Grünkohl und Pinkel - nur ein Wintergericht im Norden?
- Geschrieben von Portal Editor
Der erste Nachtfrost und ein wenig Schnee ist da, endlich kann somit auch der erste Grünkohl des Jahres geerntet werden.
So zumindest hieß es immer in der Familie auf die Frage, wann denn der auf dem Acker verbliebene Grünkohl wohl endlich geerntet werden könnte. Ist diese Bedingung zur Grünkohlernte tatsächlich bedeutsam?
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Traditionell wird zum zünftigen Grünkohl immer auch Pinkel serviert. Pinkel ist eine geräucherte, grobkörnige Grützwurst, die in Nordwestdeutschland, besonders in der Gegend um Oldenburg und Bremen sowie in Friesland gegessen wird, während in östlicheren Gebieten Norddeutschlands eher Bregenwurst zu dem traditionellen landestypischen Grünkohlgericht gehört. In den südlichen Teilen des deutschen Sprachraums ist Pinkel so gut wie unbekannt und kaum erhältlich.
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Es gibt verschiedene Namensdeutungen, die die Bezeichnung allerdings weder mit „pinkeln“ noch mit dem „feinen Pinkel“ (für einen eitlen Menschen) in Verbindung bringen. Der Ausdruck Pinkel bedeutete vielmehr zusammengedrängte Masse oder kurzer, dicker Gegenstand. Ähnlich ist die Deutung, die sich von Pinker für den Rindermastdarm ableitet, der traditionell bis heute als Wursthülle verwendet wird.
Die so genannten „Kohl-und-Pinkel-Touren“ von Familien, Freunden und Bekannten sowie Belegschaften und Vereinen haben als winterliche Ausflüge zu Landgasthöfen Tradition, häufig kombiniert mit den regionaltypischen Sportarten Boßeln und Klootschießen. Besonders in und um Bremen sowie im Oldenburger Land sind sie sehr beliebt. Nach der Tour kommt traditionell Grünkohl mit Pinkel auf den Tisch. Dabei ist das Kohl und Pinkelessen ein besonders nahrhaftes und fettes Gericht, zu dem auch weitere Zutaten wie Kochwürste, fetter gestreifter Speck, Kassler oder Rippchen gereicht werden.
In vielen Gemeinden, in denen das Grünkohlessen zelebriert wird, werden auch Kohlkönige gekürt. Während es sich dabei meistens um örtliche Honoratioren handelt, wird in einigen Städten, etwa Osnabrück, diese Würde an Prominente aus Wirtschaft, Unterhaltung, Politik oder Sport vergeben. Die Stadt Oldenburg lädt einmal im Jahr hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur ein, um anlässlich des „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Ätens“ im politischen Berlin für sich zu werben und einen Politiker als „Oldenburger Kohlkönig“ zu küren. Die Liste der Amtsträger umfasst alle wichtigen Namen der deutschen Politik. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der frühere Bundespräsident Christian Wulff trugen den Titel bereits. Der Veranstalter hofft, dass sich der König oder die Königin während der „Amtszeit“ für die Interessen der Stadt einsetzt. Jeder König bzw. jede Königin hat die Pflicht, die Stadt Oldenburg mindestens einmal während der Regentschaft zu besuchen. Dies geschieht meist im Rahmen des Stadtfestes oder des Kramermarktes.
Zubereitung Grünkohl nach Omas Rezept
Pinkel entsprechend der Personenzahl hinzufügen. Weitere Zutaten wie Speck, Mettenden oder Bregenwurst mit hinein geben. Topf verschließen und bei geringer Hitze 2 Stunden nur ganz leicht kochen. Kohl hin und wieder umrühren, damit nichts anbrennt.
Kasseler Koteletts nicht mit zum Kohl geben, sie werden bei dem langen Garungsprozess trocken und hart. Nach 2 Stunden den Speck und die Mettwürste aus dem Kohl fischen und beiseite stellen. Jetzt beginnt das Abschmecken! Salzen, pfeffern, den Senf und evtl. noch einen zerbröselten Brühwürfel in den Kohl rühren. Noch etwas Brühe nachgießen? Genascht werden kann jetzt, aber gegessen wird erst morgen. Deshalb wird der Topf mit nicht ganz geschlossenem Deckel zum Erkalten an einen kühlen Ort gestellt.
Am anderen Tag den Kohl wieder erhitzen, dabei das gelegentliche Umrühren nicht vergessen. Wahrscheinlich wird die Konsistenz des Kohls etwas zu dünnflüssig sein, deshalb werden jetzt die Haferflocken eingerührt und kurz mitgekocht. Hätte man das gestern schon gemacht, müsste der Kohl ständig gerührt werden, damit er nicht anbrennt. Wie viel, ob 2, 3 oder 5 Esslöffel Haferflocken muss jeder dabei selbst beurteilen. Wenn der Kohl fertig ist, soll er eine zwar sämige, aber keine dünnflüssige Konsistenz haben.
Pro Person rechnet man mit mindestens 1 Pinkel, ½ Mettwurst und 1 Stück Speck oder Kassler.
Beilagen: Salzkartoffeln und/oder Bratkartoffeln aus Pellkartoffeln vom Vortag.
Bei der Pinkel gibt es auch eine geräucherte Variante, die mancher bevorzugt. Beim Mitkochen im Kohl ist sie etwas geschmacksintensiver.
Diätkost ist dieses Gericht ganz sicher nicht!
Omas Rezeptur
- 2,0 kg Grünkohl, am besten frisch geruft
- 4 Zwiebeln
- 50 Gramm Gänseschmalz
- 1 Liter Fleischbrühe
- 2 - 3 Esslöffel mittelscharfen Senf
- pro Person mindestens 1 Pinkelwurst
- pro Person 1/2 Mettenden
- 400 Gramm Geräucherter Speck
- Kasseler Koteletts nach Personezahl
- Haferflocken nach Bedarf
- Salz und Pfeffer aus der Mühle
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