Mittlerweile wohl keine absolute Neuigkeit mehr, da es zwischenzeitig etliche Nachahmer gibt, aber dennoch war es ein schönes Erlebnis, als plötzlich und unerwartet zauberhafte Klänge, durch die sonst so hektisch lebhaften und lauten Wartehallen am Flughafen Charles de Gaulle klangen.
So geschehen nach unserem Flug nach Paris in der Wartehalle zum TGV Zuganschluss. Zunächst dachten wir an Musik aus einer Lautsprecheranlage, die dann allerdings abrupt beendet war. Nach kurzem Rundgang durch die riesige Halle war die ursprüngliche Quelle gefunden: ein schwarzes Pianino in der riesigen Halle, das zunächst einem jungen Mann, dann von einer jungen Dame während des Zwischenaufenthalts bespielt wurde.
Wartezeit verkürzen – Fingerübung zur Erbauung anderer
Eine interessante Möglichkeit der Wartezeitverkürzung, die fast kostenlos noch zu einer Verbesserung des Reiseerlebnisses führen kann, so unsere ersten Gedanken. Gäste und Passagiere können mutig ihre Lieblingslieder auf dem öffentlichen Klavier vortragen, manche Reisende halten inne, da dieses Geschehen noch weitestgehend unbekannt ist. Wenn dann auch noch ein privater „Virtuose“ am Flügel sitzt, wird ein überraschend, melodischer Klang die Passagiere erfreuen und für etwas Entspannung sorgen. Wie schön und ganz im Gegensatz zu den üblichen Klängen von kaum verständlichen Lautsprecherdurchsagen, rollend lärmende Koffer und hektische, oftmals lautstark diskutierende Passagiere. „Good Vibrations“ für alle - die Musiker sind die Passagiere selbst.
Von Mozart bis Metallica – jede(r) wie er/sie möchte
Klar, dass das Pianino viel Aufmerksamkeit auf sich zog und so manch einen Passanten zum kurzen Innehalten veranlasste. Und wenn jedem Gast oder Passagier freier Zugang zur Verfügung steht, warum sollte er nicht sein Lieblingslied vor unbekanntem Publikum spielen. Wir hatten während unserer Projektarbeit einmal ein kleines Klavierkonzert am Campingplatz Rino initiiert, als eine junge Französin namens Judith sich an ihr mitgebrachtes Piano setzen wollte, um ein wenig "Übungen" zu machen. Innerhalb weniger Minuten waren zahlreiche Campinggäste dem Aufruf zu einem kleinen Open-Air Konzert gefolgt, hatten sich im Kreis um ihren 2 CV Citroen Kastenwagen versammelt. Und als wir dann so durch die Reihen gegangen waren, konnten wir mehr als ein Dutzend Nationalitäten registrieren. Wann wird sie dies je wieder erleben.
Das Schild vor dem schwarzen Pianino im Charles de Gaulle lädt jeden Passanten zum Klavierspiel ein. Es fehlte eigentlich nur der rote Teppich als zusätzliche Motivation. Amateurmusiker konnten jedes Lied spielen, das sie zu spielen vermögen: Musik von Strass bis Sinatra oder von Mozart bis Metallica.
Auch am Frankfurter Flughafen gibt es ein Passagierklavier
„Diese Initiative am Frankfurter Flughafen zielt darauf ab, die Zeit unserer Gäste am FRA-PO so angenehm wie möglich zu gestalten - indem den Passagieren eine musikalische Überraschung geboten wird“, so einer der Verantwortlichen. Bereits in den ersten Tagen konnten die Passagiere den Weg zum FRA-Piano finden, indem sie dem Klang der Musik folgten, bis sie in der Ferne eine Menschenmenge sahen. Mit Sicherheit erreicht unser Klavier für Passagiere die richtigen Höhen.“
Zu den Kommentaren begeisterter Passagiere gehören: „Es ist großartig - Live-Musik vor meinem achtstündigen Flug; Stoppen Sie die Musik nicht! “Das Klavier ist eine willkommene Abwechslung für Zuhörer und eine Gelegenheit für Passagiere mit musikalischen Neigungen, ihr Talent und ihre Liebe zur Musik zu präsentieren. „Mein Klavierlehrer sagt immer, ich sollte zeigen, was ich kann“, sagt der 10-jährige Antonius, als er sich ans Klavier setzt. Das Klavier steht vorerst (leider nur) für eine dreimonatige Testphase zur Verfügung.
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