Martin Luther - Reformation und Hexenverbrennung
- Geschrieben von Portal Editor
Zu Zeiten Luthers lebten in Wittenberg nur etwa 2000 Menschen. Abgesehen von einigen Steinbauten wie Kirchen- und Bürgerhäusern waren die Dächer der meisten Lehmhütten noch vielfach mit Stroh bedeckt.
Zwischen 1500 und 1550 wurden nur 54 neue Häuser innerhalb des Festungsringes erbaut. Die Lücken in den Straßenzügen begannen sich gerade erst zu schließen, etwa zwischen dem Markt und der Stadtkirche. Zwischen Collegien- und Mittelstraße entstanden kleinere Handwerkshäuser ohne Hinterhöfe. Fast 40 Jahre - von 1508, mit einer kurzen Unterbrechung, bis 1546 - hat Luther im Wittenberger Augustiner Eremitenkloster gelebt. In der dortigen Turmstube konnte er zum ersten Mal in seinem Leben in einem eigenen, sogar beheizbaren Raum allein und unbeaufsichtigt arbeiten. Nach der Auflösung des Klosters und der Heirat Luthers im Jahr 1525 schenkte Kurfürst Friedrich III. dem Reformator und seiner Familie das Bauwerk.
95 Thesen - der Beginn der Reformationsbewegung
Ob der so genannte Thesenanschlag aber tatsächlich stattgefunden hat, ist umstritten. Schon der katholische Kirchenhistoriker Erwin Iserloh argumentierte 1961, dass erst Philipp Melanchthon einen Thesenanschlag überhaupt erst erwähnte. Melanchthon kann dabei nicht Augenzeuge des Ereignis gewesen sein. Bei Melanchthons Veröffentlichung aus dem Jahr 1546 war Martin Luther bereits nicht mehr am Leben. Die Anhänger des Thesenanschlages verweisen dagegen auf die Tatsache, dass die Theologische Fakultät der Universität Wittenberg vorschrieb, Aufforderungen zu akademischen Disputationen an Kirchentüren anzubringen. Auch der Historiker Daniel Jütte kam bei seinen Forschungen zu dem Ergebnis, dass Kirchentüren zu Zeiten Luthers eine wichtige Rolle als Informationstafeln im öffentlichen Raum spielten. Womöglich sei die Anbringung von Plakaten so alltäglich gewesen, dass Luther sie in seinen Schriften nicht erwähnte. Plakate, so der Historiker, seien jedoch eher mit Leim oder Siegelwachs angeklebt und nicht angehämmert worden, wie Melanchthon behauptete.
Auch Luther von der Existenz des Teufels überzeugt - Hexenverfolgung
„Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird... Wenn du solche Frauen siehst, sie haben teuflische Gestalten, ich habe einige gesehen. Deswegen sind sie zu töten.“ – Martin Luther
Luther trug mit seinen Predigten dazu bei, dass die Hexenverfolgung bereits im Jahr 1540 ihren Anfang in Wittenberg nahm: Prista Frühbottin wurde von dem kurfürstlichen Landvogt verhaftet, da man ihr vorwarf unter Mithilfe ihres Sohnes und zweier Knechte das Vieh auf der Weide vergiftet zu haben. In Wahrheit hatte eine Dürre das Vieh getötet. Die Angeklagten wurden nach dem Prozess und der Folter jedoch am 29. Juni 1540 auf dem Marktplatz an Eichenpfähle gebunden und von dem darunter entzündeten Feuer bei lebendigem Leibe verbrannt.
Der Künstler und Augenzeuge, Lucas Cranach der Jüngere, fertigte von dem Scheiterhaufen einen Holzschnitt an. Auch der Wittenberger Scharfrichter Magnus Fischer wurde verdächtigt, mit Prista Frühbottin in engen Kontakt gestanden zu haben. Er wurde aber ergriffen und zum Feuertod verurteilt, vollstreckt in Eisleben am 7. Juli 1540. In Wittenberg waren von 1540 bis 1674 mindestens 21 Menschen von Hexenverfolgung betroffen: Acht Hinrichtungen sind bezeugt, von 13 weiteren Verfahren ist z. T. der Ausgang nicht bekannt. Im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Prista Frühbottin heißt es in den überlieferten Unterlagen, dass viele andere inhaftiert und verurteilt wurden.
Der Rat der Lutherstadt Wittenberg hat am 30. Oktober 2013 eine sozialethische Rehabilitation der Opfer der Hexenverfolgung ausgesprochen.
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