Heute leben in der Türkei etwa 20.000 Aramäer, die größte Teil dieser Volksgruppe lebt in Istanbul. Die Mitglieder dieser völkischen Minderheit sprechen bis heute Aramäisch, die als Sprache Jesu Christi gilt.
Die traditionelle Heimat der aramäischen Minderheit, liegt in der südostanatolischen Provinz Mardin. Dort stehen auch die uralten Klöster der aramäischen Christen; das wichtigste davon, Mor Gabriel, ist in den vergangenen Jahren durch einen Rechtsstreit mit dem türkischen Staat um die Ländereien auch international bekannt geworden.
Aramäisch zunächst besonders im Gebiet von Edessa
Da zur Zeit Jesu die aramäische Sprache von Palästina bis zum Perserreich und darüber hinaus verbreitet war, gibt es historisch weder eine einheitliche Christianisierung der Aramäer noch eine allen gemeinsame Kirchengeschichte. Insofern Jesus und seine Jünger eine Form des Aramäischen sprachen, gibt es ein aramäisches Christentum von Anfang an. Jedoch wird es sehr bald von einem Christentum griechischer Sprache überlagert, in der auch das Neue Testament verbreitet, Gottesdienst gefeiert und christliche Theologie betrieben wird. Als theologische und liturgische Sprache wird ein als Syrisch bezeichnetes Aramäisch zunächst besonders im Gebiet von Edessa und sodann in Mesopotamien östlich der Grenzen des Römischen Reiches bedeutsam.
Daraus gehen in der Spätantike die beiden großen Kirchen des syrischen Christentums hervor:
- die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien
- die ostsyrische „Kirche des Ostens“
Im Laufe der weiteren Geschichte erlangen weitere Kirchengruppen zusätzlich Bedeutung:
- die ebenfalls syrische Kirche der Maroniten
- die Syrisch-katholische Kirche und
- die Chaldäisch-Katholische Kirche, der in der Neuzeit mit dem römischen Papst
- unierte Zweig der „Kirche des Ostens“ (siehe auch Syrische Christen im Irak).
- die Aramäische Frei-Kirche, „Hito hirto Suryayto“, die meistens als Mhaymne
- (entsprechend arabisch muʾmin, „Gläubige“) bekannt sind.
- die Assyrisch-evangelische Kirche
- die Assyrische Pfingstkirche
Kleinere aramäischsprachige Gruppen gab und gibt neben der in Istanbul lebenden Gemeinschaft noch heute in den Patriarchaten von Jerusalem und Antiochien. Gemeinsam ist allen genannten Kirchen die Benutzung des (Alt)Syrischen als Liturgiesprache und seit langem die Herrschaft oder Vorherrschaft des Islam in ihren traditionellen Verbreitungsgebieten.
Unterrichtssprachen seien Aramäisch, Türkisch und Englisch
Ähnlich wie bei der Volksgruppe der Kurden war die eigene Sprache im Unterricht bislang verboten. Die aramäischen Christen in der türkischen Metropole Istanbul dürfen seit 1928 zum ersten Mal ihren Kindern Schulunterricht in der eigenen Sprache erteilen lassen. Rechtzeitig zum Beginn des neuen türkischen Schuljahres am 15. September hatte der Lehrbetrieb in der Vorschule für Vier- bis Sechsjährige eingerichtet werden können, teilte ein Sprecher des Metropoliten Yusuf Cetin am Montag in Istanbul der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Die Unterrichtssprachen seien Aramäisch, Türkisch und Englisch.
Die Schuleröffnung war über Jahre in zähen Prozessen von den Aramäischen Volksgruppen gerichtlich erkämpft worden.
Offiziell steht der türkische Staat auf dem Standpunkt, dass nur Griechen, Armenier und Juden als nicht-muslimische Minderheiten anerkannt werden und dass deshalb nur diese Gruppen einen Anspruch auf eigene Schulen haben. Ein Gericht entschied laut Presseberichten in dem Rechtsstreit aber für die Aramäer: Es gebe keinen Grund, der einen Unterricht in der aramäischen Sprache unmöglich mache. Ankara hatte in jüngster Zeit einige Beschränkungen für die Verwendung von Minderheitensprachen aufgehoben.
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