Von Wien aus kommend, fuhren wir dieses Mal über Ungarn in Richtung Belgrad, wo wir uns vorab für einen weiteren Campingplatz direkt am Donauufer entschieden hatten.
Interessant dabei die ungarische Variante der Mautgebührenerhebung: Man zahlt die entsprechende Gebühr vor Einfahrt nach Ungarn, wobei das Kennzeichen des Fahrzeugs registriert wird. Mehrfach haben wir unterwegs Personen in Kontrollfahrzeuge am Straßenrand gesehen, die nur die Kennzeichen der passierenden Autos mit den eingespeicherten Daten abglichen. Als Beleg gab es einen unterschriebenen Kassenbon, womit das lästige Entfernen einer Klebevignette nach Ablauf der Gültigkeitsdauer entfällt. Gute Lösung!
Gegen Abend machten es uns dann gravierenden Straßenbaumaßnahmen bei Belgrad allerdings unmöglich, die Zuwegung zum an gedachten Camping zu erreichen. Auch eine Ausfahrt zur Umkehr war erst nach dreißig Kilometern erreicht, so das wir uns entschlossen, doch weiter in Richtung Nis zufahren. Ein Hinweisschild auf ein Motel mit angeschlossenen Campingareal ließen uns dann etwa 40 Kilometer hinter Belgrad doch noch auf ein wohl verdientes Nachtlager hoffen. In unserem Artikel "Die Ruinen von Stobi" hatten wir ja über die Saatkrähen und ihren ohrenbetäubenden Lärm bereits berichtet. Unseren Ersatzzielort auch nur annähernd mit Campingplatz zu umschreiben, wäre wirklich übertrieben.
Parkplatz zum Übernachten trifft es besser. Wir brauchten allerdings Strom, was dem Betreiber zunächst sichtlich missfiel. Nach viel Gerede und einigem Hin und Her war dann eine Leitung in das Motel gelegt.
Als wir dann auch noch nach Wasser fragten, trauten wir zunächst unseren Ohren nicht: Wasser zu Ende! Zunächst wollten wir ihm nicht recht glauben, dann führte uns der Betreiber tatsächlich die defekte Pumpe vor. Recht mühsam hatte er wenige Schüsseln mit Wasser gesammelt, wovon er uns jetzt trotzdem eine Schüssel überlassen wollte. Jetzt wurde es uns wirklich unangenehm, denn dieser Motelbetreiber war wirklich nicht zu beneiden. Kaum etwas funktionierte noch. Plötzlich wurde auch klar, weshalb er zunächst so unwillig Strom zur Verfügung stellen wollte, die Leitungen nach außen waren schlichtweg marode. Mächtig erstaunt waren wir am folgenden Morgen, denn wir zählten 15 Personen, die in diesem Motel trotz alledem übernachtet hatten.
Für uns ging es früh am Morgen weiter, jetzt schon gespannt darauf, was wohl der Campingplatz in Kavala an Absurditäten oder Besonderheiten zu bieten hätte. Und tatsächlich stand gleich eine erste Überraschung bei der Ortseinfahrt parat: aufgrund von Straßenbaumaßnahmen war die Umgehungsstraße von Kavala gesperrt. Macht nichts, so dachten wir, wir verfügen doch über ein aktuelles Navigationsprogramm. Richtig, .....und schon ging es mit dem Wohnwagen durch enge Gassen und wirklich steil bergab bis zur nächsten Hauptstraße. Wie gut war doch die Entscheidung zum schweren Allradfahrzeug gewesen!
Der Campingplatz gehörte zu einer Hotelanlage, war recht idyllisch unter Pinien mit kleinen, aber säuberlich eingefassten und getrennten Parzellen gelegen, hatte aber die Saison noch nicht offiziell eröffnet. Das Eingangstor stand einladend weit offen, auch die Computer in der Rezeption sowie das Überwachungssystem liefen, ....nur Personal war keins zu finden. Wir suchten eine Parzelle neben einem scheinbar bewohnten Wohnwagen auf dem Platz auf und siehe da, der Stromanschluss funktionierte und auch die Toiletten und Duschen waren in Betrieb.
Sogar heißes Wasser war vorhanden. Was will der Camper mehr.
Nach einer geruhsamen Nacht ohne lärmende Saatkrähen trafen wir dann am Morgen auch auf Mitarbeiter des Campingplatzes, nahmen noch unsere nachträgliche Anmeldung vor um wenig später Richtung Gelibolu weiter zu fahren. Erst auf der Fahrt aus Kavala hinaus sahen wir das große römische Viadukt etwa in Ortsmitte, wo ein Einparken für einige Fotos allerdings nicht möglich war. Da wir bereits in 6 Wochen erneut Kavala passieren werden, ist der Fototermin halt einfach nur aufgeschoben. Vielleicht noch eine Anmerkung zum Einkaufen: Wer für einige Wochen auf Urlaub in die Türkei einreisen möchte, ohne dabei auf bestimmte, ihm bekannte Produkte zu verzichten, hat in Alexandroupolis, etwa 40 Kilometer vor der Grenze, die Möglichkeit, in bekannten deutschen Kettenmärkten noch einmal die Vorräte aufzufüllen. Preislich allemal interessant, denn die Türkei ist in vielen Bereichen längst nicht mehr das "billige" Urlaubsland. Dies gilt besonders auch für Dieselkraftstoff.
Die Kontrolle an der griechisch-türkischen Grenze verlief eher entspannt, da wir aus den Erfahrungen der letzten Jahre alle notwendigen Papiere vorlegen konnten. Auch diesmal gab es die namentliche Begrüßung an der ersten Kontrollschranke, da schon mit dem Einlesen des Nummernschildes klar war, wer einreisen möchte. Wichtig für alle Türkeieinreisende ist eigentlich nur das Mitführen einer schriftlichen, ins Türkische übersetzten und durch ein türkisches Konsulat beglaubigten Vollmacht zur Nutzung des Fahrzeugs, wenn dieses nicht auf die Person des Einführenden eingetragen ist. Dies gilt insbesondere für Firmenfahrzeuge, selbst wenn der Geschäftsführer das Fahrzeug nutzt.
Wir hatten schon nach wenigen Minuten den Kontrollposten der Grenzstation wieder verlassen, fuhren zunächst bis Keşan, um dann in Richtung Gelibolu zur Fähre nach Lapseki zu gelangen. Nur das erste Teilstück der Straße in Richtung Keşan ist wirklich schlecht, dann wird es merklich besser. Der Einweiser auf der Fähre schickte uns auf die linke Fahrspur, trotz unseres Hinweises, das wir kaum genügend Platz zum Ausscheren nach dem Anlegen in Lapseki haben würden, wofür er sich dann auch einen dicken Rüffel des Kapitäns einfing. Caravan-Nutzern kann man nur mit auf den Weg geben, solchen Anweisungen nicht zu folgen, denn das Rangieren kostet viel Zeit und noch mehr Geduld. Auf vierspurigen Fähren also immer eine der beiden mittleren Spuren wählen.
Wenig später waren wir bereits auf der gut ausgebauten Küstenstraße Richtung Izmir unterwegs. Wir hatten schon auf der Fähre mit einem Mitarbeiter des Campingplatzes in Kücükkuyu telefoniert, so das man uns bereits erwartete. Auch hier war eigentlich die Saison noch nicht eröffnet, trotzdem waren Chef und Mitarbeiter vor Ort. Ein letztes Telefonat kurz vor der Ankunft und man stand bereit, uns durch die enge Toreinfahrt in den Olivenhain zu geleiten. Zunächst war auch hier etwas Skepsis angebracht, denn die ausgewachsenen Bäume standen recht eng. Aber mit Hilfe der Mitarbeiter gelang das Rangieren ohne Probleme. Auch für das Ausfahren am kommenden Tag war schnell ein Wendeplatz gefunden, so das Zugfahrzeug und Wohnwagen nicht einmal getrennt werden mussten. Wir hatten den Wohnwagen noch nicht ausgerichtet, da stand schon der erste Çay auf dem ebenfalls bereitgestellten Tisch. Auch zwei Stühle wurden flugs heran getragen. Immer wieder kann man nur sagen, egal wie auch immer man zur politischen Entwicklung des Landes stehen mag, die Menschen in der Türkei sind äußerst hilfsbereit und zuvorkommend, alle Achtung.
Mit Interesse beobachtete man auch das Ausfahren unserer Satellitenantenne. Auch wir waren gespannt hinsichtlich des Internetempfangs, denn die Bäume standen doch recht eng. Aber es klappte auf Anhieb und so konnten wir auch unsere Mails noch bearbeiten.
Am kommenden Morgen erwartete uns, nach ausgiebigem Frühstück, die Weiterfahrt nach Izmir zum Campingplatz Oba in Güzelbahce, ein zumindest vom Platz her gute Möglichkeit des Stadtbesuchs der Innenstadt Izmirs mit seiner Agora, dem Uhrenturm und dem Basar auch wenn die sanitären Anlagen zu wünschen übrig lassen. Man ist hier doch hauptsächlich auf Gäste für die Ferienwohnungen ausgerichtet, Camping ist erst langsam im Kommen. Trotzdem würden wir den Platz jederzeit weiter empfehlen. Noch am Abend fuhren nach Izmir hinein, um uns den neuen Standort des Goethe Instituts und die Zuwegung dorthin anzuschauen. Eine gute Idee, wie sich später herausstellen sollte, denn es handelt sich um eine wirklich lebhafte Straße und die Autofahrer Izmirs parken durchaus zweireihig auf der Durchfahrtsstraße, die dann keine Begegnung mehr zulassen. Ängstlichen Autofahrern sei deshalb geraten, besser auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Vor Ort sahen wir allerdings schon, das man in weiser Voraussicht auch schon die Straße vor dem Goethe Institut abgesperrt hatte, so das am morgigen Tag die offizielle Eröffnung unserer Tour "Verständigungs- und Kulturreise entlang römischer Straßen" im Rahmen 60-Jahre Goethe Institut Izmir beginnen konnte.
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