Fasten aus gesundheitlichen Gründen
Fast jeder Besucher der Türkei oder anderer islamischer Länder ist schon auf das Thema Fasten im Monat Ramadan gestoßen.
Wir berichteten bereits, das es das Fasten aus religiösen Gründen nicht nur im Islam sondern auch in anderen Religionen gibt.
Allerdings gibt es auch rein gesundheitliche Gründe den Essenskonsum zu beschränken oder zu reduzieren, nicht nur um das eigene Übergewicht in Grenzen zu halten sondern auch um gesundheitlich wieder fit zu werden. Der Übergang zwischen den Begriffen Fasten und Diät wird dabei zunehmend fließend.
Betrachten wir einfach nur die Natur. Für viele Tierarten ist das Fasten selbstverständlich und ein regelmäßig wiederkehrender Prozess aufgrund der im Winter geringer zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel. Tiere fressen sich im Sommer häufig so voll, das ihr Körper sich Nahrungsreserven in Form des sogenannten Winterspecks anlegt von dem sie dann im nahrungsarmen Winter leben. Trotzdem zeigt sich im Leistungsverhalten dieser Tiere kaum eine Änderung, mal abgesehen von den Arten, die Winterschlaf abhalten. Auch Menschen besaßen und besitzen teilweise noch heute die Fähigkeit zur Anlage solcher Nahrungsdepots. Sie hatten aber auch gelernt, das durch den Verzicht auf Nahrung sich weitere positive Merkmale zeigen können. So beginnen in einigen Naturvölkern die Jäger ihre Jagdsaison nach einer Periode des Fastens, da sie dann über mehr Ausdauer und Energie verfügen. Zugvögel können beispielsweise 5.000 Kilometer und mehr zurücklegen, ohne dabei überhaupt zur Nahrungsaufnahme ihre Reise zu unterbrechen. Und wer ein eigenes Haustier hat, wird sicherlich schon beobachtet haben, das Hunde zum Beispiel auf die Nahrungsaufnahme verzichten, bis sie wieder genesen sind.
.
Bereits die alten Griechen nutzen diese Erkenntnisse aus der Natur in der eigenen Heilkunst. So nutzte der griechische Arzt Hippokrates, der als ein Stammvater der abendländischen Medizin gilt, das Fasten auch als Methode zur Heilung. Während seiner Zeit zwischen 460 – 375 vor Christus behandelte er viele Krankheiten, in dem er eine knappere Nahrungsaufnahme des Patienten verfügte, teilweise bis zur heute bekannten Null-Diät. Auch im Mittelalter wurde das Fasten in der Heilkunde eingesetzt, hier vor allem in der Klosterheilkunde.
Eine der bekanntesten Arten des Fastens ist das sogenannte Heilfasten nach Buchinger. Diese Methode arbeitet nach dem Prinzip der Umstellung des Stoffwechsels im Körper, wobei sich der Körper von innen heraus ernährt. Erlaubt sind zur zusätzlichen Nahrungsaufnahme nur Gemüsebrühen, Tee, Wasser oder Obstsäfte. Durch diese Umstellung verbrennt der Körper nach und nach seine Fettreserven, das Cholesterin und der Zucker im Blut reduzieren sich. Auch das in den Gefäßen vorhandene Fett wird abgebaut. Erfolgreich wurde diese Methode bei chronischen Erkrankungen wie Rheuma, Magen- und Darmbeschwerden, Bluthochdruck und Diabetes angewandt. Man spricht in der Medizin auch von der Entgiftung des Körpers.
Ziel dieser medizinischen Therapie ist die Entlastung des Organismus, denn es gilt striktes Verbot von Alkohol, Nikotin und Koffein. Hier findet sich wiederum die Übereinkunft mit vielen Details in den Weltreligionen, die Fasten unter anderem auch als Reinigung des Körpers betrachten. Ziel ist also die Regeneration, wobei die Gewichtsreduzierung ein manchmal gewünschter positiver Nebeneffekt ist. Manche Gelehrte sprechen auch vom „Entschlacken“ oder vom „Entgiften“. Hier ist aber auch Vorsicht geboten. Immer sollten Diäten- oder Fastenkuren nur unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden.
Von besonderer Bedeutung kommt beim Fasten der Flüssigkeitsaufnahme zu, wenn der Körper wirklich positive Effekte erzielen soll. Mediziner empfehlen mindestens drei Liter Flüssigkeit in Form von Wasser, Früchtetees oder Gemüsebrühe. An dieser Stelle wird auch das religiöse Fasten immer wieder zu hinterfragen sein, das allerdings bei genauer Recherche auch nicht explizit kompletten Nahrungsverzicht anordnet.
Ernährungsexperten warnen auch in den Religionen vor völligem Verzicht auf Nahrung, da der Körper in eine Stresssituation bebracht wird, die sogar tödlich enden kann. Sind Vorerkrankungen vorhanden, kann das Herz bei völligem Nahrungsverzicht so stark beansprucht werden, das es versagt.
In den letzten Jahren haben Begriffe wie Fasten oder Diät einen echten Boom erlebt. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. In keiner Gesellschaftsform hat es je eine Zeitspanne von solcher Fülle an zur Verfügung stehenden Nahrungsmitteln gegeben, die jederzeit konsumiert werden können, wie jetzt in den westlichen Ländern. Dies hat einerseits zu einem starken Überkonsum geführt, da unsere Art zu Leben keine riesigen Kalorienmengen mehr benötigt, andererseits sehr ungesunde Fastfood Ernährung gerade diese Kalorienmengen liefert und im Körper einlagert. Übergewicht in weiten Teilen der Bevölkerung mit Bluthochdruck und Überzuckerung sind die Folge. Gleichzeitig erlebt die gesunde „Lebensweise“ einen echten Boom, da man die Volkskrankheit Übergewicht auch für viele weitere Nebeneffekte verantwortlich macht. Erkrankungen der Gelenke, ja selbst Veränderungen in den Knochen werden auf das Übergewicht zurück geführt.
Nutzen wir den Boom „Gesundheit“ und Verzichten zumindest für eine bestimmte Zeit auf reine Genussmittel wie Fastfood, Süßigkeiten, Alkohol und Zigaretten. Vielleicht kann es auch lebenslanger Verzicht werden. Die eigene Gesundheit wird es danken.