Taufe in der Ruhr – ein besonderes Erlebnis am Vormittag
- Geschrieben von Portal Editor
Eine morgendliche Ansammlung zahlreicher, wenig camping-affiner Menschen auf dem Campingplatz an der Ruhr hatte unsere Aufmerksamkeit gefunden und so war es mit Erscheinen des Platzwartes klar, dass wir fragen werden, was das für eine Gesellschaft ist.
Heute findet hier eine Taufe von mehreren Personen in der Ruhr statt, so seine Antwort. Unser Interesse war sofort geweckt.
Ganzkörpertaufe ist übliche Praxis in einigen Freikirchen
Natürlich wollten wir mehr wissen, u. a. auch ob wir Fragen stellen und auch fotografieren dürften. Wir wurden herzlich eingeladen, an dem Ereignis teilzuhaben. Nun waren wir gespannt auf das weitere Geschehen. Die Gruppe versammelte sich, auch Lautsprechertechnik wurde aufgebaut und erste Ankündigungen getätigt. Eine der Teilnehmerinnen hielt eine Rede, die auch als Predigt hätte gelten können. Es wurde viel gesungen und immer wieder jede Aktion von klatschendem Beifall begleitet. Überhaupt schien die lockere Atmosphäre in der Gemeinschaft zur Tagesordnung zu gehören, weit entfernt von klassischer Kirche. Unsere Fragen wurden offen und immer höflich beantwortet und so war das Geschehen am Vormittag ein Lernprozess mit zahlreichen neuen Erkenntnissen.
Ulrich Wilckens kommentierte einmal: Bei der Taufe durch Untertauchen mache der Mensch die elementare Erfahrung, hilflos in der Wasserflut zu versinken und angewiesen zu sein auf Hilfe und Rettung; „und die Erfahrung der Taufe als der Wirklichkeit dieser Rettung wird dann zum Grund eines das ganze Leben bestimmenden Urvertrauens in die göttliche Rettungskraft, die mitten in aller hilflosen Angst diese überwindet.“
Die Taufe durch Untertauchen blieb lange die Normalform des Taufvollzuges.
Wenn ihr all das Vorhergehende gesagt habt, „taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ in fließendem Wasser. Wenn du aber kein fließendes Wasser hast, dann taufe in einem anderen Wasser; wenn du es nicht in kaltem tun kannst, tue es im warmen. Wenn du beides nicht hast, gieße dreimal Wasser auf den Kopf „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Vor der Taufe soll fasten der Taufende, der Täufling und wer sonst kann; den Täufling lasse ein oder zwei Tage zuvor fasten.
Justin formulierte im 2. Jahrhundert, die Täuflinge würden „an einen Ort geführt, wo Wasser ist, und werden neu geboren in einer Art von Wiedergeburt …; denn im Namen Gottes, des Vaters und Herrn aller Dinge, und im Namen unseres Heilandes Jesus Christus und des Heiligen Geistes nehmen sie alsdann im Wasser ein Bad.“
Der Barnabasbrief erwähnt, dass sie ins Taufwasser hinab- und wieder hinaufstiegen.
Ägyptische Kirchenordnung Traditio Apostolica?
Die Traditio Apostolica, eine ursprünglich wohl ägyptische Kirchenordnung des 4. Jahrhunderts, setzt ein mit Stufen versehenes Taufbecken voraus. Priester, Täufling und Diakon stiegen nach dem Ritual der Salbung in das Wasser. Der Priester stellte die drei Tauffragen, und nach jeder bejahenden Antwort übergoss der Diakon den Täufling mit Wasser. Bei der Taufe von Frauen assistierten Diakoninnen.
Bei einer Beckentiefe von beispielsweise einem Meter ist zu berücksichtigen, dass das Becken wohl nicht bis zum Rand gefüllt war. Man kann nur Vermutungen darüber anstellen, wie die Taufe in diesen Becken ablief.
Eine Rekonstruktion geht davon aus, dass der Priester mit dem Täufling ins Wasser hinabstieg, sich dann in den Seitenarm des kreuzförmigen Beckens stellte und von hier aus die Taufe durch Untertauchen vollzog.
Eine andere Idee ist, dass Assistenten bei der Taufe mit ins Wasser stiegen und dem Täufling halfen, sich rückwärts fallen zu lassen und flach auf dem Boden des Taufbeckens auszustrecken. Nicht in allen antiken Taufbecken wäre das praktikabel gewesen.
Heute noch übliche Taufrituale der Mandäer
Zudem steht fließendes Wasser symbolisch für Gott. Diese uns bislang unbekannte Religionsgemeinschaft aus dem Irak und Iran errichtet sogar ihre Gebetshäuser an Flussläufen.
Außerdem soll jeder Mandäer versuchen, in der Nähe eines Flusses zu leben. Somit gilt es als große Sünde, ein fließendes Wasser zu verschmutzen.
Die Mandäer glauben an die Unsterblichkeit der Seele und an einen Gott. Sie nennen ihn „Den Lebendigen“ oder „Lichtkönig“. Ihr letzter Prophet war Johannes der Täufer.
Yassmen Yahya, die Vorsitzende der Synode der Mandäer in Australien:
Allerdings ist es für Mandäer eine gute Tat, Essensreste in den Fluss zu werfen. Damit sollen die Lebewesen im Fluss gefüttert werden.
Sehr schade war, dass es an diesem Tag so regnerisch war, denn normalerweise hätte nach der Taufzeremonie ein gemeinsames Mahl auf dem Platz stattfinden sollen, so erläuterte der Platzwart später. Bänke und Tische sollten bereits im Vorfeld aufgestellt werden. Jetzt wurde das gemeinsame Essen in das Gemeindezentrum verlegt, auch wir waren eingeladen worden. Überhaupt schien man großes Interesse zu haben, eine recht transparente, offene Gesellschaft zu demonstrieren, soweit kein Gedanke an „Bekehrung“ wie in so vielen anderen Religionsgemeinschaften.
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