Dem Wunsch und den Nachfragen einiger alaturka-Leser wollen wir an dieser Stelle entsprechen und Ihnen als Hobbyautor den Freiraum zur Selbstporträtierung und Berichterstattung Ihres Bezugs oder Ihres Niederlassens in der Türkei zu ermöglichen.
Haben auch Sie Interesse und Spass daran, Ihre Erlebnisse anderen Neuansiedlern oder Dauerurlaubern mitzuteilen, hier bietet sich die Gelegenheit. Verfassen Sie Ihre Erlebnisse, Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse als Artikel, die, möglichst mit einigen Bildern unterstützt, Ihre Zeit in der Türkei beschreiben helfen. Wir würden uns über Ihre Rückmeldungen sehr freuen und Ihre Aktivitäten, sicherlich auch im Interesse anderer Leser, gerne publizieren.
Türkei Urlaub: Erste Kontakte mit der Türkei
1985 war ein Schulfreund von mir in die Türkei, genauer gesagt nach Kuşadası gegangen und hatte dort eine Wasserskischule mit Parasailing gegründet. Wir hatten seit unserer Schulzeit engen Kontakt gehalten und er meinte, dass wir, meine Frau Gerda und meine beiden Söhne, damals 5 und 3 Jahre alt, ihn doch mal im Urlaub besuchen kommen sollten. So fuhren wir im Jahr 1986 also das erste Mal mit dem Pkw frühmorgens von Nürnberg über Österreich, das damalige Jugoslawien (dort übernachteten wir in einem „Bungalow“ auf einem Campingplatz), Bulgarien nach Edirne Grenzübergang), schauten uns dort die Selimiye Moschee an, setzten von Eceabat nach Çanakkale mit der Fähre über die Dardanellen vom Abendland ins Morgenland über und fuhren die Küste entlang weiter über Izmir bis nach Kuşadası.
Dort hatte mein Freund Willi in einer privaten Pension Zimmer für uns gebucht und wir verlebten einen tollen Türkei Urlaub. InKuşadası selbst war der Badestrand nicht so toll, aber mein Freund Willi gab uns auch da ein paar heiße Tipps und so fuhren wir dann halt immer ein paar Kilometer bis zu einem herrlichen Badestrand im Dilek Naturschutzgebiet. Wegen der Betreuung durch meinen Freund blieben uns möglicherweise negative Erlebnisse erspart und wir beschlossen auch den nächsten Jahresurlaub in der Türkei zu verbringen.
Anfahrt über Jugoslawien und Bulgarien
1987 fuhren wir also auf der uns nun schon vertrauten Strecke in zwei Tagen von Nürnberg über Niş (Jugoslawien) wo wir übernachteten, über Bulgarien zum Grenzübergang bei Edirne und dann wie gehabt weiter über Çanakkale nach Ayvalık. Halt, nicht ganz, denn diesmal überquerten wir die Dardanellen nicht mit der großen Fähre sondern fuhren von Eceabat aus noch ca. 5 km weiter bis nach Kilitbahir. Von da geht eine kleine Fähre, bedarfsabhängig nach Çanakkale. Auf der E 87 ging es über die Ausläufer des Kazgebirges nach Ayvalık.
Wenn in deutschen Katalogen „Ayvalık“ als Reiseziel angeboten wird, dann ist in der Regel „Sarimsakli“ gemeint, weil es dort die schönsten Badestrände gibt. Sarimsakli liegt ca. 7 km südlich von Ayvalık und gehört zur Gemeinde Küçükköy. Sarimsakli bedeutet „Knoblauch“ und damit kommt zum Ausdruck, dass hier die Bauern aus Küçükköy ihre Gemüsefelder hatten. Ich lebe ja in Nürnberg und vor den Toren Nürnbergs liegt das „Knoblauchsland“, von hier wird die Stadt mit frischem Gemüse versorgt. Wie sich doch alles ähnelt.
Bereits in Deutschland hatte ich vom tollen Strand bei Sarimsakli gehört und genau dort, verlebten wir dann unseren Urlaub in einem kleinen, sehr einfachen aber sauberen Motel bei der Familie „Abay“, nur wenige Meter vom herrlichen, breiten Sandstrand entfernt.
Große Rundreise durch die Türkei mit dem Wohnwagen
Im Jahr 1988 ging es dann aber erst einmal mit einem Wohnwagen zu einer kleinen Rundreise durch die Türkei. Dabei führte uns unser Weg wieder über Ayvalık , Izmir, bis nach Antalya und von dort über Isparta, wo wir einer Teppichweberin zusehen durften und wo meine Frau sich mit reichlich „gül sabunu“, das ist Rosenseife bester Qualität eindeckte, nach Eskişehir (dort werden vor allem Meerschaumpfeifen gefertigt) und über Istanbul schließlich wieder nach Hause. Dazwischen durchquerten wir eine landschaftlich einmalige, riesige Hochebene. In Istanbul auf dem Campingplatz trafen wir einen Kollegen, den ich zuhause in Nürnberg seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Das Wiedersehen musste natürlich gefeiert werden und wir, als schon „beinahe Türken“ übernahmen die Führung für die nächsten gemeinsamen Tage.
Zum Abschluss dieser Urlaubsreise stellten wir fest, dass es uns sowohl die Landschaft, als auch das Klima in der Gegend um Ayvalık besonders angetan hatten und so stand schnell fest: 1989 geht es wieder nach Karaağaç!
Ferienhaus in Karaağaç bei Ayvalik
1989 konnten wir ein Ferienhaus in einer Feriensiedlung nahe bei Karaağaç mieten. Karaağaç ist ein Dorf an der E 87, knapp 20 km nördlich von Ayvalık. Auch dort fanden wir wieder diesen herrlichen, breiten Sandstrand. Die Tatsache, dass man in so einer Feriensiedlung doch irgendwie abgeschieden lebt, zeigte uns aber, dass wir zwar keine Großstadt brauchen, dass uns aber eine Ortschaft mit Läden, Restaurants und etwas Leben doch wichtig ist. Insgesamt gefiel es uns aber so gut, dass wir beschlossen uns in dieser Gegend ein Haus zu kaufen. Ich schaute mir etliche fertige und auch halbfertige Immobilien an. Dazu fuhr ich mit meinem Pkw die Küste so etwa 30 km nördlich und südlich von Ayvalık ab und schließlich fanden wir etwas das uns zusagte. Unsere Entscheidung fiel zugunsten von Sarimsakli aus. Zwar wurde es keine „Villa“, wie die freistehenden Häuser dort oft genannt werden, sondern „nur“ eine Wohnung, trotzdem waren wir glücklich. Wir wurden Eigentümer einer Immobilie in der Türkei! Fast jedenfalls. Wie viele andere Ausländer bekamen wir nämlich keinen Grundbucheintrag, mussten die Wohnung also über einen Strohmann kaufen. Ein Risiko, über das sich Kaufinteressenten auf jeden Fall im Klaren sein müssen. In meinem Fall aber lief alles bestens. Schon ein Jahr später erhielten wir völlig überraschend unser „Tapu“, den Eintrag in das Grundbuch. Und so freuen wir uns seither jedes Jahr, wieder dorthin zu kommen. Sarimsakli ist tatsächlich unsere zweite Heimat geworden.
Wie es zum Kauf der Wohnung kam, warum es keine Villa wurde und wie wir unsere Wohnung seitdem nutzen, kurz alles was mit dem Entschluss uns in Sarimsakli niederzulassen zusammenhing, schreibe ich gerne in einem weiteren Artikel.
Karl-Heinz Kraus
Bitte lesen Sie auch:
Wie ich nach Sarimsakli kam - Teil 2 Wohnungssuche
Sarimsakli - Karl-Heinz Kraus erläutert die Umgebung