Einige Kilometer vor Dogubayazit: Der Ararat
- Geschrieben von Portal Editor
Ein gewaltiger Berg, der sich auf einer Hochebene befindet und mit 5.137m, der höchste Berg auf dem Gebiet der Türkei ist. Je näher wir ihm kamen umso gewaltiger erschien er uns. Leider war die Bergspitze mit Wolken behangen.
Die Orientierung bei der Einfahrt nach Dogubayazit war auch mit Navi gar nicht so einfach. Die Straßen befanden sich in einem katastrophalen Zustand.
Kopfsteinpflaster, die Hauptstraße zum Teil aufgebrochen ohne Absperrung, tiefe Rillen. Die Straße zu unserem Hotel war ganz aufgerissen und nicht zu befahren. Was nun? Petra machte sich auf den Weg zum Hotel und klärte das Zimmer ab. Ich versuchte die Baustelle zu umfahren und hielt dann vor einer Polizeistation. Als ich auf Petra wartete, kam der Polizeichef und stellte mir die üblichen Fragen: Woher, Wohin? Warum? Was kostet das Motorrad? Diesmal auch wieder englisch. Zwischenzeitlich kam Petra und hatte mit dem Hotelchef einen Weg zum Hotel gefunden.
Dort konnten wir dann unser Moped in einem Hof abstellen. Die Stadt Dogubayazit wirkte auf uns nicht sehr einladend. Das Hotel von außen naja, aber das Zimmer? Es lag im dritten Stock, mit einem tollen Blick auf den Ararat, aber das Bad????, wir haben das erste Mal nicht geduscht –der Grund war die Badewanne- Wir wussten, dass wir in dieser Gegend kein First-Class Hotel erwarten konnten, aber…. Wir packten aus, und da es immer noch leicht regnete, orderten wir über den Hotelchef ein Taxi, welches uns zum Ishak Pasha Palast bringen sollte, der ca. 6,5 Km südöstlich von Dogubayazit lag. Die Zufahrtstraße bestand ausschließlich aus Kopfsteinpflaster und ich wollte nicht das Risiko eingehen, das Moped hinzulegen.
Der Ararat
Der 5.137m hohe Vulkan erhebt sich majestätisch ganz im Osten der Türkei, nur einen Katzensprung von den Grenzen zu Armenien, Aserbaidschan und Iran entfernt. Der Ararat ist ein Berg, wie ihn die Kinder malen. Die Armenier nennen den höchsten Berg der Türkei „Mutter der Erde“, für die Kurden ist er der „Berg des Bösen“ und auf Türkisch heißt er „Schmerzensberg“. Der uns geläufige, hebräische Name Ararat hat seinen Ursprung in Urartu, wie auch das riesige Reich der Urartäer (9-7. Jh. v. Chr.) genannt wurde. Zuletzt spuckte der Stratovulkan 1840 Lava und Asche.
Um den Ararat ranken sich seit eh und je unzählige Legenden, die bekannteste ist die alttestamentarische Geschichte von der Arche Noah, die während der Sintflut hier gestrandet sein soll.
Nachdem Auspacken warteten wir auf den Taxifahrer, der uns 1 ½ Std. für umgerechnet 20 € für die Fahrt und die Wartezeit am Palast zur Verfügung stand. Die Fahrt ging quer durch die Stadt. Geschwindigkeitsbeschränkungen gab es offenbar nicht. Nach ca. 20 Minuten erreichten wir den Ishak-Pascha-Palast. Wir gingen, nachdem wir Eintritt in Höhe von 5 TL bezahlt hatten, durch den von außen sehr imposant wirkenden Palast.
Ishak-Pascha-Palast
Der Ishak-Pascha-Palast auf 2.200m zählt zu den imposantesten Motiven der Türkei. Die Palastanlage erhebt sich auf einer Felsnase über der weiten Hochebene Dogubayazits, deren Horizont viele Monate im Jahr schneebedeckte Gipfel abschließen. Seine heutige Gestalt erhielt der Palast im 18. Jh. als der kurdische Emir Iska-Pasa, reich geworden durch Raubzüge und Wegezölle, eine hier bereits bestehende Burganlage ausbauen ließ. Den Grundstein hatten bereits die Urartäer im 9. Jh. vor Chr. gelegt. Ganz so berauschend wie der Anblick des Palastes ist der Besuch der Anlage nicht. Sie präsentiert einen bunten Stilmix aus osmanischen, persischen, seldschukischen, armenischen und georgischen Einflüssen, sogar barocke Elemente sind zu finden.
Nach ca. einer ¾ Stunde ließen wir uns wieder zum Hotel zurückfahren. Eigentlich erst aus der Ferne wirkt der Palast so richtig. Zurück am Hotel, schauten wir uns die nicht so besonders auf uns wirkende Stadt mit ihren ca. 118.00 Einwohnern an.
Verschiedentlich wurden wir auch von Kindern angebettelt. Gegen 18.30 Uhr suchten wir das im Reiseführer aufgeführte Restaurant, das uns am „geeignetsten“ erschien. Auch gab es hier Efes-Bier. Das Lokal war sehr kitschig ausgestattet. Wir bestellten nach der Speisekarte. Der Kellner brachte zuerst die Getränke und dann nach und nach das Essen. Es wurde immer mehr. Was da vor uns stand, konnten wir wirklich nicht alles essen. Leider ging eine Menge wieder zurück. Es war auf jeden Fall schmackhaft. Petra hatte jedoch Probleme mit ihrer kleinen Portion Lahmacun, welche mit Knoblauch bestens bestückt war. Nach dem opulenten Mahl gingen wir zu unserem Hotel und beschlossen, statt der beabsichtigten 2 Tage, am nächsten Morgen wieder abzureisen, da die Stadt nicht so sehenswert war.
Glücklicherweise schien am nächsten Tag die Sonne und so konnten wir den Ararat anschauen und fotografieren.
Dogubayazit
Sie ist der touristische Hotspot im Nordosten der Türkei. Die Stadt selbst ist trostlos, besitzt jedoch Hochkarätiges in ihrer Umgebung- den legendären Ararat und den grandios gelegenen Ishak-Pascha-Palast, das Neuschwanstein Anatoliens. Nur 35 km trennen Dogubayazit von der iranischen Grenze. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt in die Leere des ostanatolischen Hochlandes geworfen. Sie wirkt ärmlich und improvisiert. „Eski Dogubayazit“, ihre Vorgängersiedlung, ein berüchtigtes Räubernest, schmiegte sich an die Hänge unterhalb und oberhalb des Ishak-Pascha-Palastes. Heute wie damals ist Dogubayazit ein wichtiges Transitzentrum, wenn auch iranische Zigarettenschmuggler persische Seidenhändler abgelöst haben. Zu ihnen gesellt sich ein kleiner Strom an abenteuerlustigen Touristen, die vor dem „Wilden Osten“ keine Angst haben.
Am nächsten Morgen kehrten wir der Stadt den Rücken, allerdings nicht ohne noch einige Fotos von dem sagenhaften Ararat zu machen, zumal er in aller Pracht ohne Wolken zu sehen war.
Ab hier ging es nun auf den „Rückweg“. Ein paar Kilometer nach Dogubayazit waren auf der linken Seite auf den Bergen Wachtürme und ein Zaun zu erkennen. Es handelte sich hier um die Türkisch / Iranische Grenze.
Unsere Fahrt führt uns weiter Richtung Van See über den 2.640m hohen Tendürek Pass. Nach der Hälfte der Strecke beginnt sich die Landschaft langsam zu verändern. Auch für mich als geographischem Amateur ist zu erkennen, dass die schwarz-grauen Kegel, die immer dichter zusammenrücken, Vulkane sind, die einst Feuer und Schwefel gespuckt haben. Aus der Ferne sind überdimensionale, frisch gefurchte, sattbraune Äcker zu sehen, die sich beim näher kommen als bunt gewürfelte Anhäufung von dunklen Felsen herausstellen. Entlang der Straße waren noch Schneereste zu erkennen.
Die Temperatur betrug 12 Grad. Das Fahrzeugaufkommen war mehr als gering. Das nachfolgend aufgeführte „Geschehen“ können wir noch heute nicht richtig einschätzen. Was war geschehen? Nach ca. ½ Stunde konnten wir 4 Männer erkennen die auf der Fahrbahn liefen. Vorher hatte uns ein LKW-Fahrer noch mit der Lichthupe Zeichen gegeben und auch gehupt.
Die Männer waren dick angezogen und hatten je einen langen Stock in der Hand. Sie waren auf die Fahrbahn verteilt. Viel Zeit hatte ich nicht um zu überlegen, was wollen die, einen erschrecken, anhalten, ausrauben? Wahrscheinlich handelte ich instinktiv, in dem ich ca. 50m vor den Vieren, plötzlich Vollgas gab und auf einen der Männer zufuhr. Dieser sprang zur Seite und wir waren „durch“. Erst nach ca. 10 Minuten kam uns ein Fahrzeug entgegen. Wie gesagt, wir wissen immer noch nicht wie das einzuschätzen war / ist.
Nun gut, es ist nichts passiert und die Fahrt durch das herrliche Land setzte sich weiter bis zum Van See fort.
Der Van See
Er ist der größte See der Türkei und liegt im äußersten Osten des Landes in den Provinzen Van und Bitlis. Um den See liegen Obst- und Getreideanbaugebiete. Die Provinzhauptstadt Van liegt am Ostufer des Sees.
Der Vansee ist 120 Kilometer lang, 80 Kilometer breit und 457 Meter tief. Er liegt auf einer Höhe von 1719 Metern über dem Meeresspiegel. Er wird durch Flüsse und Bäche aus den umliegenden, über 4000 m hohen Bergen gespeist. Die Blockierung des Abflusses durch einen Berg im Westen, sorgte für die Aufstauung des Sees, so dass er heute eine Fläche von 3740 km² einnimmt, was dem Siebenfachen der Fläche des Bodensees entspricht. Die Regulierung des Wasserstands erfolgt einzig über Verdunstung; die Wasserstandshöhe schwankt um bis zu vier Meter. Die jahreszeitlichen Seespiegelschwankungen betragen durchschnittlich ca. 0,7 m.
Das Wasser des Sees ist stark alkalisch, da der einstige Abfluss des Sees durch den Vulkan Nemrut Dağı am Westufer versperrt wurde. Das Wasser des Van Sees ist reich an Soda und anderen Salzen, die zur Herstellung von Waschmitteln gewonnen werden. Der pH-Wert des Wassers beträgt 9,8, der Salzgehalt 2,27 Prozent, davon etwa eine Hälfte Soda und eine Hälfte Kochsalz. Deshalb gefriert der Van See trotz einer Lufttemperatur von unter 0 °C zwischen Dezember und Februar nie.
Die Umgebung des Sees ist die Heimat der Van Katzen. Häufig haben die beiden Augen dieser Katzenrasse eine jeweils unterschiedliche Augenfarbe.
Kurz danach fuhren wir durch die Stadt Van.
Der Siedlungshügel Tilkitepe (Fuchshügel) nahe der Stadt Van zeigt, dass die Gegend um 5000 v. Chr. schon besiedelt war. Die Geschichte Vans als Stadt reicht knapp 3000 Jahre zurück. Unter dem Namen Tuschpa war Van seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. die Hauptstadt des Königreiches von Urartu.
Van wurde Teil des Perserreiches, wurde dann 331 v. Chr. von Alexander dem Großen erobert. Nach dessen Tod war Van Teil des Seleukidenreiches. Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde Van zu einem Teil des armenischer Königreiches. Die urartäischen Gräber galten nun als das Werk riesenhafter Helden.
Armenien wurde später zum Zankapfel zwischen Rom und den Parthern und deren Nachfolgern Byzanz und den Sassaniden. Byzanz hatte die Kontrolle über Van, als dieses dann im 7. Jahrhundert n. Chr. von den muslimischen Arabern erobert wurde.
Im 11. Jahrhundert fielen die Seldschuken in Anatolien ein und übernahmen die Herrschaft über Van. Vom frühen 12. bis zum frühen 13. Jh. gehörte die Stadt zum Fürstentum der Ahlat-Schahs, danach fiel sie an die Ayyubiden. 1240 eroberten die Mongolen das Gebiet um Van. Im 14. Jahrhundert war Van Teil der Karakoyunlu und später des Timuridenreiches. Im 15. Jahrhundert geriet Van erneut in einen Konflikt zwischen den Reichen der Osmanen und der Safawiden. 1502 wurde Van von den Safawiden erobert.
Nur 13 Jahre später eroberten die Osmanen die Stadt und verloren sie 1520 wieder an die
Safawiden. Am 25. August 1548 konnten die Osmanen die Stadt endgültig erobern. Van wurde erst zu einem Sandschak in der Provinz Erzurum und um 1570 ein eigenständiges osmanisches Eyalet. 1875 wurde es schließlich zur Hauptstadt des Vilâyets Van, welche damals noch großteils armenisch und assyrisch bevölkert war und zu den sechs armenischen Vilâyets zählte. Im Jahre 1894 kam es zu Massakern an der christlichen Zivilbevölkerung unter dem osmanischen Sultan Abdülhamid II.. Die Massaker von Diyarbakir 1895 griffen auch auf Van über. Dadurch wurde die nichtmuslimische Bevölkerung erstmals stark dezimiert.
In der näheren Umgebung befindet sich die Insel Akdamar mit einer armenischen Kirche aus dem 10. Jahrhundert. 2007 wurde die Kirche restauriert und als Kulturdenkmal eröffnet. Am 19. September 2010 wurde die Kirche mit einem ersten Gottesdienst seit 95 Jahren wieder geweiht. Die Kirchenkuppel bekam ein Kreuz. Sehenswert sind weiterhin die Ruinen der urartäischen Festung Šarduriḫinili und die Festung von Hoşap, sowie Badestellen am Ufer.
Bei der Durchfahrt durch die Stadt Van konnte man noch Spuren des schlimmen Erdbebens von vor 2 Jahren sehen. Weiter ging es bis zur Stadt Tatvan am Westufer des Sees. Bei der Suche nach einem Hotel ist Petra folgendes passiert. Es war Freitag, der 30. Mai. Petra ging mit einem Zettel in der Hand, auf dem das gesuchte Hotel notiert war, auf der Hauptstraße auf eine türkische Frau zu, um sie zu fragen, ob sie uns sagen kann, wie man zu dem Hotel kommt. Die Frau schaut Petra von oben bis unten an, drehte sich um und ging fluchtartig weiter. In diesem Moment kam ein junger Türke auf Petra zu und sprach sie in Englisch an, ob er helfen kann. So fanden wir dann endlich das gesuchte Hotel Mostar. Es handelte sich hier um ein wirklich sehr gutes Hotel, mit Marmor in der Eingangshalle und tollen Zimmern. Nach dem Einchecken, ausgepackt, geduscht und die Stadt besichtigt. Viel gab es zwar nicht zu sehen, aber wie bereits schon einmal erwähnt, das Wasser des Van Sees zog einen magisch an. Zuvor hatten wir uns in einem Pastanesigeschäft mit Baklava voll gestopft. Die Suche nach einer geeigneten Lokanta gestaltete sich schwierig. Die im Reiseführer angegebenen Lokantas gab es nicht mehr. Wir schauten uns gegenseitig an und fragten „Haben wir noch Hunger“ – die Antwort war Nein. Wir holten uns dann zum Abendessen eine Tüte Chips und 2 Efes-Bier und gingen zurück in´s Hotel. Dort machten wir es uns gemütlich und schauten im Fernsehen ZDF – ein Fall für Zwei - .
Tatavan
Die Stadt liegt eigentlich recht reizvoll ganz im Westen des Sees. Doch die konservative Stadt hat außer ihrer Hauptstraße, die sich kilometerlang durch den Ort zieht, nichts zu bieten – keine Sehenswürdigkeiten, keine pittoresken Altstadtecken, keine Strände. Lediglich eine trostlose Uferpromenade.
Am nächsten Morgen schien erneut die Sonne und nach einem wirklich supertollen Frühstück auf der Dachterrasse ging es weiter Richtung Mardin über Bitlis, Batman, Hasankeyf und Midyat. Heute fuhren wir in den Teil der Türkei zwischen Euphrat und Tigris. Es ging wieder landschaftlich sehr schön weiter. Menschen auf den Feldern arbeiteten in der prallen Sonne, mit fast antiquarischen Geräten und mit der Hand. Schafe hütende Kinder haben wir erneut am Straßenrand gesehen. Die Temperatur betrug um 11.00 Uhr schon 27 Grad. In Batmann einer Stadt mit ca. 380 Tausend Einwohnern, die hauptsächlich von der Ölindustrie lebt, war wieder einmal, diesmal mitten in der Stadt, an einer großen Kreuzung eine Baustelle. Die Umfahrung im Bereich der Kreuzung war katastrophal. Weicher Schotter, tiefe Rillen, Staub und eine Hitze von 30 Grad und dann noch Stopp & Go. Beim Wenden musste Petra absteigen und den Gegenverkehr anhalten, sonst hätten wir das nicht geschafft.
Zudem stieg die Öltemperatur wieder in den bedrohlichen Bereich. Wir fuhren zur nächsten Tankstelle um im Schatten etwas auszuruhen, zu trinken und auch dem Moped etwas Ruhe zu gönnen, die Öltemperatur runter zu fahren. An der Tankstelle kam sofort der Tankwart auf uns zu und fragte, ob er uns helfen kann. Sofort wurde uns Cay angeboten. Es kamen noch einige Männer dazu und wir haben uns sehr nett mit Ihnen unterhalten und mussten noch einen weiteren Cay trinken.
Nach einer ¾ Stunde fuhren wir dann weiter Richtung Hasankeyf. Es wurde immer wärmer. Die Gegend wurde sehr karg, kein Grün, nur Staub und Steine.
In Hasankeyf angekommen ist es eine Pflicht die ehemalige einst ortokidische Brücke aus dem frühen 12. Jh. zu besichtigen, von der allerdings nur noch die Ruinen der zwei Pfeiler zu sehen.
Hasankeyf ist ein Ort wie aus dem Bilderbuch, der noch vor wenigen Jahren mehr Geschichte als Zukunft besaß. Der Bau des umstrittenen Ilisu-Staudamms im Jahre 2006 wurde vor Jahren forciert, danach wieder zurückgestellt, da sich viel Geldgeber zurückgezogen hatten, worunter auch deutsche Firmen waren, rückt heute wieder in den Focus. Nach jetzigen Informationen soll bis zum Jahre 2016 der Staudamm mit einer Länge von 1,8 Km und einer Höhe von 135 m fertig gebaut sein. Die Größe des Stausees wird dann 313 qkm betragen und ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 1200 Megawatt, soll für die in der Region dringend benötigte Energie sorgen. Ein „neues Hasankeyf“ vom Reißbrett soll in den Bergen entstehen.
Das an einer Engstelle des Tigris gelegen, sandfarbene Städtchen wurde wahrscheinlich von den Römern als Grenzfestung gegen die Perser gegründet und von den Byzantinern, die es Cephe nannten, zum Bischofssitz erhoben. 640 eroberten die Araber den Ort und gaben ihm den heutigen Namen. Vom 11. Bis zum 14. Jh. war die Stadt unter der Kontrolle wechselnder Herrscher, von den Ortokiden und die Aijubiden die imposante Baudenkmäler hinterließen. Von den Plünderungen der Mongolen 1260 hat sich der Ort nicht mehr erholt.
Nach einem kurzen Aufenthalt ging es dann bei brütender Hitze, zwischenzeitlich 35 Grad, weiter Richtung Midyat. Hier machten wir erneut eine Pause an einer Tankstelle. Auch hier wurde uns wieder Cay angeboten, den wir dankend annahmen. Nach Mardin waren es jetzt nur noch 50 Kilometer. Nach einer ¾ Stunde kamen wir in „Alt-Mardin“ an. Trotz Navi hatten wir erhebliche Probleme den Zugang zur Stadt zu finden. Aber auch dies gelang, nachdem wir einige Personen befragten. Mardin liegt an einem Hang. Somit mussten wir erstmals über eine steile Straße mit Kopfsteinpflaster fahren um dann zur „Hauptgeschäftsstraße“ zu kommen. Diese Straße war als Einbahnstraße ausgeschildert. Wir kamen uns vor wie in der Drosselgasse in Rüdesheim. Autos, Reisebusse, Dolmus, Menschen, Mopeds, ein Wahnsinn und das bei fast 40 Grad.
Wieder mal Stopp & Go, mit dem Ergebnis, die Öltemperatur stieg wieder mal an. Nach ca. 300m hielt ich an und Petra schaute nach unserem Hotel. Nach ca. 15 Minuten kam sie zurück und hatte endlich unser ausgesuchtes Hotel gefunden.
Der Hotelchef war begeistert von unserem Motorrad und wollte unbedingt darauf fotografiert werden, was ich ihm dann auch zugestand. Auch hier wieder ein Superhotel mit großem Zimmer, sehr sauberem Bad und einer traumhaften Dachterrasse. Die Hitze hatte uns ganz schön zugesetzt und wir waren fix und fertig. Ausgepackt, geduscht und etwas ausgeruht. Von der traumhaften Dachterrasse konnten wir kilometerweit in die Mesopotamische Tiefebene blicken.
Ein Wahnsinn, wir konnten uns nicht satt sehen.
Mesopotamien
Mesopotamien auch Zweistromland, bezeichnet die Kulturlandschaft in Vorderasien, die durch die großen Flusssysteme des Euphrat und Tigris geprägt wird. Der Begriff Mesopotamien geht angeblich auf Alexander den Großen zurück, der damit das Land „zwischen den Flüssen“ Euphrat und Tigris nördlich des heutigen Bagdad bis zur Südflanke des Taurusgebirges bezeichnete. Mesopotamia hieß daher im Altertum nur der nördliche Teil des Gebietes, während der südliche Babylonia genannt wurde. Der einzige überlieferte antike Text, der den Begriff Mesopotamia auf das gesamte Gebiet von den Quellen bis zum Persischen Golf bezieht, stammt von Claudius Ptolemaeus. Sein Werk, die Geographike Hyphegesis, entfaltete in Antike und Mittelalter aber eine so große Wirkung, dass seine Definition auch heute verwendet wird: Wenn von Mesopotamien gesprochen wird, meint man heute meist die gesamte Region, von der Südosttürkei bis zum Persischen Golf.
Die ältesten archäologischen Besiedlungsspuren lassen sich für die Mitte des 11. Jahrtausends v. Chr. am mittleren Euphrat in Mureybet nachweisen, wo beigesetzte Stierschädel in Rundhäusern gefunden wurden. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, dass ähnliche Verhältnisse in benachbarten Regionen vorlagen, da die Art der Funde die typischen Anzeichen des gesamten Mesopotamiens repräsentieren. Ab dem 10. Jahrtausend v. Chr. sind modellierte Frauenfiguren zu finden.
Nach diesem sehr schönen Ausblick wollten wir natürlich auch etwas von der Stadt am Hang sehen. Wir liefen die Hauptstraße entlang und besuchten den dortigen Basar in den kleinen Seitenstraßen. Sicher ist dieser Basar nicht vergleichbar mit den großen Basaren, er hatte aber seinen eigenen Charme.
Nach einer ½ Stunde hatten wir uns so verlaufen, dass wir den Ausgang nicht mehr gefunden haben. Hilfreiche Türken halfen uns aber weiter. Während des Bummelns kamen wir auch an der „interessantesten Moschee“ Mardins vorbei. Das wuchtige quadratische Minarett und der große Hof verraten syrischen Einfluss. Erbaut wurde die Moschee im späten 12. Jh.
Nach der Basar- und Stadtbesichtigung meldete sich der Hunger. Bei dem Stadtbummel ist uns schon ein sehr schönes Lokal aufgefallen.
Es war das Bagdadi – Restaurant mit einem tollen Ambiente, einem wunderbaren Blick auf die Mesopotamische Tiefebene und ein Teil der beleuchteten Stadt Mardin. Leider hatte ich keinen Kamera, dabei um Aufnahmen zu machen.
Zum Glück ergatterten wir noch einen Platz auf der Terrasse mit der zuvor genannten Aussicht. Der Kellner brachte uns die Speisekarte. Petra stutzte und schaute mich verdutzt an. Petra hatte eine „Damenkarte“ erhalten.
Ich bestellte Mardin-Kebab mit Beilagen und Petra einen Tavuk-Spiess (Hähnchen). Zum Trinken ein Bier und für Petra einen türkischen Rotwein. Ein solch gutes, schmackhaftes und opulentes Mahl, hatten wir bisher in der Türkei noch nicht gegessen. Beim Schreiben dieser Zeilen läuft mir jetzt noch das Wasser im Munde zusammen. Bezahlt habe ich 78 TL = ca. 26 €. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang haben wir uns im Hotel auf der Dachterrasse noch ein Bier/Wein genehmigt.
Mardin
Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Mardin im türkischen Teil Mesopotamiens. Die uralte Stadt liegt im Südosten der Türkei, rund 20 km nördlich der Grenze zu Syrien und nicht weit von der zum Irak.
Glockentürme und Minarette rund um einen gewaltigen Burgberg - Mardin ist eine faszinierende Mixtur aus Islam und Christentum.
Die Stadt wurde nacheinander von den Aramäern, Hurritern, Hethitern, Assyrern, Babyloniern, Amoritern, Persern, Parthern, Römern, Araber, Seldschuken und Osmanen beherrscht. In assyrischer Zeit war sie Teil von Isalla, was sich noch in der frühbyzantinischen Bezeichnung Izala niederschlug.
Die Bevölkerung Mardins besteht heute vorwiegend aus Kurden und Arabern sowie einer aramäischen Minderheit. Neben Moslems und aramäischen Christen lebten bis vor einigen Jahrzehnten einige tausend jesidische Kurden in der Provinz Mardin. Diese sind mittlerweile überwiegend nach Deutschland ausgewandert; es gibt aber noch immer eine kleine christliche Gemeinde in Mardin, das auch Bischofssitz ist. Der Bischof von Mardin ist zugleich der Abt des Klosters Deyrülzafarân.
Am nächsten Tag ging es dann weiter über Kiziltepe, Viransehir und Sanliurfa nach Gaziantep. Die Straßen waren sehr gut ausgebaut, ähnlich einer Autobahn. Es handelt sich um ein sehr flaches Land ohne Besonderheiten. Wir fuhren parallel zur syrischen Grenze die zeitweise zwischen 20 und 50 Km entfernt war. Vereinzelt sahen wir Flüchtlingslager, die mit einem Zaun umgeben waren. Auffällig war, dass die Felder mit Weizen bestellt waren, soweit das Auge reichte. Gegen 14.30 Uhr erreichten wir Gaziantep. Dort hatten wir uns ein Ibis-Hotel in der Nähe der Innenstadt ausgesucht. Beim Abstellen des Mopeds in der Tiefgarage, fielen mir ca. 30 Autos der UN auf. Ich vermute mal, dass dies mit dem Krieg in Syrien zusammenhängt und die UN-Beobachter dort unter gebracht waren. Nach dem Einchecken/Duschen besichtigten wir die Stadt mit mit ihren 1,2 Millionen Einwohnern. Wer von Diyarbakir oder Sanliurfa anreist, für den bedeutet Gaziantep die Rückkehr in die westlich geprägte Türkei. So kam es uns auch vor, denn Gaziantep ist das florierende Wirtschafts- und Messezentrum des Südostens, eine lebhafte, expandierende Provinzhauptstadt.
In Gaziantep werden jährlich ca. 60.000 t Pistazien (Antep fistigi) geerntet, den Löwenanteil davon verknabbern die Türken selbst. Ihren Namen erhielt die Stadt von den Byzantinern: Ayntap = Gute Quelle. Den Ehrentitel Gazi („ehrenhafte Kämpfer“) verlieh ihr Atatürk für den patriotischen Widerstand der Bewohner gegen die französischen Besatzer nach dem Ersten Weltkrieg.
Auf der Suche nach einem Lokal für das Abendessen, fanden wir ein sehr nettes Gartenlokal. Der „Gruß aus der Küche“ bestand aus einer Art Linsensuppe, die hervorragend schmeckte. Meine Hauptspeise allerdings, ein „Adana Kebab“, schmeckte sehr nach Hammel. Okay, da muss man auch mal durch. Während des Essens, sprach uns ein Türke vom Nebentisch in Deutsch an. Es handelt sich um einen Bauunternehmer, der in Gaziantep seinen Betrieb hatte. Bevor er Bauunternehmer wurde, war er über 20 Jahre in Deutschland und hat dort die Marke „Ülker“ für die Türkei vertrieben.
Bei Ülker handelt es sich um den größten Lebensmittelkonzern der Türkei und den 10. größten Süßwarenhersteller der Welt.
Wir plauderten noch eine ganze Weile und er weihte uns ein bisschen in die „Geheimnisse“ der türkischen Lebensweise ein. Übrigens, seine Frau trug ein Kopftuch auf und sprach kein deutsches Wort.
Nach dieser netten Unterhaltung verabschiedeten wir uns von Murat und seiner Frau und gingen zurück ins Hotel, indem ich wegen des Essens noch einen Raki aus unserem „Medizinkasten“ zu mir nehmen musste.
Nach einem guten Frühstück fuhren wir über die Autobahn weiter Richtung Silifke / Tasucu. Am Autobahnabzweig sahen wir die Wegweisung nach (Haleb = Aleppo). Da kamen Erinnerungen an unseren Urlaub in 2010 in Syrien und Jordanien auf. Auch die Überlegung, wie sieht es jetzt dort aus?
Weiter ging es dann auf der Autobahn über Osmaniye, Adana, Mersin nach Silifke. Aus meinen bisherigen Aufzeichnungen aus 2009 und 2010 ist zu entnehmen, dass sich in Silifke der Gedenkstein an den Tod von Kaiser Friedrich Barbarossa befindet. Wer es nicht weiß:
„Kaiser Friedrich Barbarossa ertrank 1190 auf dem Dritten Kreuzzug auf dem Weg nach Jerusalem nahe der Stadt Silifke im Fluss Göksu, der damals Saleph hieß. Oberhalb des Flusses wurde deshalb ein Gedenkstein errichtet. Bei meiner Anfahrt zu dem Gedenkstein habe ich festgestellt, dass die Straße gegenüber 2009 und 2010 vierspurig ausgebaut war. Den Gedenkstein fand ich dann hinter einem mit Steinen aufgeworfenen Hügel, den man allerdings von der Straße aus nicht sehen konnte.
Ich fertigte einige Fotos an und habe diese dem Auswärtigen Amt zugesandt mit der Bitte, doch einen geeigneten Standort für den Gedenkstein zu suchen. Eine Antwort liegt mir noch nicht vor. Möglicherweise hat Herr Steinmeier noch keine Zeit die Örtlichkeit anzuschauen…grins.
Gegen 15.00 Uhr kamen wir dann in Tasucu – bedeutendster türkischer Fährhafen nach Nordzypern -an. Wir hatten uns für die Übernachtung die Meltem Pansiyon ausgesucht. Es war zum Glück oder auch Pech – dazu später - noch ein Zimmer frei. Unser Zimmer mit Terrasse lag ebenerdig, mit einem Wahnsinnsblick direkt auf das Meer.
Zwischen Zimmer und Meer lag nur eine kleine Strandpromenade. Wir ruhten uns etwas aus und gingen dann Richtung Hafen um eine kleine Erfrischung zu uns zu nehmen. Es wehte ein heftiger Wind, was wir auch an den Wellen merkten.
Danach hielten wir Ausschau nach einem Restaurant für das Abendessen. Direkt am Hafen haben wir dann auf einer Dachterrasse mit einem wunderbaren Blick auf das Meer ein Lokal gefunden. Zum Abendessen gab es gegrillte Cupra (Dorade). Zum Nachtisch gab es einen super Nachtisch mit frischen Früchten. Bezahlt habe ich incl. Wein /Bier 55 TL= 19 €. Leicht beschwingt gingen wir zurück zu unserer Pension.
Als wir die Tür aufmachten kam uns ein penetranter Geruch entgegen – soweit beurteilbar, war der Syphon in der Toilette nicht in Ordnung. Das war das eine Übel, das andere Übel waren dann in der Nacht „Stechmücken“. Trotz viel „Autan“ haben wir uns eine erhebliche Anzahl an Stichen zugezogen. Was uns nicht tötet, macht uns nur noch härter…….
Wir fuhren gegen 09.00 Uhr auf der Küstenstraße weiter nach Side. Diese Küstenstraße ist wunderschön aber teilweise auch sehr anstrengend zu befahren – Volle oder auch überladene LKW´s, teils noch Fuhrwerke,
PKW´s, aber auch viele Motorradfahrer. Gute Straßen wechseln sich auch hier mit sehr schlechten Straßen ab. Geschuldet ist das dem Bau einer neuen Küstenstraße, teilweise durch das Hinterland. Als wir nach ca. 250 Km in Alanya ankamen, wusste ich was ich gefahren hatte. Die restlichen 90 Km waren dann ein Kinderspiel. Im Nar Apart Hotel in Side, in dem wir auch 2010 schon übernachteten, hatten wir vorab per mail bereits ein Selbstversorger-Appartement gebucht. Das Wetter war durchwachsen. Der Aufenthalt hier in Side war lediglich als „Urlaub“ zum Ausruhen gedacht. Morgens lange schlafen, Frühstück auf dem Balkon,
Faulenzen am Pool und abends gut essen gehen. Von hier aus buchten wir auch die Fähre von Igoumenitsa nach Ancona für den 10. Juni.
Nach 4 Tagen packte uns wieder die Reiselust und am Samstag, den 07.06. fuhren wir dann weiter über Antalya, Korkuteli, Acipayam und Denizli nach Pamukkale. Auch hier fuhren wir durch blühende Felder, Weizenfelder, Gebirge und öde Landschaften. An einer Tankstelle machten wir wieder einmal eine Rast. Gegen 15.00 Uhr erreichten wir Pamukkale und wir orderten wieder ein Zimmer im Hal Tur Hotel, genau gegenüber den Sinterterrassen.
Von unserem Hotel konnte man sehen, wie die Menschen, wie Ameisen, den Weg nach oben liefen. Wie immer, mussten wir uns nach der Ankunft die Füße vertreten. Unterhalb der Terrassen tranken wir dann einen Kaffee. Dann wurde es dunkel in Pamukkale. Es sah aus, als ob die Welt untergeht. Wir gingen zum nahe gelegenen Hotel und setzen uns auf den Balkon und schauten dann dem Wetterschauspiel zu, wie der Regen in Strömen vom Himmel fiel. So schnell wie der Regen kam, war er wieder weg. Dann hörten wir Musik auf der Straße, es kam eine Kapelle, Fahnenschwenker und dann ein Kamel mit einem kleinen Jungen der wie ein König geschmückt war.
Dieser Junge hatte an diesem Tag schon eine schmerzhafte Erfahrung machen müssen, – Aua, Aua - Und jetzt wurde er gefeiert. Nach einem weiteren größeren Spaziergang, aßen wir dann im Hotel zu Abend. Allerdings mussten wir wegen erneutem Regen, den Freisitz räumen und im Lokal weiter essen. Nach dem Essen gingen wir aufs Zimmer und schauten uns dann bei einem Schlummertrunk noch „Carmen Nebel“ im Fernsehen an.
Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück weiter nach Ayvalik zu Celal. Celal ist ein RT-Freund der zuerst in Istanbul und jetzt in Ayvalik, nördlich von Izmir wohnt. Als wir im RT-Forum angekündigt hatten, dass wir wieder mit dem Motorrad in die Türkei fahren, hat sich Celal gemeldet und uns gebeten, ihn zu besuchen. Das haben wir natürlich gerne getan. Unsere Fahrt führte uns von Pamukkale über Aydin, Izmir nach Ayvalik. Mit Celal hatte ich die Telefonnummern ausgetauscht und vereinbart, wenn wir in Ayvalik sind, uns bei ihm zu melden. Dort angekommen, rief ich Celal an, der innerhalb von 10 Minuten vor Ort war. Da er nicht direkt in Ayvalik wohnte, sondern in einer Ferienanlage direkt am Meer, folgte ich ihm bis zur Ferienanlage. Er hatte für uns ein Zimmer in einem Apart-Hotel gebucht. Es handelte sich um ein neues Haus, mit einem großen Zimmer, eine Küche mit einem riesigen Kühlschrank und ein sehr großes Bad. Celal fuhr zu seinem Haus und holte uns später wieder mit seiner Frau Emine ab, um uns sein Haus, welches einer Villa gleicht, zu zeigen. Nach der Begrüßung lud uns Celal zum Abendessen in einer kleinen Lokanta direkt am Meer ein. Celal bestellte die Vorspeisen.
Der Hauptgang bestand aus frisch gegrilltem Fisch. Celal und ich verstanden uns auf Anhieb, es war so als ob wir uns schon Jahre kenne würden, es war einfach ein Draht da.
Die Verständigung erfolgte in Deutsch. Celal spricht sehr gut Deutsch und seine Frau Emine ebenfalls, sie ist in Nürnberg geboren. Es war ein wunderbarer, harmonischer Abend am Meer von Ayvalik. Gekrönt wurde dies durch den Anruf unseres Sohnes, dass wir zum 4. Mal Großeltern eines männlichen Enkels geworden sind. Natürlich gratulierten uns Emine und Celal und wünschten uns alles Gute, auch für den neuen Erdenbürger. Gegen 22.00 Uhr fuhr uns dann Celal zu unserem Hotel, in dem wir dann Todmüde ins Bett gefallen sind. Bei der Heimfahrt in der Ferienanlage, erfolgte plötzlich eine Lautsprecherdurchsage, dass von 24.00 Uhr bis zum nächsten Morgen 08.00 Uhr das Wasser wegen einer Reparatur abgestellt wird. Na denn Prost. Am nächsten Morgen haben wir das auch „überbrücken“ können.
Am nächsten Morgen kam Celal mit seinem Moped und begleitete uns bis zu einer Tankstelle an der Hauptstraße. Dort verabschiedeten wir uns wirklich sehr herzlich von ihm, mit der gegenseitigen Bitte, uns wieder zu sehen. Möglicherweise kommt Celal mit Emine im Dezember 2015 nach Nürnberg. Vielleicht klappt schon vorher ein Wiedersehen.
Unser Endziel war Komotini in Griechenland. Die Fahrt ging über Burhaniye, Edremit, Ayvacik bis nach Canakkale. Die Strecke betrug 178 Km. In Canakkale konnten wir gleich auf die Fähre nach Eceabat fahren, die stündlich ging. Vorher kauften wir uns noch einen Simit (Sesamkringel) um den genüsslich auf der Fähre zu verzehren.
In Eceabat angekommen habe ich etwas aufgeatmet, denn die Vollkaskoversicherung ist nur für den europäischen Teil der Türkei gültig. Also gut ohne Eigenschaden durchgekommen. Von Eceabat ging es weiter über Kesan bis nach Ipsala bis zur türkisch/griechischen Grenze. Die Ausreiseformalitäten –Passkontrolle, Austragung des Fahrzeuges aus dem Pass, nochmalige Passkontrolle in der Türkei. Dann ging es weiter zur griechischen Grenze. Dort mussten wir durch einen kleinen Straßentunnel in dem sich Wasser befand. Wir vermuteten, dass es sich um eine Art Desinfektion der Fahrzeuge handelte. Im Bereich des griechischen Grenzüberganges mussten wir uns an einer Fahrzeugschlange anstellen. Petra erkundigte sich bei einem Grenzer, welche Kontrollen uns erwarteten. Er fragte Petra auf türkisch: Sind Sie Türkin???, was sie „perplex“ verneinte. Nicht europäische Fahrzeuge und Personen wurden sehr intensiv, sowohl beim Zoll, als auch bei der Passkontrolle überprüft. Wir mussten lediglich den Pass vorzeigen und konnten dann den Grenzbereich verlassen.
Die Weiterfahrt nach Komotini erfolgt dann über die Autobahn. Unterwegs blies ein sehr heftiger heißer Wind aus nördlicher Richtung, der uns schon etwas zu schaffen machte. Gegen 16.00 Uhr griechischer Zeit trafen wir in Komitini ein. Ein von uns avisiertes Hotel, etwas außerhalb der Ortschaft, wurde angefahren. Wir checkten ein und bezogen das Zimmer. Das Abendessen war nicht erwähnenswert. Noch 2 Bier und dann war „Gute Nacht“ angesagt. Das Frühstück am nächsten Morgen, naja.
Gegen 10.00 Uhr waren wir wieder auf der Autobahn unterwegs nach Igoumenitsa. Wir passierten Kavala, Thessaloniki, Veroia, Ioannina und trafen gegen 16.30 Uhr in Igoumenitsa am Fährhafen ein.
In dem neuen Empfangsgebäude befand sich der Schalter der Anek Lines, bei der wir gebucht hatten. Am Schalter habe ich dann noch die letzten Formalitäten erledigt, und die Buchungsunterlagen erhalten. Wir sollten ab 22.00 Uhr am Hafeneinfahrtstor sein und dann zum Stellplatz Nr. 10 fahren. Nun galt es die Zeit zu überbrücken. Wir saßen, wie andere wartenden Reisenden, vor dem Abfahrtterminal.
Dort sprach mich auch ein Grieche mit sehr guten Deutschkenntnissen an, der sich für mein Moped interessierte. Wir kamen ins Gespräch über Motorräder. Dabei teilte er mir auch mit, dass im Bereich des Terminals sich viele „Flüchtlinge" aus Syrien, Pakistan etc. aufhalten. Dieser Personenkreis „haust" in dem nahe gelegen Wald. Auch versuchen Schlepper, Reisende insbesondere LKW-Fahrer an zusprechen, ob sie gegen ein Entgelt diese Personen mitnehmen. Bis vor einem halben Jahr war es teilweise so, dass die Flüchtlinge selbst den Bereich bevölkerten und aggressiv Reisende wegen der Mitnahme angesprochen haben. Dies wurde aber zwischenzeitlich von der Polizei und dem Zoll unterbunden. Zum Schluss gab er mir noch einen Tipp, wo man gut essen kann. Nach kurzer Zeit kam ein englischer Motorradfahrer mit dem wir uns dann auch unterhielten. Er war seit 4 Wochen in Griechenland unterwegs und wollte jetzt nach Brindisi um von dort weiter Richtung England zu fahren. So verging die Zeit. Gegen 19.00 Uhr haben wir uns dann zur Taverne aufgemacht, in der wir leckeren Gyros mit Pommes bzw. gebackene Zucchini gegessen haben. Kurz nach 22.00 Uhr waren wir dann vor dem Hafentor. Alle 9 Tore waren geöffnet, ein Verkehr, wie bei einem Stau auf der A 5. Wir wurschtelten uns dann auch dazu und suchten dann den Standplatz Nr. 10. Dort standen schon einige PKW, LKW und auch Wohnmobile. Ebenso ein anderer älterer Engländer mit seinem Motorrad einer 20 Jahre alten GS.
Er war mit seiner Lebensgefährtin schon 6 Wochen unterwegs und nun auf dem Weg ebenfalls nach England. Er hatte eigentlich vor, auf dem Landweg zurück nach England zu fahren, aber das Getriebe machte ihm Probleme. So nahm er die Fähre bis Ancona und wollte von dort über Frankreich zurück nach England.
Mit der Zeit kamen immer mehr Fahrzeuge und auch 4 Motorräder und 3 Motorroller. Die 4 Hondafahrer mit Sozia kamen aus Kufstein. An einer Unterhaltung hatten die kein Interesse, na gut, dann eben nicht. Wir warteten und warteten, es gab keine Sitzgelegenheiten. Aber auch das gab es am Hafen:
Einer der Motorrollerfahrer kam aus Frankfurt und war auf einem Rollertreffen in Griechenland. Bei einem Blick auf mein Motorrad habe ich festgestellt, dass etwas neben dem Vorderrad baumelte. Beim genaueren Hinsehen, war es die Bluebike-Anlage, die sich offenbar selbstständig gemacht hatte. Sie hing nur noch an Kabeln. Der Engländer half mir mit einem Kabelbinder die Anlage und die Kabel so zu befestigen, dass nichts passieren konnte. Vermutlich hat sie sich aufgrund der großen Hitze und der vielen „Rüttelstraßen „selbständig“ gemacht. Das konnte ich aber später mit der Herstellerfirma klären. Während wir uns unterhielten kam eine sehr aufgetakelte junge Frau, ca. 1,60m groß mit einem Riesenausschnitt, die ebenfalls auf das Fährschiff wartete, allerdings ohne Gepäck. Auf dem Schiff sahen wir später, wie sich mit diversen Männern unterhalten hat. Was die wohl wollte? Egal, Jeder will leben……
Um 23.30 Uhr erschien die voll beleuchtete Fähre in der Hafeneinfahrt und legte an.
Die Verladung ging sehr locker und schnell vonstatten. Die Mopeds sollten auf den Hauptständer und wurden dann von den Arbeitern mit einem Seil an einem Geländer befestigt. Ich hatte da so meine Bedenken, aber es ging gut. Danach folgten wir den Schildern zur Rezeption. Dort wurden wir dann von einem Bediensteten zu unserer Kabine gebracht. Die Kabine war recht groß, mit ca. 18 qm, mit TV und Nasszelle. Das Bullauge befand sich in Fahrtrichtung.
Wir haben uns dann schnell geduscht, umgezogen. Unser Weg führte uns zum Heck des Schiffes um das Ablegen zu beobachten. Zuvor haben wir uns orientiert, insbesondere wo sich die Fluchtwege und Sammelplätze in einem Notfall befinden. Auf dem Deck angekommen haben wir uns es mit einem Bier/Wein und einer Tüte Chips gemütlich gemacht.
Um 01.00 Uhr verschloss der Wirt den Heckkiosk. Wir tranken aus und gingen dann auch, nach einem langen Tag, in die Kabine. Beim Einschlafen merkte ich nicht, dass „Mann“ auf einem Schiff war.
Am nächsten Morgen, jetzt war Mittwoch, der 11. Juni, weckte uns der Wecker um 08.30 Uhr. Nach der Morgentoilette gingen wir in das Frühstücksrestaurant und wollten gegen 09.15 Uhr Frühstücken. Dort wurde uns mitgeteilt, dass es Frühstück nur bis 10.00 Uhr gibt. Auf meiner Uhr war es 09.15 Uhr. Uns war nicht bekannt, dass die Schiffszeit wieder (analog Türkei) 1 Stunde vorgestellt war. Pech gehabt. Wir haben uns dann mit 2 Cappuccini und einem Baguette am Kiosk begnügt. Den Tag verbrachten wir mit Lesen, Ausruhen, Wasser schauen und schlafen. Es war schon ein wenig langweilig, so ein ganzer Tag. Aber auch das ging vorüber. Um 18.00 Uhr legte das Schiff in Ancona am Hafen an.
Wir waren mit den Mopeds im unteren Deck, es war sauwarm, schließlich hatten wir ja die Klamotten schon an. Dann öffnete sich die Lucke, auf der wir das Oberdeck mit Abfahrt zum Hafen erreichten. Zuvor wurde aber noch von oben eine Flüssigkeit auf die Rampe geschüttet, die ich nur so deuten konnte, dass wieder desinfiziert wurde. Das Ausfahren aus dem Hafen ging wieder Ruck-Zuck. Auf dem Weg zur Autobahn begleiteten uns die 4 Kufsteiner – die wollten angeblich die Strecke noch bis nach Hause an diesem Tag / Nacht bewältigen?! Und der ältere Engländer mit seiner Lebensgefährtin. Auf der Autobahn trennten sich dann aber doch die Wege. Da es ja noch früh war und die Sonne schien, sind wir noch 179 Km bis Cesena gefahren. Da hatten wir uns ein Best Western an der Autobahn ausgesucht. Gegen 19.45 Uhr angekommen, eingecheckt, ausgepackt geduscht und in einem in der Nähe gelegenes Restaurant, welches sehr gut besucht war zu Abend gegessen. Dort habe ich die besten Nudeln meines Lebens gegessen. Gegen 23.00 Uhr fielen wir sehr müde ins Bett.
Am nächsten Morgen nach einem sehr guten Frühstück ging es über die Autobahn, Bologna, Modena, Verona, Triest, Brenner, Zirler Berg, Mittenwald bis nach Oberammergau. Zum Glück hatte ich noch in Höhe Modena getankt, da vor Verona schon Hinweise kamen, dass es kein Benzin / Diesel an den Autobahntankstellen gab. Als nächstes tankte ich wieder nach dem Brennerpass. Der Tankwart erklärte mir, dass die italienischen Kollegen streiken würden.
In Oberammergau angekommen, wie schon mehrfach, im Gasthof Stern übernachtet. Nach dem Duschen in den Biergarten und erst mal ein halbes Radler „abgepumpt“ Nach einem Spaziergang dann im „Stern“ zu Abend gegessen. Dort gibt es für mich den besten Zwiebelrostbraten der Welt. Nach einem Verdauungsspaziergang konnte ich noch das WM-Eröffnungsspiel der WM anschauen.
Nach einem sehr schlechten Frühstück und einem noch schlechteren Kaffee fuhren wir die restlichen Kilometer durch das Voralpenland über Ottobeuern bis Memmingen und von dort über die A 7 bis nach Hause.
Resümee
Nach genau 4 Wochen sind wir dann nach 7.961 Kilometer, gesund und mit einem unversehrten Moped gegen 16.30 Uhr in Dreieich angekommen.
Dies war unsere 3. Große Reise in den vorderen Orient, die uns wieder viele neue Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen brachte. Sowohl die vielen sehr schönen, und die wenigen schlechten Erfahrungen haben wir „mitgenommen“. Daraus kann man nur lernen. Das, was wir gesehen und erlebt haben, nimmt uns Niemand mehr.
Wer meint, es sei gefährlich gewesen, dem sagen wir, NEIN!
Ich schätze mal, der Vorfall in den Bergen bei Dogubayazit war einmalig. Teilweise kann es in Deutschland gefährlicher sein.
Ich schreibe diesen Bericht mit einer kleinen Hoffnung, dass andere Motorradfahrer vielleicht doch mal die Überlegung haben auch solche Reisen zu machen. Wir möchten diese Reisen auf keinen Fall missen.
Beide sind wir uns sicher, dass es nicht die letzte Motorrad-Reise in die Türkei war.
Wer Fehler findet darf sie behalten.