Weihnachtszeit - Tannengrün ein christliches Symbol?
- Geschrieben von Portal Editor
Jetzt ist sie wieder da, die Vorweihnachtszeit mit dem Adventskranz aus Tannengrün und den vier Kerzen, deren Licht den sonntäglichen Frühstückstisch so romantisch verzaubert.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier..... so heißt es treffender weise im Volksmund. Und schon ist auch die Zeit des Tannenbaums gekommen, der je nach persönlichem Geschmack mit Kugeln und Lametta behängt die kommenden Wochen die Wohnzimmer verziert. Und schon schwärmen alle aus, auf der Suche nach dem passenden Baum. Kein Wunder, denn neben den immer noch aktuellen, echten "Tannenbäumen" gibt es eine breite Palette von Arten und Sorten, die heute angeboten werden. Selbst die Variante Kunststoff ist weit verbreitet. Bleibt die Frage, woher stammt dieses Brauchtum eigentlich.
Befreiung des Menschen von der Erbsünde
Die alten Römer nutzten Lorbeerzweige nicht zur zur "Krönung" eines sportlichen Siegers sondern auch um damit zum Jahreswechsel ihre Häuser zu schmücken. Weiter im Norden wurden Tannenzweige ins Haus gehängt, um bösen Geistern das Eindringen zu erschweren und gleichzeitig der Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings mehr Ausdruckskraft zu verleihen.
Der Apfel diente dabei als Zeichen der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis und erinnerte an den Sündenfall und an die Befreiung des Menschen von der Erbsünde durch Jesus Christus. Noch bis ins 19. Jahrhundert schmückte man in Norddeutschland seinen Christbaum mit Adam und Eva und einer Schlange aus Holz oder Gebäck.
Vom Tannengrün zum Christbaum
Von 1539 gibt es wieder einen urkundlichen Beleg, dass im Straßburger Münster ein Weihnachtsbaum aufgestellt wurde. Die Zünfte und Vereine waren es schließlich, die ein immergrünes Bäumchen in die Zunfthäuser stellten. In einer Lohnabrechnung der Reichsstadt Gengenbach von 1576 wird erwähnt, dass der Förster „ime Strohbach“ einen „Wiehnachtsbaum uf die Ratsstuben“ gebracht habe.
Auch die nächste Nachricht über den Weihnachtsbaum stammt aus Straßburg. In einer zwischen 1642 und 1646 verfassten Schrift ereiferte sich der Prediger am Münster Johann Conrad Dannhauer gegen den Brauch, in den Häusern Weihnachtsbäume aufzustellen: „Unter anderen Lappalien, damit man die alte Weihnachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begehet, ist auch der Weihnachts- oder Tannenbaum, den man zu Hause aufrichtet, denselben mit Puppen und Zucker behängt, und ihn hernach abschüttelt und abblühen (abräumen) lässt. Wo die Gewohnheit herkommt, weiß ich nicht; ist ein Kinderspiel“.
Seit dem 18. Jahrhundert zieht der Christbaum in die Wohnungen ein
Von Johann Wolfgang von Goethe stammt eine der ersten Erwähnungen des Weihnachtsbaums in der deutschen Literatur. In den Leiden des jungen Werther (1774) besucht der Protagonist am Sonntag vor Weihnachten die von ihm verehrte Lotte und spricht von den Zeiten, da einen die unerwartete Öffnung der Türe und die Erscheinung eines „aufgeputzten Baumes“ mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln in paradiesisches Entzücken versetzte.
Friedrich Schiller hat in seinen Werken zwar keine Weihnachtsszene geschildert, aber er liebte das Fest unter dem Baum. 1789 schrieb er an Lotte, dass er zu Weihnachten nach Weimar komme und meinte: „Ihr werdet mir hoffentlich einen grünen Baum im Zimmer aufrichten.“
E. T. A. Hoffmanns Märchen Nussknacker und Mausekönig aus dem Jahre 1816 ist das erste Berliner Literaturdenkmal, in dem der Lichter glänzende, mit goldenen Äpfeln und Bonbons geschmückte Tannenbaum in der Mitte der Weihnachtsbescherung erscheint.
Da Tannenbäume in Mitteleuropa selten waren, konnten sich diese zunächst nur die begüterten Schichten leisten, und die Stadtbevölkerung musste mit Zweigen und anfallendem Grün auskommen. Erst als ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermehrt Tannen- und Fichtenwälder angelegt wurden, konnte der städtische Bedarf gedeckt werden.
Die Kirche, der große Waldgebiete gehörten, schritt gegen das Plündern des Waldes zur Weihnachtszeit ein. Mit der Zeit übernahm sie den Brauch. Als in evangelischen Kreisen der Christbaum ins Brauchtum übernommen wurde, trat der Christbaum seinen wirklichen Siegeszug an. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ist der Weihnachtsbaum auch in den katholischen Regionen Deutschlands und Österreich bezeugt.
Harvard-Professor Karl Follen stellte als erster einen Weihnachtsbaum auf
1832 stellte der deutschstämmige Harvard-Professor Karl Follen als erster einen Weihnachtsbaum in seinem Haus in Cambridge (Massachusetts) auf und führte so diesen Brauch in Neuengland ein.
Nach Nordamerika gelangte der Christbaum durch deutsche Auswanderer und Matrosen. Alte US-Zeitungen berichten, Gustav Körner habe die typisch deutsche Sitte des beleuchteten und geschmückten Weihnachtsbaums in den USA eingeführt – und dies schon bald nach Ankunft im Bundesstaat Illinois zu seinem ersten Weihnachtsfest in den USA im Jahr 1833. In den USA wurden schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts Christbäume aus Eisen hergestellt.
Auf dem Petersplatz in der Vatikanstadt wurde 1982 erstmals ein Weihnachtsbaum aufgestellt. Desgleichen wird jedes Jahr mit Beginn des Weihnachtsmarktes ein Tannenbaum auf dem Hamburger Rathausmarkt aufgestellt, der ein Geschenk eines nordischen Staates an den Stadtstaat ist.
Der Weihnachts- oder Christbaum hat sich etabliert.
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