Roter Fingerhut am Wanderpfad Eselspfad bei Billroda
- Geschrieben von Portal Editor
Nur leicht bewölkter Himmel und nicht zu mächtig warmer Sonnenschein hatte uns einmal mehr zu einer Wanderung zum Waldschwimmbad bei Rastenberg verlockt, dass wir über den mittlerweile gut beschilderten Eselspfad oberhalb von Billroda erreichen wollten.
Von dort kommend ging es zunächst recht steil den Höhenzug hinauf, wo uns gleich einige gefällte Bäume den Wanderweg versperrten. Wenig später stießen wir auf einen wie wir überraschten Rehbock, der nur wenige Meter vor uns den Pfad querte. Am Eselspfad angekommen, der eigentlich nur ein wenige hundert Meter langer Pfad ist, der steil hinab in das Tal zur Waldstraße nach Rastenberg führt. Wir hatten den Pfad schon mehrfach begangen, da sowohl die Aussicht von hier als auch die Pflanzenwelt am Pfad einfach beeindruckend schön sind. Heute, Anfang Juni, stießen wir auf den prächtig in der Blüte stehenden Fingerhut.
Faszinierend schöne Blüten und so giftig: der Fingerhut
So führen denn die verschiedenen, manchmal fast Kosewort artigen Bezeichnungen für den Roten Fingerhut noch immer zu Missverständnissen: Fingerkraut, Fuchskraut, Schwulstkraut, Unserer-lieben-Frauen-Handschuh, Waldglöckchen, Waldschelle sind die wichtigsten Begriffe für den Roten Fingerhut (Digitalis purpurea).
Man findet den Roten Fingerhut zerstreut aber gesellig auf Kahlschlägen, vor allem des Gebirges, an Waldwegen und in Waldlichtungen. Er bevorzugt frischen, kalkarmen, sauren, lockeren, humusreichen Boden an sonnigen bis halbschattigen Standorten.
Diese auffallende Pflanze mit ihren prächtigen Blüten wurde weder im Mittelalter noch im Altertum große Bedeutung beigemessen. Eine Rezeptsammlung in walisischer Sprache aus dem 12. oder 13. Jahrhundert erwähnt erstmals eine äußerliche Anwendung der Blätter.
In der Heilkunde wird der Fingerhut lange missachtet
Die Engländer verwendeten die Pflanze als Brechmittel, zur Förderung des Auswurfs bei Bronchitis und um 1700 sogar gegen die Schwindsucht. 1748 zeigten Versuche der Académie Française, dass nach Verfütterung von Fingerhut an Truthähne deren Herz, Leber, Gallenblase und Lunge geschrumpft waren. Das führte dazu, dass auch die Engländer den Fingerhut seltener anwendeten.
Aber wie kann es anders sein, denn ein Gift kann auf der anderen Seite auch durchaus ein Heilmittel sein. So ist der Rote Fingerhut in der Volksmedizin schon lange als Mittel gegen Herzinsuffizienz (Herzschwäche) bekannt und wird seit dem späten 18. Jahrhundert sogar medizinisch verwendet. Die Wirkstoffe des Fingerhuts sind Herzglykoside, die heute überwiegend aus dem Wolligen Fingerhut gewonnen werden. Herzglykoside regen den geschwächten Herzmuskel an, sich wieder stärker zusammenzuziehen. Im therapeutischen Einsatz von Digitalis steht der die Herzfrequenz senkende Effekt von Digitalis immer mehr im Vordergrund gegenüber der Stärkung der Herzleistung.
Heilende Wirkung durch Zufall entdeckt
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