Edelmetallmanagement der Römer - neue Erkenntnisse!
- Geschrieben von Portal Editor
In unseren ersten Blogs hatten wir schon über die Münzfunde aus römischer Zeit in Brunn am Gebirge berichtet, die sich im Original in der Ausstellung im Heimathaus befinden.
Einmal mehr sollten diese Münzen in den Mittelpunkt der Forschungsarbeiten von Dr. Robert Krickl gelangen, der sich auf so unterschiedliche Art und Weise mit der Entwicklungsgeschichte seiner Heimatregion befasst. Da eines seiner wichtigsten Forschungsgebiete auch das Thema der Mineralogie und der Kristalle beinhaltet, lag es auf der Hand, sich auch mit der Zusammensetzung der Legierungen der Metalle der Münzenfunde zu beschäftigen, die man seiner Zeit in Brunn am Gebirge gefunden hatte.
1972 war man im Zuge von Bauarbeiten in Brunn am Gebirge zufällig auf eine Reihe von Gräbern aus der Römerzeit gestoßen. Unter den zahlreichen Grabbeigaben fand sich eine größere Sammlung von Münzen, von denen 36 seither im Brunner Heimathaus ausgestellt werden. Eine Bestimmung durch die Experten seiner Zeit ergab: es waren überwiegend Bronzemünzen aus der konstantinischer Zeit, nur eine einzige Silbermünze war darunter - ein Denar des Lucius Verus (Mitregent von Marc Aurel, 161-169 n. Chr.). Als Highlight der Ausstellung im Heimathaus wurde gerade diese Münze häufig in den Mittelpunkt des Besucherinteresses gerückt.
Robert Krickl rollte dann den Fall um diese Fundstücke aus Interesse an der metallischen Zusammensetzung der Münzen neu auf, auch, um mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden neue Erkenntnisse über das antike Brunn zu erhalten, was im Nachhinein betrachtet, doch für große Verwunderung sorgen sollte. Die Untersuchungen und deren Ergebnisse waren dann auch die Grundlage eines Forschungsberichts, der erstmalig während der Römertage in Brunn am Gebirge der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Aktivitäten wie diese, nämlich die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse an Laien ist das Grundkonzept der Arbeiten von Robert Krickl.
Denn die dann folgende chemische Analyse des Münzmaterials mit hochtechnischem Gerät, das dankenswerterweise von der Universität zur Verfügung gestellt wurde, sollte das bisherige Bild der Heimat- und Antikenforscher der Region auf den Kopf stellen: Die "einzige Silbermünze", die immer voller Stolz präsentiert wurde, enthielt keine Spur von Silber - es war eine antike, aber echte "Fälschung". Auf der anderen Seite scheinen die anderen "Bronzemünzen" in der Antike mit einer dünnern Silberschicht überzogen gewesen zu sein. Alles war umgekehrt als gedacht - was aber interessante Schlüsse auf das damalige Leben im Imperium und sein Edelmetall-Management erlaubte.
Brunn am Gebirge bzw. das Militärlager Vindobona lag an der Grenze zwischen der römischen Region Pannonien zu den Barbaren des Nordens und Ostens, Überfälle dieser Völker waren fast an der Tagesordnung. Warum also sollte man wertvolles Edelmetall in die Hände dieser Barbaren fallen lassen. Also war es von entscheidendem wirtschaftlichen Interesse, eine möglichst täuschend echt wirkende Münze herzustellen, die aber kein Silber enthalten sollte.
Errare humanum est - wie man so trefflich eine alte römische Redewendung verwenden könnte, doch auch diese ist so, trotz volkstümlicher Auffassung, unvollständig!
"Errare humanum est" ist eine lateinische Redewendung, die in dieser Form jedoch nicht vollständig wiedergegeben ist. Vollständig lautet der Ausspruch wie folgt: „Errare (Errasse) humanum est, sed in errare (errore) perseverare diabolicum.“ (Hieronymus; Seneca, Epistulae morales VI,57,12; Cicero, Orationes Philippicae 12,2), was wie folgt übersetzt wird: "Irren ist menschlich, aber auf Irrtümern zu bestehen ist teuflisch."
Referenzen:
Krickl, R. (2004): Materialanalytische Untersuchungen an Münzen aus dem spätrömischen Gräberfeld in Brunn/Geb. mittels REM/EDX. Bakkalaureatsarbeit, Universität Wien, 75pp.
Krickl, R. (2009): Neues über die römischen Münzen aus Brunn am Gebirge.
Brunner Geschichte und Geschichten, 9, 12-16.
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