Pilger – Haddsch, Pilgerwege und Wallfahrtsfeste
Schon in frühester, menschlicher Entwicklungsgeschichte gab es sogenannte heilige Orte, zu denen die Menschen aufgrund ihres Glaubens an den einen Gott, ihrer Götter oder aufgrund anderer Kulte wanderten.
Das Wort Pilger, oder das früher häufig verwendet „Pilgrim“, entstammen dem lateinischen Wort „peregrinus“, was in der Übersetzung mit „in der Fremde sein“ gedeutet werden kann. Als Pilgers Mann oder Pilgers Frau wurde eine Person bezeichnet, die aus religiösen Gründen in die Fremde, man sagt auch auf eine Wallfahrt geht. Ob der Anlass nun eine sich selbst auferlegte Buße, die Erfüllung eines Gelübdes, die Hoffnung auf Gebetserhörung zum Vortragen eines bestimmten Zweckes oder das Bemühen zum Erhalt eines Sündenablasses zum Ziel hat, ist so vielschichtig wie die dazu gehörigen Orte und Anlässe. Oft zählt auch die Heilung von Krankheiten, die religiöse Vertiefung des eigenen Glaubens oder nur die Danksagung an einem Ort, der als heilig betrachtet wird. Dieser Ort kann ein Tempel sein, eine Wallfahrtskirche oder eine Höhle, ja, selbst Baumheiligtümer werden von Pilgern besucht. Wir selbst waren von einer Gruppe türkisch-armenischer Wallfahrer an einem Wasserfall bei Gömbe überrascht.
Früher war man immer und grundsätzlich zu Fuß unterwegs
In vielen unserer Artikel haben wir schon auf Pilgerstätten hingewiesen und dabei wird immer wieder deutlich, wie ähnlich sich doch die drei wesentlichen monotheistischen Religionen sind, sowohl in ihren schriftlichen Ausführungen als auch in den mit ihr in Verbindung stehenden Aktivitäten. Auch das Pilgern ist ein typisches Beispiel dafür.
Der wohl bedeutendste Wallfahrtsort der Welt
Landweg von Bordeaux bis nach Jerusalem
„Wer viel pilgert, wird selten heilig“
Heute werden Wallfahrten und Pilgerrouten vor allem in der katholischen Kirche in Abgrenzung zum protestantischen Glauben gefördert. Wer einmal in Lourdes, einem der bekanntesten Pilgerziele der Marienwallfahrt gewesen ist, weiß über die Attraktivität dieser Stätten für die Gläubigen zu berichten. Mit Reisebussen werden Menschenmassen bewegt, die dann in langen Zügen zu den Heiligen Stätten pilgern und sich mit gesegnetem Wasser versorgen. Oftmals sind es gerade die „Wunderheilungen“ von todkranken Menschen, die zur zusätzliche Attraktivität eines Wallfahrtsortes beitragen. Selten haben wir eine derart kommerzialisierte Innenstadt mit seinem riesigen Angebot an Flaschen und Gefäßen gesehen wie in Lourdes. In den letzten Jahrzehnten ist neben vielen anderen Pilgerwegen, auch der Jakobsweg zunehmend wieder entdeckt worden. Seit neuestem sind es aber auch Orte, die auf die Spuren des Apostels Paulus führen: Tarsus, Antakya und Kappadokien. Zunehmend wird auch das islamische Land Türkei in den Pilgertourismus eingebunden. An einigen Orten sind bereits ehemals christliche Gebäude restauriert und renoviert worden, hierzu zählt auch die Basilika des Apostels.
Die Pilgerfahrt im Koran als religiöse Pflicht
„Und die Menschen sind Gott gegenüber verpflichtet, die Wallfahrt nach dem Haus zu machen – soweit sie dazu eine Möglichkeit finden.“ – Sure 3, Vers 97. Die Person, die den Haddsch vollzogen hat, trägt daher den Ehrentitel «Hāddsch».
Die folgende Tabelle listet die Pilger nach Mekka aufgeschlüsselt nach Jahren und danach, ob sie saudische Staatsbürger sind.
n.H./n. Chr. Saudis Nicht-Saudis Gesamt Anteil Nicht-Saudis
an Gesamtzahl
1416/1996 784.769 1.080.465 1.865.234 58 %
1417/1997 774.260 1.168.591 1.942.851 60 %
1418/1998 699.770 1.132.344 1.832.114 62 %
1419/1999 775.268 1.056.730 1.831.998 58 %
1420/2000 571.599 1.267.555 1.839.154 69 %
1421/2001 549.271 1.363.992 1.913.263 71 %
1422/2002 590.576 1.354.184 1.944.760 70 %
1423/2003 610.117 1.431.012 2.041.129 70 %
1424/2004 592.368 1.419.706 2.012.074 71 %
1425/2005 629.710 1.534.769 2.164.469 71 %
1426/2006 573.147 1.557.447 2.130.594 73 %
Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist sogar das maskuline arabische Wort „Haddsch“ mit dem hebräischen Wort חג (Chag „Fest“) verwandt, das im biblischen Kontext für die drei jüdischen Wallfahrtsfeste Pessach, Schawuot und Sukkot verwendet wird. In gleicher Bedeutung existiert die Wurzel auch im Aramäischen und seinen späteren Ausläufern.
Kaum ein gläubiger Pilger wird den Glauben des anderen Pilgers missachten oder gar verspotten
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