Der Heilige Brun von Querfurt zwischen 974 und 1009
- Geschrieben von Portal Editor
Pandemiezeiten können dann doch am Ende auch etwas Gutes haben, denn wann sonst hätten wir je etwas über den Heilige Brun erfahren, dem wohl bekannteste Vertreter aus dem Adelsgeschlecht der Edlen Herren von Querfurt.
So hatten wir denn die eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten generell und dann insbesondere auf der Burg in Querfurt genutzt, doch etwas intensiver durch das ebenfalls geöffnet Museum zu schauen. Begegnungen mit anderen Interessierten gab es außer mit dem Personal an der Kasse nicht.
Bruns frühe Jahre auf der Burg in Querfurt
Brun kam wohl auf der Burg seiner Eltern um die Jahre 974/975 zur Welt, genauere Daten sind bis heute nicht wirklich bekannt. Seine frühe Erziehung erhielt er ebenfalls am Hof der Eltern. Wie damals für den zweitgeborenen Sohn üblich, war für ihn eine geistliche Laufbahn innerhalb der Kirche oder eines Klosters vorbestimmt. Die Alleinherrschaft mit Burg und Ländereien seines Vaters erbte, wie seiner Zeit üblich, sein älterer Bruder Gebhard. Eine standesgemäße Ausbildung erhielt Brun zwischen 986 und 995 an der Domschule von Magdeburg. Diese noch von Kaiser Otto I. eingerichtete Bildungsstätte zählte unter den Zeitgenossen zu einer der besten „Schulen“ im gesamten Reich. Hier wurde die geistige Elite ausgebildet, die für hohe kirchliche Ämter vorgesehen war.
Unterricht und Lehrzeit Bruns
Bedeutendes Vorbild und geistliche Laufbahn
Im Kloster Sanktae Bonifatius und Alexius in Aventino, wo sich auch Adalbert aufhielt, kam Brun 998 mit Romuald und dessen Lehren in Kontakt. Noch im selben Jahr legte er dort das Mönchsgelübde ab. Vermutlich unter dem Einfluss des Kaisers und durch das Charisma des Romuald ging Brun zusammen mit diesem im Jahr 1000 den Weg eines Eremiten und hielt sich in der Nähe von Rom auf. Zu dieser Zeit nahm er den Namen Bonifatius an - verweisend auf den Altkirchenvater Bonifatius von Tarsus, dem Patron des Klosters in Aventino, oder auf Winfried Bonifatius, der in Hessen und Thüringen missionierte und die beide bei dem Versuch den christlichen Glauben zu verbreiten ums Leben kamen.
Erste Kontakte nach Polen zu Boleslaw, dem Tapferen
Otto III. unterhielt enge Beziehungen Boleslaw den Tapferen, den er 998 zum Großfürsten der Polen machte. Mit ihm verabredete er gemeinsame Missionsunternehmungen. Auf einer Synode des Papstes Sylvester II., am 4. April 1001, an der auch Brun teilnahm, erbaten Gesandete Boleslaws die Entsendung von Missionaren nach Polen. Brun ging daraufhin als Eremit nach Pereum bei Ravenna, wo er mit seinen Vertrauten Benedikt und Johannes die Mission vorbereitet haben soll. Beide schickte Brun Ende 1001 nach Polen. Er selbst wollte ihnen folgen sobald er die päpstliche Legitimation die Mission durchzuführen erhielt. Im Januar 1002 starb allerdings Kaiser Otto III., was Bruns Vorhaben verzögerte, so dass er erst im Herbst des gleichen Jahres die päpstliche Lizenz bekam. Auch Benedikt und Johannes wurden zusammen mit drei weiteren Begleitern 1003 in Polen von Räubern ermordet. Brun widmete ihnen die vermutlich um das Jahr 1008 geschriebene „Lebensgeschichte der fünf Brüder“.
Missionsreisen und Martyrium
Zu dieser Zeit schrieb er die erste Fassung der „Lebensgeschichte des heiligen Adalberts“ von Prag. Zwischen 1005 und 1006 unternahm er wahrscheinlich mittels Botschafter den Versuch eine Missionsreise nach Schweden vorzubereiten. Unklar ist, ob er sich im folgenden Jahr wieder in Ungarn aufhielt und einen erneuten Versuch unternahm dort das Christentum zu verbreiten. Sicher ist seine Anwesenheit am Hof des Großfürsten Wladimir in der Kiewer Rus zwischen 1007 und 1008. Von dort aus reiste er an die Schwarzmeerküste und vermittelte erfolgreich bei Grenzstreitigkeiten mit dem Steppenvolk der Petschenegen. Außerdem nahm er 30 Taufen vor und setzte einen Bischof ein.
Noch im Jahr 1008 hielt sich Brun am Hof des Polenherzogs Boleslaws in Genesen auf, wo er den berühmten Brief an König Heinrich II. verfasste. Darin kritisiert er den Herrscher, der sich zu diesem Zeitpunkt im Krieg mit dem christlichen Boleslaw befand und dabei mit den heidnischen Lutizen verbündet war. Brun hebt hervor, dass christliche Herrscher nicht gegeneinander kämpfen sollten und sich vielmehr gemeinsam der Sache der Verbreitung des Evangeliums widmen mögen. Im gleichen Jahr brach der Querfurter Richtung Osten zu den heidnischen Pruzzen auf. Auch hier kommt wieder der Bezug zu Adalbert von Prag zum Tragen. Dort wurde er am 9. März 1009 zusammen mit 18 seiner Gefährten erschlagen. Brun erlitt so durch das Martyrium das gleiche Schicksal wie seine verehrten Vorbilder. Herzog Boleslaw soll seine Gebeine ausgelöst haben. Von deren Verbleib fehlt bis heute jede Spur.
Heiligenverehrung und sich entwickelnder Kult
Weitere Quellen unterstreichen die Spiritualität und bewirkten so eine Verklärung Bruns in dem sie mit seiner Person Motive aus der Leidensgeschichte Jesu Christus verbanden wie den Esel, auf dem er geritten sein soll. Außerdem wird ihm das Bewirken von verschiedenen Wundern nachgesagt, woraus sich eine Reihe von Sagen entwickelten, die vor allem in Querfurt Verbreitung fanden und dort bis heute erzählt werden. Die hoch- und spätmittelalterliche Verehrung Bruns beschränkt sich auf seinen Heimatort und die dazugehörige Umgebung. In verschiedenen liturgischen Kalendern vor allem in Polen, Litauen, Ungarn und Russland blieb der Name Bruns erhalten und somit auch die Erinnerung an ihn.
Als zentraler Gedenktag hat sich sein Todestag der 9. März etabliert. Als Schutzpatron wird er in den Diözesen von Łomża und Warmia in Polen sowie im Erzbistum Vilnius in Litauen verehrt. In Ungarn ist er einer der drei Nationalheiligen. Fünf Kirchen bestehen in Polen, die dem heiligen Brun geweiht sind. Vor allem in Gizycko (Lötzen) in Masuren, dem Ort in dessen Nähe Brun erschlagen worden sein soll, entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts ein Kult um seine Person. Immer am ersten Sonntag im Juli findet eine Prozession von der dortigen Brunskirche zum Brunskreuz hoch über den großen masurischen Seen statt, wo eine heilige Messe gefeiert wird. In Deutschland beschränkt sich die Verehrung auf Querfurt. Verschiedene Orte tragen noch heute seinen Namen, wie die Braunsstraße, der Braunsberg oder die Braunsmühle. Im Jahr 1935 wurde ihm mit dem Braunsbrunnen ein Denkmal errichtet.
Insbesondere die Feierlichkeiten anlässlich seines 1000. Todestags im Jahre 2009 bewirkten eine breite Auseinandersetzung mit seiner Person. In Gizycko fand eine heilige Messe an Anwesenheit hoher geistlicher Würdenträger unter vatikanischer Leitung statt. In Querfurt wurde ihm eine Sonderausstellung gewidmet, die eine wissenschaftliche Betrachtung seiner Person innerhalb zahlreicher Aufsätze ermöglichte.
Nur ein Mythos um den Heiligen Brun
Als Bruns Bruder Gebhard I. von Querfurt abwesend war, gebar seine Frau Neunlinge. Damals glaubte man, das bedeute, sie habe mit neun verschiedenen Männern geschlafen. Daher beauftragte sie ihre Magd, acht der neun Kinder zu ertränken. Als die Magd die Kinder in einem Kessel zum Teich trug, traf sie unterwegs auf Brun. Als dieser den Hintergrund erfuhr, nahm er die Kinder an sich. Er ließ eine Quelle entspringen und taufte die Kinder. Danach verteilte er die Kinder auf verschiedene Familien. Jahre später, als offensichtlich war, wer der Vater der Kinder ist, unterrichtete er seinen Bruder und dessen Frau über den Verbleib der Kinder.
Weitere Informationen zum Heiligen Brun finden Sie in den zur Sonderausstellung erschienen Begleitbänden:
Der Heilige Brun von Querfurt. Eine Reise in Mittelalter. Hrsg.: Landkreis Saalekreis , Querfurt 2009.
Brun von Querfurt. Lebenswelt, Tätigkeit, Wirkung. Fachwissenschaftliche Tagung am 26. und 27. September 2009 auf der Burg Querfurt, Hrsg.:Arno Sames, Querfurt 2010.
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