Auch ein Brauchtum, dessen Entstehungsgeschichte nur teilweise geklärt ist, sind die überwiegend am Samstagabend vor Ostern entzündeten Feuer, die meist aus zusammen getragenen Ästen und Zweigen (Strauchschnitt), mancher Orts aber auch aus aufgestapelten Baumstämmen errichtet wurden.
An einigen Orten ist es auch üblich, oben auf den Stapel noch eine historische Hexenfigur aus Stroh zu platzieren, die mit dem Osterfeuer verbrannt wird. Das Osterfeuer bedient damit auch die Annahme kultischen Ursprungs zu sein.
In jedem Fall ist ein gemütliches Beisammensein am wärmenden Osterfeuer mit entsprechenden Getränken und Essbarem für viele Menschen fast schon ein Muss, wenn es am Samstag heißt, das Osterfeuer ruft. Fragt man die Teilnehmer nach den Ursprüngen dieses feierlichen Abbrennens von Holzresten, kommt oft das Argument, das der Brauch aus alten Zeiten stammt und dazu dient, den Winter endgültig zu vertreiben. Vermutlich glaubte man, dass die Kraft des Feuers eine reinigende Wirkung hätte und die keimende Saat vor bösen Geistern schütze könnte und so galten Osterfeuer auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte, wobei die Asche später auf die Felder verteilt wurde.
Noch heute werden die Holzstöße auf den ausgewählten Feldern so errichtet, dass sie weithin sichtbar sind. Dieser Brauch ist vor allem in ländlichen Gegenden üblich, wo die Dörfer einen Wettstreit um das höchste Feuer abhalten und die Holzstapel in den Nächten vor Ostern bewachen. Am Abend des Karsamstags trifft man sich dann gesellig zu Bier bzw. Glühwein, je nach Witterung. Bei dieser geselligen Runde entbrennt auch heute noch ein Wettstreit, mit Geldeinsätzen für den öffentlichen Zweck wie z. B. die Feuerwehrkasse, über den Zeitpunkt des Verbrennens bzw. Umknickens einer im Holzstapel aufgestellten Birke. In einigen Bezirken sind die traditionellen Osterfeuer auch zu touristischen Attraktionen geworden, die viele Besucher anlocken, so die Osterfeuer entlang der Unterelbe.
Später wurde dieser Brauch von Christen übernommen
In diversen Urkunden ist das Osterfeuer seit 1559 als weltliche Volkssitte bezeugt. Vorchristliche Traditionen dagegen sind bislang nicht belegt. Die seit 1906 entdeckten Plätze an verschiedenen Ausgrabungsorten sind meist Brandgruben oder Gargruben, eine Beziehung zum Osterfest konnte bislang nicht hergestellt werden. Die archäologische Forschung bezeichnet sie als Kultfeuer- oder Feuerstellenplätze.
In der katholischen Kirche wird vor der Feier der Osternacht ein kleines Feuer entfacht, das mit Osterfeuer bezeichnet wird. Nachdem sich die Gemeinde um das Osterfeuer versammelt hat, entzündet der Priester die Osterkerze am Feuer, die hiernach als Licht in die dunkle Kirche getragen wird. Die brennende Kerze versinnbildlicht dabei Christus als Licht der Welt. Wie einst das Volk Israel der Feuersäule durch die Wüste folgte, so folgen die Gläubigen Jesus Christus auf dem Weg vom Tod zum Leben. Im Osterfeuer selbst werden oft die Reste der Heiligen Öle aus dem Vorjahr verbrannt.
Regional unterschiedliches Brauchtum
Wie bereits erwähnt werden Osterfeuer überwiegend am Samstag vor Ostern entzündet, mancherorts, vor allem in Westfalen/Lippe, auch erst am Abend des Ostersonntags. Im Sauerland werden sie oft sogar erst am Ostermontagabend abgebrannt. In Bayern werden Osterfeuer auch Jaurusfeuer, Judasfeuer oder Jaudusfeuer = Judas-Verbrennung genannt und zu örtlich unterschiedlichen Zeiten am Osterwochenende aufgrund verschiedener Bräuche entfacht. Im Harz heißen die Feuer Ostermeiler, sie sind aus Reisig und Fichtengrün aufgeschichtet, mittendrin steht oft eine große Fichte senkrecht, die das Feuer weithin sichtbar macht. In Nordfriesland, vor allem auf den Nordfriesischen Inseln kennt man den Brauch des Biikebrennens am 21. Februar. Im Fuldaer Land gibt es einen ähnlichen Brauch des Hutzelfeuers am Sonntag nach Aschermittwoch.
Naturschützer warnen vor Osterfeuern
Da die Holzstapel über viele Wochen angesammelt werden, verkriechen sich häufig Kleintiere, die vor dem Anzünden des Osterfeuers verjagt werden müssen. Eine gute Lösung ist es, den Holzstapel vor dem Entzünden umzuschichten, was vieler Orts von der Feuerwehr überwacht und erledigt wird. In vielen Orten sind Osterfeuer heute genehmigungspflichtig. Teilweise wird auch Baumschnitt verbrannt, der wegen Insektenbefalls nicht kompostiert werden kann. Hier ist Verbrennen sogar die umweltfreundlichere Entsorgung dieses belasteten Materials. In Westfalen werden nach dem Dreikönigstag die Weihnachtsbäume von verschiedenen Jugendverbänden gesammelt, aufgeschichtet und verbrannt.
Aus Gründen des Umweltschutzes sind mancherorts Osterfeuer heute auch untersagt, da auch problematische Materialien oftmals mit verbrannt wurden.
Wie auch immer ein jeder zum Brauchtum des Osterfeuers stehen mag, schön anzusehen ist ein offenes, loderndes Feuer am abendlichen Himmel immer, vermittelt es doch ein wenig die Lagerfeuerromantik und Sehnsucht nach Abenteuern.
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