Prächtige Ginsterbüsche entlang der Via Egnatia
- Geschrieben von Portal Editor
Oft hätten wir während der Fahrt auf der Via Egnatia durch Griechenland anhalten können, um die Farbenpracht der Pflanzen entlang der Route zu dokumentieren.
Dies gilt insbesondere für die hoch am Berg entlang führende Passage von Kavala an der Via Egnatia. Hier reihten sich die Ginsterbüsche teilweise so eng aneinander, das man das Gelb der Blühten nur noch als eine große Fläche wahrnehmen konnte.
Dabei findet man Ginster überall in Europa, von Polen bis Südskandinavien, im Mittelmeerraum bis Westasien, also doch nicht etwas so besonderes. Trotzdem war die Pracht der Pflanzen uns diesen Artikel wert, zeigt er doch einmal mehr, wie prachtvoll und vielfältig die Natur trotz menschlicher Eingriffe immer noch ist. Wenn auch nicht ganz ohne Gefahr für Mensch und Tier.
Ginster ist eine Pflanzengattung, die zu den Schmetterlingsblütlern (Faboideae) gehört. Wie entlang der überaus steinigen Passage bei Kavala, gedeihen Ginster meist auf nährstoffarmen Böden am besten. Viele Ginster-Arten sind typische Elemente der mediterranen Macchie, Garrigue und Phrygana, sowie der atlantischen Heiden in Westeuropa. Der Besenginster wächst vorwiegend auf Sandböden, auf Heiden, an Wegen und Kahlschlägen.
Ginster hat häufig rutenförmige Zweige, die oft bewehrt sind, wächst oftmals in Strauchform bzw. als Halbstrauch und erreicht je nach Art eine Höhe von 0,50 m bis zu 2,00 m Höhe und bildet im Alter eine Pfahlwurzel aus. Die grünen Stängel des Besenginsters sind 4 - 5 kantig und gerillt, die Blätter unten dreiteilig gefingert und oben ungeteilt. Die Blüten sind meist gelb. Sie haben einen Klapp- oder Schnellmechanismus und sind Pollen-Schmetterlingsblumen, die jedoch von Bienen und Hummeln bestäubt werden. Auch Selbstbestäubung ist gängig. Die Ausbreitung erfolgt durch Schleuderfrüchte. Alle Pflanzenteile sind giftig, denn Besenginster enthält das Alkaloid Spartein. Der Wirkstoff findet sich vorwiegend in Samen und Blättern und gilt als stark giftig. So sollte man Kinder warnen, mit den Samen und Blättern zu spielen oder sie gar zu verschlucken.
Der Besenginster ist giftig für Pferde, vor allem aber für Schafe, für Hunde und Katzen, Hasen und Kaninchen sowie für Hamster und Meerschweinchen und besonders auch für Vögel. Eine Vergiftung zeigt sich in Übelkeit, erhöhtem Speichelfluss, Erbrechen und Durchfall, Unruhe, Erregung, Lähmungen, Verstopfungen bis zum Darmverschluss und Bewusstlosigkeit. Bei trächtigen Stuten können sich Wehen einstellen. Der Strauch soll nicht an Teichen gepflanzt werden, da Samen, die ins Wasser fallen, für die Fische tödlich sein können. Schafe allerdings, die vom Ginster gefressen haben, sollen gegen Schlangengift weniger empfindlich sein, so wurde in der Antike Ginster als "Hilfe" bei Schlangenbissen empfohlen.
Aber auch das genaue Gegenteil ist bekannt, denn der Besenginster gilt auch als alte Heilpflanze. Der Arzt und Wissenschaftler der Antike, Dioscurides, beschreibt die Pflanze Spartion, bei der es sich möglicherweise um Besenginster, sicher aber um eine ähnlich Art gehandelt hat. Die Pflanze wurde als abführendes Mittel, bei Hüftschmerzen und Angina verwendet. Tabernaemontanus empfiehlt Ginster in seinem Kräuterbuch "Pfrimmen" bei Wassersucht, bei Steinleiden, zur Herzstärkung, Gelbsucht und vielem mehr.
Heute findet Besenginster Anwendung bei Herzrhythmusstörungen und als Kreislaufmittel. In der Homöopathie setzt man eine Essenz aus den Blüten bei Erkrankungen von Herzmuskel und der Herznerven ein. Spartein wird als harntreibendes Mittel sowie zur Einleitung der Geburt medizinisch genutzt. Auch als Gegengift ist Spartein wirkungsvoll. So sollen Schafe aus der Auvergne in Frankreich, die Besenginster gefressen haben, gegen Vipernbisse immun sein.
Bei Menschen zeigen sich Vergiftungen schon nach dem Verzehr von 5 - 10 Samen. Es kommt zu Übelkeit sowie zu Beschwerden in Magen und Darm. Geringere Mengen des Giftes bewirken erhöhte Harnausscheidung sowie Erregung von Darm und Gebärmutter. Bei größeren Dosen zeigt sich erhöhter Herzschlag und, bedingt durch die erhöhte Durchblutung der Herzkranzgefäße kann es auch zum Kreislaufversagen und dadurch zum Kollaps kommen. Nach einer Steigerung des Blutdrucks, kommt es oftmals zu Blutdrucksenkung und bei entsprechend starker Vergiftung zur Lähmung des Atemzentrums.
Neben all der Pracht ist also immer auch ein gewisses Maß an Vorsicht nicht unangebracht.