Das Schattenspiel Karagöz und Hacivat
Die Komödie und der Lobsprecher unserer traditionellen Kultur sind wichtige Ecksteine der Schattenspiele “KARAGÖZ & HACIVAT”, die schon vor Jahrhunderten erfunden wurden.
- Die traditionelle Komödie im Schattentheater
Diese Schattenspiele hatten die Menschen amüsiert aber auch gleichzeitig Mitteilungen übermittelt, die die Menschen zum Nachdenken brachten. Teilweise spielten die Vorführungen auch eine große Rolle, um das gesellschaftliche Bewusstsein zu bilden.
Mit einer Lichtquelle, die von hinten auf die aus Leder hergestellten Figuren leuchtet, wurden deren Schatten auf eine Leinwand oder einen Vorhang projektiert, so das dort durch das Bewegen der Figuren Schattenspiele gezeigt werden konnten. So entstand diese Kunst der östlichen Kultur, über die bis heute verschiedene Legenden erzählt werden.
Seit wann die Technik dieser Schattenspiele unter dem türkischen Volk verwendet wurde, ist nicht genau bekannt aber es gibt eine Vielzahl von Hintergründen über die Technik und dessen Figuren als ‚Hacivat und Karagöz‘. Die bekannteste Idee einer der Geschichten entstand in der Zeit des Sultan Orhan (1324-1362) während des Baus der Ulucami Moschee in Bursa.
Aufgrund der Dialoge und Diskussionen zwischen dem Eisenschmied Kambur Bâli Çelebi (Karagöz) und dem Maurer Halil Haci Ivaz (Hacivat), die am Bau der Moschee arbeiteten, verließen weitere Arbeiter ihren Arbeitsplatz und hatten sich die beiden angeschaut, wodurch der Bau ziemlich langsam lief, da sich die Arbeiter durch die Dialoge der Beiden köstlich amüsierten. Dem König gefiel das überhaupt nicht und er ließ die beiden erhängen. (Nach einer anderen Legende wurde Karagöz nicht erhängt und der Hacivat starb auf einer Pilgerreise.). Der König leidet später unter seiner Entscheidung und sein Untertan Şeyh Küşterî wollte den König trösten. Er zog seinen weißen Turban ab und machte daraus einen Vorhang, wo er dann mit seinen Sandalen (Çarik) Hacivat und Karagöz darzustellen versuchte, in dem er die lustigen Dialoge wiederholte. Ab dem Tag wurden dann Karagöz Spiele in diversen Räumen vorgeführt. Heute wird auch der Karagöz Vorhang als Şeyh Küşterî Agora benannt und der Şeyh Küşterî wird als der Vater der Karagözspiele angenommen.
Der Hauptspieler des Spieles ist Karagöz, der nicht zu Schule ging und ein sehr naiver Mann war, aber auch gleichzeitig den Verstand und die Schläue, besser Einfältigkeit des Volkes darstellt. Hacivat dementgegen ist etwas gebildet und mag daher gerne Fremdwörter verwenden, er kennt jeden, ist sehr schlau und sucht bei jeder Angelegenheit einen Gewinn zu erzielen. Er lässt meistens den Karagöz arbeiten und steckt sich selbst den Gewinn ein. Karagöz, der die Fremdwörter von Hacivat nicht versteht, oder vielleicht auch nur so tut, als ob er es nicht versteht, interpretiert die Sätze von Hacivat falsch, so dass dieses zu lustigen Missverständen führt.
Nach dem die Diskussionen von Karagöz und Hacivat geendet hat, kommen diverse Leute hinter den Vorhang spielen eine Geschichte, am Ende des Spieles sagt dann Hacivat;“ 'yıktın perdeyi eyledin viran' (Du hast den Vorhang zerstört und vernichtet) und verlässt den Vorhang, der Karagöz, der noch hinter dem Vorhang steht, sagt; 'her ne kadar sürç-ü lisan ettikse affola' (Verzeiht uns bitte, falls wir Missverständnisse verursacht haben) und verlässt ebenso den Vorhang.
Die Karagöz Spiele, in denen alltägliche Tagesabläufe lustig dargestellt wurden, sind dann nach der Reformzeit von den Texten her auswendig gelernt und vorgespielt worden, somit wurde die Tradition der Improvisierungen verlassen. Die Karagöz Kunst kann höchstwahrscheinlich nur mit den Improvisierungen wieder als eine Tradition erlebt werden.
Seit dem Şeyh Küşteri wurden die Figuren durch das Aufbringen der natürlichen Farben aus der Hand von Hayali wesentlich lebendiger.
Die Person, die den Karagöz vorspielt, wird HAYÂLÎ benannt, die Hilfskraft wurde mit Yardak benannt. Der Titel Hayali, wird dem Yardak, der lange Jahre bei einem Meister arbeitet (als Hilfskraft, Praktikant) dann gegeben, wenn er in der Lage ist, die Karagöz Hacivatspiele fehlerfrei vorspielen zu können. Keiner kann einfach so hervortreten und sagen, “Ich bin ein Hayali”. Man muss sich diesen Ruf tatsächlich erarbeiten.
Ein echter Karagöz Meister macht seine Figuren aus Leder selbst und malt diese mit pflanzlichen Naturfarben an, jeder Typ wird mit einem anderen Stimmton und mit einem anderen Dialekt synchronisiert (inklusive Frauen Stimmen).
Emin Şenyer
Ich bin bei dem größten aller Karagöz Meister, bei dem Hayâlî Safderî Metin Özlen aufgewachsen. Mein Meister hatte mir bei der Entstehung eines Dokumentarfilms, der vom Kanal TRT aufgenommen wurde, den Titel Hayali gegeben und zusätzlich gab er mir einen Spitznamen. "Du verarbeitest die Leder sehr gut. Früher wurden die Ledermeister, die mit Leder sehr gut umgehen konnten, Saraç benannt, daher wird dein Name ab jetzt Hayâlî Saraç Emin sein" und gab mir damit die Ehre meines Lebens. Und ich konnte erst ab dem Zeitpunkt professionell Karagözspiele vorspielen.
Die Figuren sind von Emin Şenyer angefertigt worden.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.karagoz.net
Hintergrundinformationen zum Karagöztheater
Die Haupt-Figuren sind Karagöz und Hacevit. Karagöz ist ein lebensfroher, einfacher, aber witzig-gerissener Mann aus dem Volk. Er ist eine ungehobelte, sinnenfreudige Figur, die aus Geldmangel häufig Aufgaben übernehmen muss, denen sie nicht gewachsen ist (z.B. Briefeschreiben für andere). Hacivat ist ein gebildeter Vertreter der städtischen Bildungsschicht und der höfliche Nachbar des Karagöz. Neben diesen beiden Figuren treten im Karagöztheater weitere Charaktere auf. Bei diesen handelt es sich um Repräsentanten der Istanbuler Gesellschaft und der verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen des Osmanischen Reiches, aber auch um Randgruppenvertreter sowie Fabelwesen.
Traditionell wurde das Schattenspiel während des Fastenmonats Ramadan und bei Beschneidungsfesten aufgeführt. Die Aufführungen fanden in Kaffeehäusern, in Privatwohnungen wohlhabender Bürger, aber auch am Sultanshof statt. Die Spielfiguren bestehen aus gefärbtem, durchscheinendem Rinder- oder Kamelleder, sind in sich beweglich und meist 20-40 Zentimeter hoch. Sie werden gegen ein mit Öllampen oder Kerzen erleuchtetes Gewebe gedrückt und mit Stöcken bewegt.
Alle Schattenspielfiguren werden von einem einzigen Karagözspieler geführt. Er spricht die Stimmen der verschiedenen Figuren, singt auch Lieder und sorgt für Begleitgeräusche.
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