Nach dem gelungenen musikalischen Abschluss des Sonntags durch die lokale Band "Backdoor Connection", die schon mehrfach zu Konzerten in die Türkei gereist war, machten wir uns auf den, für diesen Tag, letzten Rundgang über das Festival Gelände.
Und, wie an den anderen Tagen, gab es auch dieses Mal wieder etwas Außergewöhnliches zu entdecken und zu testen, über das wir gern informieren: heute die Wunderwaffelmaschine.
Zusammen mit Lydia und Georg, Sänger, Gitarist und Bandleader von Backdoor Connection hatten wir den abendlichen Rundgang begonnen, als sich der kleine Hunger einstellte. Für Köstlichkeiten aller Art ist beim Grenzenlos ausgiebig gesorgt, so das man immer Ausschau auch nach besonderen Leckereien halten kann.
So stießen wir denn auch auf einen kleinen, unscheinbaren Stand, der ebensolches kleines, aber feines Waffelgebäck anbot. Nun ist auch eine Waffel zunächst nicht etwas wirklich besonderes, denn es gibt die unterschiedlichsten Formen und Zusammenstellungen dieser uralten Gebäckvarianten, die an diesem Stand mit einem Guss flüssiger Schokolade gekrönt wurden.
Etwa pflaumengroße Waffeln mit Schokolade als Überzug
Jedem von uns sind sicherlich die unterschiedlichsten Waffeleisen aus dem eigenen Haushalt bekannt. Sind es für den einen eher die als Eierkuchen zu bezeichnenden dicken Waffeln in Herzform, die mit Obst oder Sahne serviert, wirklich köstlich sind, so sind es für den anderen eher die überwiegend im Norden bekannten "Neujahrswaffeln", deren Teig mit Anis so dünn ausgebacken und dann gerollt wird, das er beim festen Zugriff schon zerbröselt. Hier auf dem Grenzenlos gab es die kleinen, etwa pflaumengroßen Waffeln mit Schokolade als Überzug. Letztendlich waren es aber nicht die Waffeln, die uns faszinierten, obwohl wirklich lecker, nein, es war das Gerät zur Herstellung der Waffeln.
Bis heute sind Herkunft und erstmaliger Gebrauch von Waffeleisen nicht wirklich erforscht. Im 12. und 13. Jahrhundert waren sie in Frankreich unter dem Begriff "gaufrier" bekannt, um 1300 in den Niederlanden, ab dem 14. Jahrhundert sind sie in ganz West- und Mitteleuropa nachweisbar. Vorformen wurden in Schweden und Norwegen entdeckt, wo man in Frauengräbern aus der Wikingerzeit des siebten bis zehnten Jahrhunderts Backeisen mit runden Platten gefunden hat, die noch keine Verzierungen aufwiesen. Im 9. Jahrhundert ist ein Waffeleisen "oblatorium" in der Normandie erwähnt, das möglicherweise zum Backen von Hostien diente.
Waffeleisen bestehen in der Regel aus zwei Eisenplatten. Die Außenseite ist glatt, die Innenseite trägt ein durchstrukturiertes Waben- oder Dreiecksmuster, eine Inschrift oder Bildmotive, als Negativmatrize für die künftige Waffelform. Es werden immer zwei Eisen benötigt, ein Unterteil und ein darauf passendes Oberteil. In der Regel sind beide Teile zangenartig mit einem Scharnier miteinander verbunden und mit zwei Stäben als Griff ausgestattet. Beim Backen auf offenem Feuer waren lange Stiele erforderlich, um genügend Abstand vom Feuer zu halten. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts finden sich auf den Waffeleisen reiche Gravuren. Selbst wenn bei mehreren Eisen dasselbe Thema behandelt wurde, treten in der Art der Darstellung nur in Einzelfällen Übereinstimmungen auf. Die Gestalter der Eisen blieben in den meisten Fällen anonym, Namensangaben oder Namenszeichen sind die Ausnahme. Seit dem 15. Jahrhundert wurden in Frankreich die ursprünglich nur runden Platten auch in rechteckiger Form hergestellt.
Die geschmiedeten Eisen wurden nach der Beobachtung des Waffelexperten Thiele mindestens seit dem 15. Jahrhundert mittels dreier Haupttechniken verziert:
- Meißeltechnik: Mit der linken Faust wurde der Kreuz- oder Flachmeißel gehalten, mit dem Handhammer wurde darauf geschlagen. Diese grobe Technik konnte zu recht vollkommenen Gestaltungen entwickelt werden.
- Graviertechnik: Hier wurde die Arbeit allein durch den Druck der Hand, ohne Hammer, ausgeführt. Die Linien der Graphik wurden frei aus der Eisenplatte herausgeschält. Flächen wurden in der Regel durch Strichelungen oder Punzierung, Schlag neben Schlag, ausgefüllt.
- Arbeit mit Formstempeln: Immer wiederkehrende Einzelheiten der Bilddarstellung und Ornamentik wurden durch Formstempel eingeschlagen (Kreuze, Kreise, Tiergestalten).
Viele Eisen, so Thiele, seien ohne vorherige Vorlage entstanden, andere zeugten von einer planvollen Gesamtgestaltung. Bei runden Eisen gebe es häufig einen eingeschlagenen Mittelpunkt, an dem sich der weitere Bildaufbau orientierte, als Zier ein Mittelbild und eine am Rand umlaufende Inschrift oder Ornamentik. Rechteckige Eisen bieten Raum für von links nach rechts angeordnete Inschriften oder Bildfolgen.
Die Firma „Schnitzler und Kirschbaum (Werkzeuge und Kleineisenwaren)“ in Solingen bot 1830 an geschmiedeten, gravierten Waffeleisen an: „Rechteckige Platten mit weiter quadratischer Waffelung; Herzförmige Platten mit rautenförmiger Waffelung; Runde Platten mit enger quadratischer Waffelung und einem Randornament aus Halbkreisen und Dreiecken“. Ernst Thiele traf in den 1930er−Jahren im Fläming und in Ostfriesland noch Schmieden an, die zumindest gelegentlich handgeschmiedete Waffeleisen herstellten.
Aber jetzt schnell zurück zu unserer Wunderwaffelmaschine auf dem Festival Gelände, die heute elektrisch beheizt wird und deren Formen auch aus Eisenteilen bestehen, allerdings aus vielen Waffelformteilen, die über eine Heizplatte geschoben werden, die auch eine automatische Wendevorrichtung sowie eine automatische Teigbefüllung und deren Entleerung nach dem Backvorgang vorweisen, all das auf einer Fläche von 1,20 Meter auf 40 Zentimeter, vereint. Unser Interesse war umgehend geweckt, so das wir den Meister der Wunderwaffelmaschine nach weiteren Informationen fragten. Und Benny, so der Name des "Bäckers", war gleich auch bereit, den Vorgang zu erläutern.
Nach Herstellung des Teigs, verständlicherweise wird die Rezeptur nicht weiter gereicht, wird die fast flüssige Masse in einen Vorratsbehälter gefüllt. Über einen Pumpenschlauch wird eine der Form entsprechende Teigmenge in den Waffelrohling gepumpt.
Dann schließt sich das Waffeleisen automatisch, indem sich ein Gegenstück als Deckel anfügt. Bis zu vier Waffel Förmchen gleichzeitig können je nach Absatz der Waffeln befüllt werden. Jetzt schiebt ein Motor das gefüllte Waffeleisen etwas voran, gerade entleerte Waffeleisen gelangen unter die Fülleinrichtung. Kontinuierlich kommt die Backhitze von unten an alle Förmchen, so das immer Backtemperatur herrscht. Etwa in der Mitte des Backsystems werden jeweils vier Eisen gleichzeitig gewendet und dann zurück auch die Heizplatte gelegt. So erfolgt das gleichförmige Backen von beiden Seiten. Am Ende der Backstraße erfolgt das Entleeren der Förmchen ebenfalls automatisch in einen großen Vorratsbehälter.
Bei entsprechender Nachfrage entnimmt dann Benny jeweils acht oder zwölf dieser feinen Leckereien in ein Schälchen und gießt heiße Schokolade darüber. Es sieht nicht nur lecker aus. Und nun genießen wir unsere mit Schokolade überzogenen Waffeln aus der Wunderwaffelmaschine ganz in Ruhe in unserem Wohnwagen, den Kaffee dazu filtern wir natürlich selbst.
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