David Abulafia - Das Mittelmeer - Buchvorstellung
- Geschrieben von Portal Editor
Heute beginnen wir mit der bereits angekündigten Vorstellung von aktuellen Buchtiteln, die zukünftig in loser Reihenfolge durch Herrn Christian Röhrl im Rahmen des Alaturka Journals vorgestellt werden. Ihnen allen viel Spaß beim Lesen!
Liebe Leser des Alaturka Portals,
Mein Name ist Christian Röhrl, unabhängiger Buchhändler aus Regensburg. Ich bin während des Deutsch-Türkischen Freundschaftsfests in Izmir auf die Inhaber des Kulturportal www.alaturka.info gestoßen.
Das Portal beinhaltet ja bereits vieles, was das Besucherherz zur Türkei und zur Kultur generell suchen mag.
Nur im Bereich der Literatur glaubte ich, noch ein zu ergänzendes Betätigungsfeld zu entdecken, das ich künftig mit meinen Buchbesprechungen ausfüllen möchte.
Als mir dann das 3-jährige Projekt "Verständigungs- und Kulturreise entlang der Römischen Strassen" vorgestellt wurde, entwickelte ich die Idee zu diesem Literaturbeitrag. Dieser wird künftig in 3 Kategorien ausgebaut werden:
1) Bücher über Europäische Kultur,
2) Reisebücher über die Türkei,
3) literarische Begegnung von Deutschen und Türkischen Autoren.
Letztere werden künftig in einem Deutsch Türkischen Literaturfestival in Regensburg einen örtlichen Rahmen erhalten.
Ich hoffe, dass sich daraus viele spannende Lesungen, Begegnungen und völkerverbindende Freundschaften entwickeln werden.
Als mir während der Zeit der Ideenfindung folgendes Sachbuch in die Hand kam, wusste ich, dass ich den Auftakt zu dieser Serie gefunden hatte:
David Abulafia - Das Mittelmeer
1) Kommentar Chris Röhrl:
Die Besprechung des Buches wäre beinahe an dessen Klasse gescheitert. Einmal angefangen, hat es mich derart in Beschlag genommen, dass ich kaum Lust hatte, wegen nötiger Notizen innezuhalten und an der Besprechung zu arbeiten. Den offiziellen Inhalt und Klappentext habe ich Ihnen unten beigefügt. Ich denke, dass ein gutes Buch den Leser immer als anderen Menschen entlässt, als der er vor der Lektüre war. Das mag hochtrabend klingen, unterscheidet aber in meinen Augen gute Literatur von reiner Unterhaltung. Mit Unterhaltungsliteratur schlägt man, wenn auch oft auf nette Weise, Zeit tot. Mit guter Literatur wird das Leben in dieser Zeit reicher. Ich habe schon viele Bücher über die Antike, sowie griechische oder römische Geschichte gelesen und bin seit meiner ersten Lateinstunde von dieser Welt gefesselt, die scheinbar so weit weg ist, sich aber bis heute so massiv auswirkt. Die Rolle, die das Mittelmeer als kultur- und völker-verbindendes Medium und als Kriegsschauplatz gespielt hat, lässt diese Rolle aber so lebendig werden, dass man verstehen kann, warum der Autor von einer Biografie des Mittelmeeres spricht.
Trotz aller Beschreibungen konnte ich mir bis dato immer noch schwer vorstellen, wie es die Menschen vor über 2000 Jahren geschafft haben, solche riesigen Gebiete, wie den Mittelmeerraum , unter Ihre Kontrolle zu bringen, Wie sich Kultur und Entdeckungen, Produkte und Erfindungen erstaunlich schnell verbreiten konnten, und wie sich alles von Osten nach Westen und dann rund herum und darüber hinaus entwickeln konnte. Alles wird hier in einer Klarheit dargestellt, die ihresgleichen sucht. Besonders spannend finde ich Passagen, die beschreiben, welch winzige regionale Distanzen bestanden, als sich die Wege des Lateinischen und des Griechischen Alphabetes getrennt haben. Die Grenze lag zwischen der lang gezogenen Insel Euböa und dem Attischen Festland, nur von einem schmalen Streifen Wasser getrennt und hatte massive kulturelle Auswirkungen auf so viele Menschen bis heute. „Faszinierend“ würde Spock sagen.
Viele Konflikte, von denen man gehört hat, werden so anschaulich beleuchtet, dass man auch die verworrenen Kriegsverläufe, etwa zwischen Griechen und Persern, die 145 Jahre andauernden Punischen Kriege, die verwirrenden Bürgerkriege vor dem ersten Römischen Kaiserreich plötzlich nachvollziehen kann.
Ich merke schon, die Begeisterung geht schon wieder mit mir durch.
Vom „Mare Nostrum“, wie es zur Zeit der Römer bezeichnet wurde, sind wir heute übrigens sehr weit entfernt. Die Konflikte der letzten Jahrzehnte führen eher wieder in die andere Richtung, nämlich zu Zersplitterung und Abgrenzung.
Die Zeit fragt den Autor im aktuellen Literaturmagazin:
„Sie haben Ihr Buch Ihren Vorfahren gewidmet. Warum?“
Abulafia:
„Weil sie genau für diese kosmopolitische Welt stehen können und immer wieder dessen Verfall ausgesetzt waren. Es gab prominente Abulafias im christlichen Spanien, unter anderem Don Samuel Abulafia, der den Bau einer Synagoge in Toledo verantwortet hat, die noch heute steht. Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien ließen sich einige meiner Vorfahren in Italien nieder, die jetzt oft den Namen Bulaffi oder Bolaffio tragen. Andere gingen zurück ins heilige Land nach Safed in Galiläa. Einer von Ihnen war an der Gründung Tel Avivs beteiligt“.
Abulafia selber lebt im verregneten Cambridge, da er hier eben jene Mixtur von Kulturen, Ansichten und Identitäten wieder findet, die im Mittelmeerraum seiner Meinung nach verloren gegangen ist.
Kurz, ich kann Ihnen das Buch nur wärmstens als Lektüre empfehlen,
„hier steh ich und kann nicht anders“.
Ihr Chris Röhrl, Buchhandlung Bücherwurm aus Regensburg
2) Infos des Verlages
EAN: 9783100009043 Übersetzt von Michael Bischoff Verlag: Fischer S.
gebunden - 959 Seiten Eine Biographie. Originaltitel: Mediterranean.
gebunden 34,00 EUR*
Die Geschichte des Mittelmeeres ist die Geschichte unserer Zivilisation.
Das großartige, opulente Werk zur Geschichte des Mittelmeers - seit mehr als 3000 Jahren ist das Mittelmeer eines der Zentren der zivilisierten Welt. An seiner geographischen Achse entscheiden sich bereits zu Zeiten Trojas politische und kulturelle Neuerungen, die von weltpolitischer Bedeutung sind. Von hier aus werden neue Reiche erobert, Grenzen verschoben, Weltanschauungen durchgesetzt, Irrfahrten begangen, es gab Schrecken, Kriege, Fehden, Erstürmungen und Tragödien. Aber es existiert ebenso die andere Seite, und diese besteht aus der unvergleichlichen Geschichte eines Dialog verschiedener Kulturen, Identitäten, Politiken, Wissenschaften, Handel und Religionen entlang der Küsten des Gewässers, für das die Römer noch den einen, allbezeichnenden Namen hatten: Mare Nostrum.
Abulafia schlägt einen Bogen durch Raum und Zeit und zeigt, wie das Mittelmeer zu eben jenem kraftvollen Ort wurde, an dem sich die Geschichte der Menschheit auf einzigartige Weise widerspiegelt. Ein aufsehen erregendes Werk mit einem reichen Farbbildteil.
Stimmen:
»Eine gelehrte Geschichte der Menschheit erzählt anhand des Mittelmeeres - packend, welthaltig, blutig, lustvoll - , die durch ihre Gelehrtheit, Begeisterung und Bereitschaft zu Staunen besticht.« - Simon Sebag Montefiore, Autor von >Jerusalem<
»Dieses Buch wird für lange Zeit konkurenzlos sein.«- Literary Review
»Dieses Buch ist ein Meilenstein.« - The Independent
»Die vielfältige Qualität von Abulafias Wissen ist fast unheimlich.«- Observer
»Dieses epische, hervorragend zu lesende und gelehrte Werk über die Geburtsstätte des Westens - das Mittelmeer -, ist der Kandidat für das Geschichtsbuch des Jahres. Abulafia übertrumpft sie alle.« - Sunday Times
David Abulafia, geboren 1949, ist Professor für die Geschichte des Mittelmeerraumes an der Universität Cambridge und Fellow am Gonville and Caius College und an der British Academy.
Zudem ist er Mitglied der Academia Europa.
Für seine Arbeiten zur italienischen und mediterranen Geschichte wurde er 2003 zum Commendatore dell¿ Ordine della Stella della Solidarietà Italiana ernannt.
Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. >The Discovery of Mankind. Atlantic Encounters in the Age of Columbus< und >The Mediterranean in History<.
>Das Mittelmeer< wurde in viele Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Mountbatten Award for Literary Excellence.