungsrechten für Gemeindeland. Am 28. September 1602 kaufte er ein weiteres Haus mit Grundstück gegenüber seinem Herrensitz und erwarb am 24. Juli 1605 das Recht auf Eintreiben eines Teils der Zehnteinkünfte diverser Bauernpachtschaften zum Preis von ₤ 440, was ihm jährliche Nettoeinnahmen von ₤ 40 einbrachte. Shakespeare investierte nicht nur sein erworbenes Vermögen, sondern verwaltete auch seine Neuerwerbungen und machte mit ihnen weitere Gewinne. So pachtete und verpachtete er Grundstücke oder Ackerflächen, verkaufte der Gemeinde seinen Bauschutt oder trieb Außenstände durch Gerichtsprozesse ein und spekulierte zudem mit dem Horten von Getreide neben seinen Beteiligungen an verschiedenen gemeinschaftlichen Aktivitäten der Gruppe der Gruppe der großen Grundbesitzer. In London kaufte Shakespeare zudem ein Haus mit Ladengeschäft in unmittelbarer Nähe des Blackfriars Theatre.
Der Geschäftsmann Shakespeare verzichtet auf Ruhm als Poet
Gewinnbringend war für Shakespeare also nicht allein schon zuvor der Erwerb des Blackfriars Theatre 1596 durch den Theaterunternehmer James Burbage, an dem, wie bereits dargelegt, auch Shakespeare seitdem beteiligt war. Anders als beim Globe handelte es sich um ein überdachtes Theater, in dem die Truppe von nun an während der Wintermonate spielte. Das Publikum war dort wegen der erheblich höheren Eintrittspreise exklusiver als bei den großen Freiluftbühnen.
Während Shakespeare einerseits durchaus zielorientiert um die Mehrung seines Vermögens und seinen gesellschaftlichen Aufstieg bemüht war, so unternahm er andererseits wenig oder gar nichts, um seine schriftstellerische oder literarische Prominenz zu fördern. Zwar schrieb er seine zahlreichen Werke vermutlich mit durchaus großem Energieaufwand, nutzte aber ansonsten in keiner Weise die zur damaligen Zeit wohl begrenzten, aber dennoch existenten Möglichkeiten zur Selbstdarstellung als Autor und Dichter: Mit Ausnahme der oben genannten Kurzepen ließ er keines seiner einzelnen Werke selber drucken, noch gab er selber eine Gesamtausgabe seiner Stücke in Auftrag. Er versuchte ebenso wenig, seine Urheberschaft als Verfasser bekannt zu machen, und verzichtete gleichermaßen auf ein literarisches Selbstporträt in Vorworten oder Einleitungen zu den Werken anderer Poeten, wie dies beispielsweise sein Zeitgenosse Ben Jonson tat. So sehr ihm auch an seinem sozialen Aufstieg gelegen war, desto weniger schien er an seinem künstlerischen Ruhm und der bewussten, planvollen Förderung seiner dichterisch-literarischen Karriere interessiert gewesen zu sein.
Dessen ungeachtet hatte sein Name spätestens ab 1598 einen derartigen Bekanntheitsgrad sowie eine solche Popularität erreicht, dass Shakespeares Name vorzugsweise in großer Form auf den Titelblättern der ersten Druckausgaben erschien, zum Teil sogar bei Werken, die nicht von ihm verfasst worden waren. Auch wurde sein Name darüber hinaus in diversen zeitgenössischen Bestenlisten, insbesondere der von Francis Meeres, aufgeführt.
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