Ahmed Arif - Lyriker der Moderne aus Diyarbakır
Ahmed Arif, geboren am 21. April 1927 in Diyarbakır; war ein bekannter kurdischstämmiger Dichter der modernenTürkei.
Sein wirklicher Name war Ahmed Önal. Später benannte er sich, nach seinem Vater Arif Hikmet, einem Offizier, in Ahmed Arif um. Seine Mutter, die früh verstarb, hieß Sare Hanim. Er wuchs in einer multikulturellen Umgebung auf und beherrschte neben dem Türkischen auch Dimilki (Zazaki), Kurmanci (Kurdisch) und Arabisch. Ahmed Arif lernte nicht nur die Sprachen seiner Umwelt, sondern auch die Lebensweisen und Probleme der Menschen seiner Umgebung kennen und diese Menschen lieben, was in seiner Dichtung zum Ausdruck kommt, in der er sich auf die Seite der Unterdrückten stellte.
Seine Jugend verbrachte Ahmed Arif in Diyarbakir und Siverek. Die Mittelschule besuchte er in Urfa und Afyon. Später ging er nach Ankara, um dort an der Universität Philosophie zu studieren. Zwischen 1944 und 1955 veröffentlichte er viele Gedichte in verschiedenen Zeitschriften. Wegen politischer Gründe war er von 1950 bis 1952 im Gefängnis.
Ahmed Arif meistgelesener Lyriker der Türkei
Ahmed Arif wurde zu einem der meistgelesenen Lyriker der Türkei. Seine Lyrik fand aufgrund seiner Darstellung der anatolischen Folklore und seiner Originalität große Verbreitung. Bis heute erschienen 49 Neuauflagen seines Buches und es gab unzählige Raubdrucke. Zudem verwenden viele linke Musikgruppen und Sänger in ihren Texten Ausschnitte aus seinen Gedichten.
Während seines Lebens veröffentlichte Arif nur eine Gedichtsammlung 1968 mit dem Titel Hasretinden Prangalar Eskittim. Ahmed Arif verstarb am 2. Juni 1991 in Ankara. Sein Sohn veröffentlichte 2003 eine weitere Sammlung Gedichte mit dem Titel Yurdum Benim Şahdamarım.
Anatolien
Wiegen habe ich Noah gegeben,
Schaukel und Hängematten.
Wie ein Kind von gestern bin ich, ein Kind der Mutter Eva,
Aus Anatolien bin ich,
Kennst du das?
Verschämt bin ich,
Verschämt vor Armut,
Mit leeren Händen, nackt im Angesicht des Tages...
Sie frieren, meine Pflänzchen,
Meine Ernte fällt knapp aus.
Meine Brüderlichkeit, meine Arbeit,
Meine Gemeinschaft,
Sind von Atompilzen durchdrungen,
In der Welt der Dichter und Denker.
Bin ich einsam,
Einsam und weit weg.
Weißt du das?
In Jahrtausenden wurde ich aufgerieben.
Mit erschreckenden Reiterheeren zerrissen sie
Meinen süßen Morgenschlaf -
Herrscher, Aggressoren, Banditen,
Die mir Zoll abpreßten.
Ich bin weder Alexander dem Großen gefolgt,
Noch Sultan Murat*.
Sie kamen und gingen ohne Spuren zu hinterlassen!
Meinen Freund habe ich gegrüßt,
Und habe mich gesträubt...
Siehst du?
Und wie ich sie liebe, wenn du wüßtest!
Den Köroélu*,
Den Karayílan*,
Den unbekannten Soldaten...
Dann Pir Sultan* und Bedrettin*.
Und dann unzählige Lieben,
Die man gar nicht alle aufschreiben kann...
Wenn du wüßtest,
Wie die mich liebten!
Wenn du wüßtest, wie diejenigen, die in Urfa* geschossen haben,
Vom Minarett herab, hinter der Barrikade,
Hinter der Zypresse,
Dem Tod ins Gesicht gelacht haben!
Das mußt du unbedingt wissen,
Hörst du?
Laß dich nicht so hängen,
Sei nicht so betrübt, nicht so elend...
Egal wo du bist,
Ob in Freiheit, im Gefängnis, am Studiertisch oder als ganz
gewöhnlicher Mensch.
Schreite vorwärts erhobenen Hauptes.
Spucke dem Henker ins Gesicht,
und dem Ausnutzer, dem Kollaborateur und Verräter..
Halte durch -
Mit dem Buch, mit Arbeit,
Mit Zähnen und Klauen,
Mit Hoffnung, mit Liebe, mit Träumen.
Halte durch, laß mich nicht hängen.
Schau, wie ich wieder zu neuem Leben erwache,
In deinen ehrlichen, jungen Händen.
Töchter
Und Söhne werde ich in der Zukunft haben
Jede und jeder von ihnen ein unverzichtbarer Teil dieser Welt,
Und Knospe meiner jahrtausendelangen Sehnsucht.
Ich küsse deine Augen,
Deine Augen,
Meine einzige Hoffnung bist du,
Verstehst du?