Der Main - ein Grenzfluss des antiken Römischen Reiches
- Geschrieben von Portal Editor
Seit einigen Tagen sind wir im Rahmen unseres Projekts am Main unterwegs, der zumindest auf Teilstrecken auch als eine Außengrenze oder Limes an der Westseite des Römischen Reich betrachtet werden muss.
Der Main zählt mit etwa 530 Kilometern Fließlänge zu den längsten Nebenflüssen des Rheins, betrachtet man nur die Flüsse rechts des Rheins ist der Main gar der Längste Nebenfluss. Die beiden Quellflüsse des Main, der Weiße Main entspringt im Fichtelgebirge, der Rote Main entspringt in der Fränkischen Alb, vereinigen sich in Kulmbach zum Main. Markante Richtungswechsel des Flusslaufes aufgrund der fränkischen Gebirgsketten schaffen Schleifen und sanfte Hänge, die sich hervorragend für den Weinanbau eignen. Immer wird jedoch die in Mitteleuropa bei Flüssen seltene Hauptfliesrichtung Ostwest beibehalten. Neben dem fränkischen Wein trifft man entlang des Main auf zahlreiche historische Stadtkerne, die zum Besuch und Verweilen einladen.
In seiner "Naturalis historia" berichtet später auch Plinius vom Main als Moenus. Interessanterweise gibt es auch in Irland und in Britannien Flüsse fast gleichlautender Namen: Maoin und Meon, lateinisch maionus. Sprachwissenschaftler führen die Namensgebung deshalb auch auf das indogermanisches Wort "mei" in der Bedeutung Wasser zurück (lettisch maina, litauisch maiva). Wieder andere Wissenschaftler sehen einen Bezug zu den Worten für Mauer oder Zaun (lateinisch moenia). Im Mittelalter erst wurde der Name zu Moyn verändert, später dann zu Meyn. Noch heute geben die verschiedenen Mundarten entlang des Main dem Fluss entsprechend unterschiedliche Namen:
- Maa in Oberfranken,
- Mee im östlichen Unterfranken,
- Maa (lokal teils nasalisiert, teils verdumpft) am Bayerischen Untermain
- Moa Wertheimer Gegend
- Maa (nasalisiert) im Raum Frankfurt.
Außengrenze der Römer am Main
In diesem nach Norden hin offenen Viereck mit den genannten Eckpunkten der heutigen Städte bildete der Main den Limes (die Grenze) des Römischen Reichs, da der Main hier auf etwa 100 Kilometern den südlichen Teil des Spessarts umfließt.
Nach bislang vorliegenden Erkenntnissen war in dieser Gegend keine Legion stationiert. Es lag aber immer eine Ledion in Mogontiacum, dem heutigen Mainz, gegenüber der Mündung des Mains in den Rhein. Erst mit Ausgrabungen im Jahr 1985 konnte ein großes Militärlager bei Marktbreit nachgewiesen werden; es diente aber offenbar nicht der Unterwerfung dieser Gegend, denn es gibt keine Belege für die Annahme, dass hier von hier aus eine Expansion nach Osten hin geplant war.
Entlang des Main Vierecks
Acht Kilometer südlich von Lohr liegt auf der rechten Seite Neustadt am Main mit einem sehenswerten 1250 Jahre alten ehemaligen Benediktinerkloster. Von ihm und von Würzburg ging die Christianisierung Ostfrankens im 8. Jahrhundert aus. Eine Fußgängerbrücke verbindet Neustadt mit seinem Ortsteil Erlach, einer ehemaligen Schiffersiedlung. Rothenfels zu Füßen der romanischen gleichnamigen Burg ist mit etwa 1000 Einwohnern die kleinste Stadt Bayerns. Erst am südöstlichen Eckpunkt des Mainvierecks folgen mit Marktheidenfeld und Wertheim wieder zwei Kleinstädte. Unmittelbar oberhalb Wertheims bildet der Main wiederum eine lange Schlinge, das so genannte Himmelreich. Dort umfließt er auf fünf Kilometer Länge einen südlich auslaufenden Sporn, der an seiner schmalsten Stelle nur 500 m breit ist.
Das Landschaftsbild ähnelt nun dem an der östlichen Seite des Vierecks. Im gewundenen, waldreichen Tal, das den Spessart im Süden begrenzt, liegen die zwei von Burgen überragten Städtchen Stadtprozelten und Freudenberg, sowie die älteste Siedlung der Gegend, Dorfprozelten.
In nun wieder nach Norden gerichteten Tal zwischen Odenwald und Spessart lag die im 17. Jahrhundert verschwundene alemannische Siedlung Grubingen, deren Kirche St. Michaelis noch bis 1778 am Mainufer stand. Es folgen weitere Kleinstädte mit gut erhaltenen Ortskernen, wie Klingenberg und Obernburg. Die Siedlungsdichte entlang des Mains nimmt nun deutlich zu.
In Aschaffenburg ist der Ballungsraum Rhein-Main erreicht, die zweitgrößte deutsche Metropolregion. Das Wahrzeichen der ehemaligen kurmainzischen Residenzstadt, das Renaissanceschloss Johannisburg, liegt rechts über dem Prallufer eines weit nach Osten ausgreifenden Mainbogens.
Nördlich des Mains verläuft der Limes durch Sumpfgebiete
Zur Sicherung des Flussufers genügten einzelndstehende Wachttürme in Verbindung mit den Kastellen der hier liegenden Einheiten; eine durchgehende Sperre, bestehend aus Palisaden und Graben, hat es hier nie gegeben. Von den entlang des Mains vermuteten Wachttürmen konnte jedoch bisher nur einer südlich von Obernburg am Main sicher nachgewiesen werden. Am anderen Ufer des Mains lag der damals weitgehend unbesiedelte Spessart, der wie der südwestlich angrenzende Odenwald vor allem durch seinen Holzreichtum für die Römer wirtschaftlich interessant war. In Inschriften wird von Holzfällervexillationen der Legio XXII berichtet, die in Stockstadt, Obernburg und Trennfurt stationiert waren.
Nördlich des Mains verläuft der Limes zunächst durch die Sumpfgebiete der Schifflache und der Bulau, danach schließt sich der Wetterau-Limes an. Am Mainübergang bei Großkrotzenburg wurde eine römische Brücke durch Funde von Pfahlschuhen nachgewiesen. Im Süden erstreckte er sich in seiner Frühzeit bis Obernburg oder Wörth.
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