Walser Tracht - Erläuterungen zur Tradition in Mittelberg
- Geschrieben von Portal Editor
Schon am Vortag waren uns erste Aktivitäten der lokalen Feuerwehr aufgefallen, die neben dem Walserhaus mit dem Aufbau eines riesigen Baldachins beschäftigt waren: das Dorffest wurde vorbereitet, erste Stände aufgebaut.
Da auch eine Veranstaltung zur Erläuterung der Walser Tracht im Rahmenprogramm angekündigt war, wollten wir rechtzeitig vor Ort sein, einmal mehr im Walserbus unterwegs, war das kein Problem.
“Walser Häß” von den Männern bis etwa 1870 getragen
Mit einem leckeren Stück Walserkuchen und Kaffee gerüstet, nahmen wir unter den Besuchern Platz, die auf Bierzeltgarnituren unter dem Baldachin versammelt waren. Leider gab es zwischenzeitig immer wieder Regenschauer, was die Stimmung ein wenig trübte.
Eine helfende Hand sorgte mithilfe eines Besens dafür, dass die Wassermassen auf dem Baldachin ablaufen konnten. Sehr zur Belustigung der Zuschauer, denn manchmal traf der Wasserschwall vom Dach nur knapp neben den Besuchern auf dem Boden auf.
Nach einigen Vorführungen traditioneller Tänze sowie Live-Musik von der zünftigen Kapelle war der große und von uns mit Interesse erwarte Höhepunkt des Festes erreicht: Die Walsertrachten wurden präsentiert und erläutert.
Die Tracht sah man immer weniger, bis 1926 einige Walser beschlossen, die Wiederauflebung in Angriff zu nehmen. Bestärkt wurde der Wunsch durch die Musikkapellen, die sich bald in der Heimattracht zeigten. Ein sehr großer Beitrag zur Erhaltung der Walsertracht haben die verschiedenen Trachtengruppen des Tales geleistet. Seit 1927 haben sie mit den aufgeführten Heimatabenden das gesamte Trachtenwesen wieder belebt.
Mann trägt dazu den Dreispitz, einen Hut besonderer Machart
Die jungen Männer tragen in ihrer Tracht schwarze Halbschuhe, die durchaus mit Schnallen verziert sein können, weiße, fast kniehohe Strümpfe, dazu eine schwarze, enge Kniehose, reich bestickte Hosenträger, breiter Ledergurt mit Stickerei, dazu ein weißes Hemd und ein Seidentuch.
Die erwachsenen Männer tragen dazu eine ärmellose rote Weste mit Silberknöpfen, ein Kamisol, worunter man einen langen Rock aus blauem, früher auch dunkel- oder rostbraunem Tuch zu verstehen hat. Der verheiratete Mann trägt dazu den Dreispitz, einen Hut besonderer Machart.
Die Jacke ist ein weißer Schaflederwams mit roten Tuchärmeln. Kopfbedeckung ist ein weiße, gestrickte Zipfelmütze. Der auch anzutreffende schwarze Wollhut wird nur vom Bräutigam getragen.
Wichtigstes Kleidungsstück der Frauen ist die Juppa, ein schwarzer, plissierter Überrock. Der Stoff wird von Hand in kleine Falten gelegt - plissiert. Am Saum ist die so genannte “Bsetze”, das ist ein Tuchvollant, der die Falten straff hält und der Tracht etwas Besonderes verleiht; dazu ein Unterrock, der eigentlich ein ganzes Unterkleid ist. Am Oberteil (immer sichtbar) sind Rosen aufgestickt.
Der “Siidahuat” kann von ledigen und verheirateten Frauen getragen werden
Die auffälligste Besonderheit der Walser Frauentracht besteht darin, dass der “Fürsches” über der Brust von den bestickten Samtbändern gehalten wird. Die Frauen haben aufgrund der Bewegungsfreiheit (die Tracht war immer auch Alltagskleidung) aus der Zeit der Empire-Mode, die höher liegende Taille übernommen, sie sogar nochmals höher angesetzt.
Zum Kirchgang und zu festlichen Anlässen stehen verschiedene Hüte und Jacken zur Auswahl. Der “Siidahuat” kann von ledigen und verheirateten Frauen getragen werden. Die “Sometkappa”, die Pelzkappe aus Fischotterfell steht nur verheirateten Frauen zu.
Die Mädchen tragen die gleiche Grundausstattung wie die Frauen: Juppa, Unterrock, “Fürsches”, weiße Bluse und Korallenkette.
Zu festlichen Anlässen wird der Chranz, die Krone, getragen. Die “Ärmel” (kurzes Jäckchen) oder das “Schälkle” (Jacke mit Chenille verziert) und der “Blaetteleschgürtl” sind zu dieser Kopfbedeckung Pflicht.
Schon jetzt sind wir gespannt auf Trachten und Gebräuche der Sorben in der Region um Bautzen und Kamenz, die es als integrierte Volksgruppe sogar verstanden hat, neben ihrem Brauchtum eine eigene Hymne und Flagge zu erhalten.
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