Gab es Tuberkulose schon vor 500 000 Jahren?
Im Westen der Türkei waren bei Bodenuntersuchungen in einem Steinbruch von einem internationalen Forscherteam einige etwa 500 000 Jahre alte Schädelstücke eines Homo erectus gefunden worden.
Wahrscheinlich ist, das die Schädelteile zu den Überbleibseln eines etwa 18 – 30 jährigen Mannes stammten, der ursprünglich aus Afrika kam, wie Nachforschungen ergeben hatten.
Untersuchungen dieser Schädelteile durch den Paläopathologen Prof. Michael Schulz an der Universität Göttingen, die zur Zeit nur als Abguss vorliegen, lassen jetzt die Vermutung zu, das dieser Mensch wahrscheinlich an Tuberkulose erkrankt war. Um eindeutige Beweise für diese Theorie zu finden, wird Prof. Michael Schulz den Originalschädel in der Türkei lichtmikroskopisch und endoskopisch untersuchen. Im Sommer dieses Jahres will er aus diesem Grund in die Türkei reisen. Sollten sich dabei seine bisherigen Annahmen bestätigen, wäre dies der bislang einzig bekannte Nachweis weltweit das bereits zur Fossilzeit Menschen an der Hirnhaut Tuberkulose erkrankt waren.
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Bisher vermutete man, das diese bakterielle Infektionskrankheit beim Menschen erst vor wenigen tausend Jahren aufgetreten sei. Sollten sich also die von Prof. Schulz gefundenen Spuren bestätigen, wäre das der bislang früheste Nachweis von Tuberkulose beim Menschen.
„Rein morphologisch gesehen, ist es wahrscheinlich, das es sich bei den vorgefundenen Grübchen und Einkerbungen an der Innenseite des Vorderschädels um Überreste einer durch Tuberkulose ausgelösten Hirnhautendzündung handelt“, erklärte Prof. Schulz in einem Interview.
Auf die Spur der etwa ein bis zwei Millimeter großen Einkerbungen in den Schädelteilen war Prof. Schulz gemeinsam mit seinem US Amerikanischen Kollegen und Forscher John Kappelmann von der Universität Austin gekommen, als sie an den Schädelteilen forschten. Ihrer Ansicht nach weisen sowohl die Form als auch die Platzierung der Einkerbungen deutlich auf eine Entzündung der Hirnhäute hin. Diese Zeichen seien charakteristisch für eine bestimmte Form der Tuberkulose Leptomeningitis tuberculosa, die nur beim noch lebenden Menschen entstehen konnten.
Wie ein Sprecher der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) mitteilte, seien die Spuren so eindeutig, das unbedingt am Originalschädel weiter untersucht werden sollte, um den eindeutigen Nachweis der Erkrankung an Tuberkulose vor 500 000 Jahren zu bestätigen.