Tanzlinden - Bäume uralter Bedeutung und Funktion
- Geschrieben von Portal Editor
Auf unseren Touren durch Kleinstädte und Gemeinden sind uns oftmals Lindenbäume aufgefallen, die zu besonderen Anlässen auf Dorfplätzen gepflanzt worden waren und somit, neben ihren Funktionen als Schatten- und Sauerstoffspender, weitere Bedeutungen im Leben der Bewohner haben müssen.
Linden erreichen je nach Art maximale Wuchshöhen zwischen 15 (z.B. die Krimlinde) und 40 Metern. Der erreichbare Stammdurchmesser variiert ebenfalls von Art zu Art, liegt in der Regel zwischen 1 und 1,8 Metern. Linden können an günstigen Standorten ein Alter von bis zu 1000 Jahren erreichen.
Lindenblättertee ("Ihlamur Çayı") ein sehr beliebter Kräutertee
Es gibt Studien zu ihren Inhaltsstoffen, so wirkt Lindenblütentee aufgrund der Schleimstoffe bei Katarrhen der Atemwege Hustenreiz stillend und lindert Halsschmerzen. Andere Inhaltsstoffe wie die Glykoside geben der Lindenblüte eine krampflösende, schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung.
Bei den Slawen sowohl als auch bei den Germanen galt die Linde als heiliger Baum, der im Volksmund gar der Göttin Freya zugeschrieben wird, was sich aber wissenschaftlich gesehen nicht eindeutig belegen lässt. Heute tragen etwa 850 Orte oder Ortsteile in Deutschland Namen, die auf den Lindenbaum zurückzuführen sind, so leitet sich beispielsweise der Name der Stadt Leipzig vom sorbischen Wort Lipsk ab und bedeutet Linden-Ort. Bei den Sorben findet man eine Vielzahl weiterer Verbindungen zur Linde, so ist das Lindenblatt auch Symbol des sorbischen Volkes.
Idee zur Deutschen Tanzlindenroute in Limmersdorf geboren
In vielen Orten über ganz Mitteleuropa verteilt wurden früher Lindenbäume gepflanzt, die das Zentrum des Ortes bildeten und als Treffpunkt im Dorf für Jung und Alt galten. Hier wurden aktuelle Nachrichten ausgetauscht, hier hielt man auch Brautschau. Ein Brauch des Mittelalter war auch, nach Kriegen oder Epidemien eine Friedenslinde zu pflanzen, so sind vieler Orts nach dem Deutsch-Französischen Krieg der Jahre 1870 / 71 Linden gepflanzt worden. Im thüringischen Ponitz gilt die "Friedenslinde am Dreierhäuschen" als Erinnerung an den Westfälischen Frieden.
Im Westen schließt sich in Hessen die Schwalm-Eder Region mit einigen angrenzenden Standorten bis ins Rheingau hinein an; herausragend sicherlich die älteste Linde Deutschlands in Schenklengsfeld.
Als dritte Landschaft, in der diese Tradition nachweisbar lange und stark verwurzelt war und ist, hat sich Hohenlohe in Baden-Württemberg heraus kristallisiert, einer traditionell stark mit Franken verbundenen Region. Aus dem Rahmen fällt eine Reihe von - früher wahrscheinlich ebenfalls zu Tanzzwecken geleiteten - Linden in Westfalen, die bis zum Niederrhein reicht, die aber keine nachweisbaren Wurzeln in den oben beschriebenen Regionen haben.
Stufenlinden um Schweinfurt herum
Als auffällige Besonderheit sind die Stufenlinden um Schweinfurt herum zu nennen, an denen sich offensichtlich auch einige Dörfer in Thüringen orientiert haben. Dort gibt es eine Reihe von mehrstufig geleiteten Linden, die zwar oft als Tanzlinden bezeichnet werden, aber eigentlich diese Funktion nie ausgefüllt haben.
Die Proklamation der Deutschen Tanzlinden Route im Jahr 2010 soll ein Grundstein für die Arbeit des Deutschen Tanzlindenmuseums sein, alle Gemeinden, Vereine und auch Einzelpersonen, die sich an einem dieser Standorte für das Thema interessieren, sind herzlich eingeladen, mitzuwirken. Im Laufe der Zeit soll aus dieser Zusammenarbeit eine tolle Karte und eine wie auch immer geartete Organisation entstehen, die dafür sorgt, das an allen Standorten, die dort Einheimischen und die Besucher umfassend über die Tanzlinden informiert werden.
Eine interessante Idee, dieses alte Kulturgut am Leben zu erhalten. Gutes Gelingen.
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