Aleviten - Entwicklung und Glaubensvorstellung
- Geschrieben von Portal Editor
Über den Ursprung des Alevitentums gibt es in der Wissenschaft unterschiedliche Theorien und Grundauffassungen. Eine Meinung tendiert dahin, dass es sich um eine Glaubensrichtung innerhalb der Schia (arab.: Partei, im Sinne der Partei Alis) handle.
Eine andere Ansicht vertritt die These, dass der Ursprung des Alevitentums eher vorislamisch sei, vielleicht gar in Mesopotamien liege und in der zoroastrischen Religion wurzelte.
Entstehungsgeschichte des Alevitentums
Diese Entwicklung wird vor allem auf Hadschi Baktasch Wali und weitere Geistliche zurückgeführt. Unter den Osmanen wurden die Aleviten als Häretiker verfolgt. Wegen der Unterdrückung und der bedrohten Lage der Aleviten unter anderen Muslimen kam es im Laufe der Zeit immer wieder zu blutigen Aufständen. Vom türkischen Staat werden sie bis heute nicht als religiöse Minderheit anerkannt.
Lehre und Brauchtum der Aleviten
Die Tradition vereint in gewissem Sinne die Schia mit Elementen aus den verschiedensten vorislamischen Religionen Mesopotamiens sowie aus dem Sufismus, der islamischen Mystik. Aleviten beten nicht in Moscheen und legen den Koran nicht wörtlich aus, sondern suchen die Bedeutung hinter den Offenbarungen. Sie leben nicht nach den „Fünf Säulen des Islam“, weil sie diese „Säulen“ als Äußerlichkeiten ansehen. Dem setzen sie ihre Mystik entgegen.
Der Glaube ist stark vom Humanismus und Universalismus bestimmt. Im Zentrum steht der Mensch als eigenverantwortliches Wesen in seinem Verhältnis zum Mitmenschen. Die Frage nach dem Tod und den Jenseitsvorstellungen ist demgegenüber nebensächlich. Die Seele wird als unsterblich gesehen; sie strebt durch die Erleuchtung die Vollkommenheit mit Gott. Die Lehre beinhaltet ebenfalls relevante Elemente aus dem Zoroastrismus. „Rechtes Handeln, rechtes Denken, rechtes Sprechen“. Die vier heiligen Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft entstammen ebenfalls aus dieser Lehre.
Gottesdienst und Gebet
Der Gottesdienst, Cem genannt, findet in einem Cemevi (Versammlungshaus) statt. Es werden Texte rezitiert und rituell Semah getanzt, analog der sufistischen Tradition. Allerdings wird der Tanz, anders als bei den Sufis von Frauen und Männern gleichzeitig und gleichberechtigt ausgeführt. Der Semah ist ein wichtiger ritueller Tanz und gehört zu den 12 Pflichten in der Cem-Veranstaltung. Sein Sinn ist das Einswerden mit Gott und der Natur.
Glaubensvorstellungen
Vorschriften
elinesahip ol: Beherrsche deine Hände. Es steht für das negative Potenzial, wozu Hände im Stande sind, also: Begehe keinen Diebstahl, zerstöre nicht und nutze Deine Hände für etwas Sinnvolles.
belinesahip ol: Beherrsche deine Lende. Die Lende steht als Synonym für Triebe, insbesondere sexueller Natur.
dilinesahip ol: Beherrsche deine Zunge. Die Zunge steht für Kommunikation und dass sie oft durch Unwahrheiten, aber auch durch unbedacht gewählter Wortwahl missbraucht wird und letztendlich eventuell mehr Leid erzeugen kann als vielleicht ein Schwert (z. B. Meineid, Verleumdung, Rufmord). Die Verbote des Tötens, des Diebstahls, der Verleumdung und des Ehebruchs gelten für Aleviten gegenüber allen Menschen. Damit wollen sie die Menschlichkeit und das Zusammenleben aller Menschen fördern.
Vier Tore
•Das erste Tor ist die Scharia, d. h. die Annahme der Gesetze und Pflichten der Gemeinschaft, in der man lebt.
•Das zweite Tor ist die Kenntnis der individuellen Rechte und Ansprüche, die man selber hat und stellt; d. h. was begehre ich, was ist mein?
•Das dritte Tor ist die Erkenntnis des Nächsten; d. h. was begehrt der Mitmensch, was gehört dem Mitmenschen?
•Das Erreichen des vierten Tores setzt die Beschäftigung mit den Rechten und Pflichten der Gemeinschaft voraus.
Geschichte
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