Weihnachtspyramiden – ein Beispiel aus Eckartsberga
- Geschrieben von Portal Editor
Und nun leuchten und drehen sie sich wieder, die oftmals handwerklich hergestellten Lichtergestelle aus Holz, die im Freien oder auch zu Hause als vorweihnachtliche Dekoration die Herzen erwärmen sollen.
Ja, es ist die Rede von den Weihnachtspyramiden, die vor allem aus dem Erzgebirge stammend, heute als ein Bestandteil der Volkskunst gelten und in Städten und Privathaushalten weit verbreitet sind. Wir waren im Nachbarort Eckartsberga unterwegs, wo wir auf die in den Bildern gezeigte Weihnachtspyramide stießen.
Zum Ursprung der Weihnachtspyramide
Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bildete die Berliner Weihnachtspyramide „Perjamide“ das Glanzstück der Weihnachtsbescherung in Berlin. Diese meist einfachen mit Tannengrün umwundenen pyramidenförmigen Draht- und Holzgestelle wurden geschmückt, dienten als Lichtträger und wurden auf Weihnachtsmärkten verkauft oder selbst hergestellt. Ende des 18. Jahrhunderts wurden diese Pyramiden in vielen bildlichen Darstellungen verwendet und galten im 19. Jahrhundert als „Markenzeichen“ des Berliner Weihnachtsmarktes.
Der Begriff Pyramide für eine lichttragende Weihnachtsdekoration (im Erzgebirge besser unter dem Begriff Peremett bekannt), die in der Kirche aufgestellt wurde, soll erstmals 1716 in der Schneeberger Stadt- und Bergchronik gebraucht worden sein. Dort heißt es rückblickend auf die Zeit vor der Renovierung der St. Wolfgangskirche, dass die Besucher der Christmette am 1. Weihnachtsfeiertag brennende Kerzen mit in die Kirche gebracht haben und dort „die eitele und allerley Illumination liebende Jugend … Pyramiden von lauter Lichtern aufgebauet“ hat. Bei diesen Pyramiden scheint es sich eher um eine Ansammlung von zahlreichen brennenden Kerzen in Form einer Pyramide, nicht um die Weihnachtspyramiden im heutigen Sinne gehandelt zu haben.
Die karussellartig aufgebauten Gestelle werden sowohl mit christlichen Motiven (wie z. B. Engelfiguren und Christi Geburt) als auch mit weltlichen Motiven (z. B. Bergleute und Waldmotive) angefertigt und werden traditionell mit Hilfe der aufsteigenden Wärme von den Kerzen angetrieben, die ein Flügelrad und den damit über einen Stab verbundenen Teller in Bewegung setzt.
Pferdegöpel als Vorbild für die Drehachse der Weihnachtspyramide
Als um 1830 das billige Paraffin entdeckt wurde, das die teuren Talgkerzen oder Rüböllämpchen, mit denen die Pyramiden bis dahin angetrieben worden waren, ersetzte, erlebte die erzgebirgische Pyramide einen Aufschwung. Es entstand eine Vielzahl von Motiven und Stilen, wie z. B. gotischer und orientalischer Stil sowie das Waldmotiv. Auf die Teller stellte man Figuren aus zahlreichen Themengebieten, unter anderem die Geburt Christi, Bergparaden und Tiere des Waldes.
Großpyramiden im Erzgebirge
Bis in die 1950er Jahre gab es im Erzgebirge ganze 10 Ortspyramiden, sie waren noch die Ausnahme. Die vermehrte Ausbreitung begann in den 1960er Jahren und in den 1970er Jahren. Nach der Wende, ab 1990 begann ein wahrer Boom – fast jeder Ort im West- und Osterzgebirge baute sich eine Ortspyramide, deren Einweihung dann jeweils festlich begangen wurde. Seit der Wende breitet sich dieser Weihnachtsbrauch immer weiter aus. Die Anzahl der Ortspyramiden im Erzgebirgskreis betrug Ende des Jahres 2014 150 Stück. Hinzu kommen viele Anlagen im Osterzgebirge. Einige dieser Großpyramiden sind ganzjährig aufgestellt.
2014 wurde die bislang weltweit größte Weihnachtspyramide in Johanngeorgenstadt errichtet.
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