Grappa Destillation in Platamonas
- Geschrieben von Portal Editor
Nach der Besichtigung der Burganlage von Platamonas waren wir mit Nikos auf seinem Farmgelände direkt neben den ökologischen Weinfeldern verabredet, wo sich bereits einige Teilnehmer der Gruppe zur späteren Grappa Destillation versammelt hatten.
Es folgte ein kurze, gegenseitiges Vorstellen der Teilnehmer, später ein Gläschen hausgemachten Weins und einige Gespräche am Lagerfeuer. Mit der untergehenden Sonne wurde es merklich kühler, so das wir beschlossen, schon in ein kleines Restaurant an die Uferpromenade in Platamonas zu fahren. Nikos hatte für die Teilnehmer Vorspeisenteller bestellt, da ein Hauptessen in der Destillerie geplant war. Nur wenig später erschien dann auch Nikos mit seinem Anhänger, der die Fässer mit dem Weintrester enthielt.
Im Konvoi fuhren wir durch den Ort bis zur Destille, wo noch eine andere Farmgruppe ihren Grappabrand durchführen lies. Mit den dortigen Brennmeistern waren wir schnell im Gespräch und erfuhren so einige Details zur Herkunft des Grappa sowie auch seines Wandelns im Laufe der Zeit. Wir kennen Grappa als ein überwiegend aus Italien oder der italienischen Schweiz stammenden Tresterbrand, der aus den vergorenen alkoholhaltigen Pressrückständen der Weinherstellung, dem Trester, destilliert wird. Stark verbreitet ist das Brennen von Grappa allerdings auch in Griechenland. Der Grappa hat einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 Volumenprozent, kann aber auch bis zu 70 Volumenprozent betragen.
Mit Beginn der Kreuzzüge im 11. Jahrhundert, brachten Gelehrte die Destillationstechnik aus Kleinasien mit nach Italien, wo sie sich insbesondere durch das Zutun von Jesuiten schnell verbreitete. Aus derselben Zeit stammen auch erste Dokumente, in denen die Destillation von Wein beschrieben wird. Grappa wird im Jahre 1451 erstmals namentlich erwähnt: Ein piemontesischer Notar vermachte seinen Nachfahren einen Keller mit einer Destillationsanlage und größeren Mengen an aquavit bzw. grape. Ab wann genau in Griechenland Grappa destilliert wird, konnten wir in den Gesprächen nicht erfahren.
Mit der Herausbildung des italienischen Nationalbewusstseins avancierte Grappa zu einem Nationalgetränk des neuen Staates. Italienische Soldaten des Ersten Weltkrieges bekamen täglich Grappa-Rationen mit der Absicht, so die Schrecken des Krieges zu mildern. Seinen Ruf als Getränk armer Bauern verlor der Grappa jedoch erst, als er nach technischer Optimierung des Destillationsprozesses in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Aufmerksamkeit und Anerkennung von Gourmets erntete und sich in der Folge auf der gesamten Welt verbreitete.
Über einem Brenner wird der Weintrester in große Bottiche gefüllt, die kontinuierlich erhitzt werden. Je nach Standort und besonderen Eigenschaften der Grundsubstanz des Weins ist der Geschmack des Destillats immer etwas anders. Auch durch kleine Beimengungen lassen sich geschmackliche Varianten erzielen, die dann im Handel zu einer Vielzahl von Geschmacksrichtungen führen. Hier in Platamonos wurde allerdings nur der Weintrester ohne Zusätze destilliert. Mit dem Schließen der kupfernen Destillationsglocke setzt dann der Prozess ein, der das Destillat als Dampf durch ein Kupferrohr führt, das dann in den Kühler einmündet. Der Dampf wird heruntergekühlt und am Ende fließt der Grappa in die aufgestellten Vorratsbehälter.
Mehrfach beobachten wir die Betreiber der Anlage dabei, die anstehenden Temperaturen kontinuierlich zu prüfen. Aus dem Chemieunterricht ist uns noch geläufig, dass die Temperatur exakt eingehalten werden muss, damit kein Methylalkohol destilliert wird. Natürlich dürfen wir probieren, warum sonst verbringt man den Abend in einer Schnapsbrennerei. Einige fleißige Hände sind im Hintergrund schon damit beschäftigt, unser Abendessen vorzubereiten. Neben lecker frischen Salaten gab es griechische Würstchen vom Grill, die natürlich auch von einer hiesigen Landschlachterei stammten. Ein außergewöhnlicher Abend, der uns allen neue Erkenntnisse und viel Spaß bereitete.
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