Amsterdam - Toleranz von Homosexualität als Kulturerbe?
- Geschrieben von Portal Editor
Beim Versuch doch noch Eintrittskarten für das Van-Gogh-Museum in Amsterdam zu bekommen (hier lagen zu dem Zeitpunkt 4 – 6 Wochen Vorbestellzeiten an), waren wir auch über den so genannten Museumsplein gekommen, wo uns die vielen, überwiegend doch unbekannten Staatsflaggen auffielen, die den Weg über die Grünfläche begleiteten.
Unser Interesse war geweckt, hatten wir doch schon unzählige Regenbogenflaggen an den Objekten in der Umgebung bemerkt: dass „Zero Flags Project – 67 to go“. Diese Flaggenparade sollte uns noch ganz gehörig zum Nachdenken bringen, zeigte sie doch die Staaten auf, in denen Homosexualität immer noch strafrechtlich verfolgt, ja sogar mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Unglaublich, welche Länder hier aufgeführt werden und wie teilweise unsere deutsche Sicht (und vor allem die der Wirtschaft) auf diese mit diesen Staaten vorherrscht. Menschenrechte werden mit Füßen getreten, doch dass scheint in der Geschäftspolitik und besonders übel auch im Sport keine Rolle zu spielen, hier nur der Verweis auf die WM im Fußball.
Ist Toleranz ein niederländisches Kulturgut?
Dass Neulingen in den Niederlanden Toleranz gegenüber Homosexualität als wichtiger Teil „der“ niederländischen Normen und Werte präsentiert wird, verstärkt das Bild noch. Auch international sind die Niederlande bekannt für ihre weitgehende gesetzliche Gleichbehandlung von Homosexuellen und Heterosexuellen. Zweifellos verantwortlich für dieses homosexuellenfreundliche Image ist, dass die Niederlande das erste Land der Welt waren, dass die Zivilehe für Partner gleichen Geschlechts ermöglichte.
Aus regelmäßigen Studien des Sociaal Cultureel Planbureau (dt. Soziales und Kluturelles Planbüro, SCP) zur Akzeptanz von Homosexualität geht hervor, dass die niederländische Toleranz gegenüber Homosexualität bei vielen Niederländern an eine Voraussetzung geknüpft ist: Homosexuelle sollten nicht zu deutlich zeigen, dass sie homosexuell sind. Kurz gesagt, sie werden toleriert, solange sich Homosexuelle „normal“ verhalten.
83% der Niederländer fühlen sich wohl im eigenen Land
In einer weltweiten Befragung von Schwulen und Lesben befanden 83 % der Niederländer, dass sie sich in ihrem Heimatland wohlfühlen.
In Deutschland sagten das nur 62 % der Befragten. Damit befindet sich Deutschland lediglich auf Platz 19 von 123 Ländern - das sind nur einige Plätze vor Nicaragua mit 54 % (Platz 24) und Mexiko mit 53 % (Platz 25).
Dieses Ergebnis lässt schnell die Frage aufkommen, ob Deutschland zu recht nur knapp in den Top 20 landete oder wir deutschen Lesben und Schwulen bei der Beantwortung der Frage:
„Is the city or area where you live a good place or not a good place to live for gay or lesbian people?” schlicht kritischer als andere Nationen sind.
Die meisten Länder sind keine Wohlfühlorte für LGBT
Allerdings fehlen in der Studie eine ganze Reihe von Ländern, wie Ägypten, Saudi Arabien, Iran, Irak, Nigeria, Bahrain, Kuwait und Usbekistan. Dort war es jeweils zu heikel, die oben beschrieben Frage überhaupt zu stellen.
Dennoch gibt die Befragung eine deutliche Abbildung des Wohlfühlfaktors von LGBT in ihren Heimatländern wieder:
Mit den Niederlanden, Island (82 %) und Kanada (80 %) in den Top 3 des Rankings zeigt sich, dass sich die Community vor allem in westlichen Ländern, in denen inzwischen zu großen Teilen die Homo-Ehe gesetzlich anerkannt ist, besonders wohlfühlt.
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