Bürgerforum besorgt über Christenverfolgungen
Bei der jüngsten Vorstandssitzung des Wertinger Bürgerforums war laut einer Pressemitteilung zunächst das Massaker von Malatya ein Thema, bei dem 2007 in der türkischen Stadt drei Christen wegen ihres Glaubens brutal ermordet worden waren.
Stadtrat Helmut Sporer informierte über ein Schreiben von Frau Geske, der Witwe eines der Opfer, dass die Gerichtsverhandlung weiter äußerst schleppend verlaufe und kürzlich ein Kronzeuge acht Tage lang aussagte, wobei massive Zeugenschutzmaßnahmen notwendig waren. Ein Urteilsspruch sei nicht absehbar. Beobachter vermuten, dass die Tat politische Hintergründe hatte und der Prozess von der türkischen Justiz immer wieder verschleppt werde.
Die Vorgänge in der Türkei beunruhigen die Mitglieder des Bürgerforums. Hingewiesen wurden auf die brutale Niederschlagung von Demonstrationen, die Lockerung des Kopftuchverbots und die Beschränkung des Alkoholausschanks. „Die Ankündigung des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, künftig gemeinsame Wohnheime unverheirateter männlicher und weiblicher Studenten zu verbieten und die Geschlechtertrennung von einer Art Religionspolizei kontrollieren zu lassen ist laut Bürgerforum ein weiterer Beleg für die Entwicklung derTürkei zu einem islamischen Gottesstaat“, erklärte Edmund Füssel. Georg Dietmayer begrüßte deshalb, dass der EU Abgeordnete Markus Ferber fordert, nun die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei endlich zu beenden.
Dass die Entwicklung der Türkei nicht nur eine interne Angelegenheit eines fremden Landes sei, unterstrich Dietmar Gang. Schließlich seien die rund 850 Niederlassungen der türkisch-islamischen Kulturvereine DITIB inDeutschland, unter anderem in Wertingen, ein Ableger der staatlichen türkischen Religionsbehörde und an den islamistischen Kurs von Erdogan gebunden. Das mache die Integration noch schwieriger, bemerkte Vorsitzender Hans Moraw.
Anton Mayer berichtete, dass derzeit weltweit an die 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt und diskriminiert werden. Vielfach geschehe dies unbemerkt von der Weltöffentlichkeit.
Das Bürgerforum hat deshalb zu diesem Thema eine Informationsveranstaltung organisiert und einen Referenten des anerkannten überkonfessionellen christlichen Hilfswerks Open Doors eingeladen. Open Doors ist seit fast 60 Jahren in mehr als 50 Ländern für verfolgte Christen im Einsatz und veröffentlicht jährlich den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Darunter befindet sich unter anderem auch Katar, wo 2022 die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen werden soll.
Termin: Die Informationsveranstaltung mit einem Vertreter von Open Doors findet am kommenden Sonntag, 24. November 2013, um 20 Uhr im Landgasthof Stark in Gottmannshofen statt. Der Eintritt ist frei.
Open Doors
Open Doors ist ein 1955 gegründetes überkonfessionelles christliches Hilfswerk, das sich in über 50 Ländern der Welt für Christen einsetzt, die aufgrund ihres Glaubens benachteiligt oder verfolgt werden. Die deutsche Niederlassung des internationalen Werkes (früher „Offene Grenzen“) sitzt in Kelkheim bei Frankfurt am Main und steht der Evangelischen Allianz nahe.
Nach Angaben der Organisation seien Christen die weltweit am stärksten verfolgte Glaubensgruppe. Über 100 Millionen Menschen litten wegen ihres christlichen Glaubens unter Verfolgung – sei es in islamischen Ländern, totalitären Staaten oder in Gebieten, in denen Gewalt herrscht. Sie würden häufig als Menschen zweiter Klasse gelten, denen einzelne Grundrechte, speziell die der freien Religionsausübung, verweigert werden.
Open Doors versucht nach eigenen Angaben mit seiner Arbeit der in Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen garantierten Religionsfreiheit Geltung zu verschaffen:
„Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, in der Öffentlichkeit oder privat, durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung von Riten zu bekunden.“