Antalya Privatschule: Umwelt Baut Brücken
- Geschrieben von Portal Editor
Vor einigen Wochen hatten wir eine Email folgenden Inhalts von Frau Kirsten Ettrich-Örtel vom Özel Antalya Koleji erhalten, die wir gern im Originalwortlaut wiedergeben, denn besser kann unser danach vereinbarter Besuch an eben dieser Schule und die Einbindung in die dortige Veranstaltung nicht eingeleitet werden:
Ich hatte Sie im letzten Jahr bei Ihrem Vortrag auf dem Deutschen-Stammtisch in Antalya kennen gelernt. Sie sprachen damals über ein Projekt (in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut) zur Sensibilisierung der türkischen Bevölkerung für ihr geschichtliches Erbe durch Fahrradtouren auf alten Römischen Handelsrouten und Events an strategisch wichtigen Punkten. Das hat mich damals sehr beeindruckt und ich fand Ihre Idee sehr originell. Hat sich denn bis jetzt diesbezüglich etwas Konkretes ergeben?
Im Mai nun erfolgt der Gegenbesuch nach Antalya. Das zu erforschende Thema ist 'Nachhaltiger Tourismus' und 'Deutsche in der Region Antalya' (Leben, deutsche Community, Schwierigkeiten etc.). Für letzteres bin ich auf der Suche nach Informationen und Zahlen. Haben Sie Informationen über die Community in Alanya oder könnten Sie mir eine Kontaktperson nennen, die mir weiterhelfen könnte?
Nach einigen Folgemails und einem ausführlichen Telefonat war dann ein Besuch am Özel Antalya Koleji vereinbart, der neben der Projektpräsentation "Verständigungs- und Kulturreise entlang Römischer Straßen" hier mit dem Thema "Nachhaltiger Alternativ Tourismus zum Erhalt des Kulturerbes in der Türkei", einem Kurzreferat zum Thema Deutsche in der Region Antalya sowie die Präsentation des Projektwohnwagens enthielt. Frau Kirsten Ettrich-Örtel: "Die Idee mit dem Wohnwagen in der Schule finde ich gut! Würde den Schülern sicher gefallen".
Zahlen und Daten zu Deutschen in der Region Antalya waren über die zuständige Stelle in Alanya relativ einfach zu erhalten, wobei wir selbst von der starken Zunahme ausländischer Neuansiedler, insbesondere auch deutscher Zuwanderer, im Jahr 2013 absolut überrascht waren. Nach dem bislang gültigen Höhepunkt mit mehr als 10.000 Deutschen im Jahr 2006, die nicht nur als Rentner in Alanya lebten, sondern sich auch geschäftlich sehr vielfältig betätigten, immerhin gab es 99 Betriebe und Geschäfte (vom Heizungsklempner bis hin zum Bäcker) in deutscher Hand.
İL KODU | İL ADI | 31.12.2013 ADNKS |
| 31.12.2012 ADNKS | ||
TOPLAM YABANCI | ALMANYA TABİİYETLİ |
| TOPLAM YABANCI | ALMANYA TABİİYETLİ | ||
0 | TÜRKİYE | 456 506 | 59 026 |
| 278 664 | 25 589 |
7 | ANTALYA | 42 310 | 8 015 |
| 27 485 | 3 463 |
Als langjähriger Einwohner Alanyas waren natürlich viele weitere Details aus der eigenen Umgebung und den entsprechenden Veröffentlichungen lokaler Medien bekannt, so das Zitate und weitere Daten einfließen konnten.
Hasan Sipahioglu - damals Bürgermeister von Alanya
Damals, im Jahr 2006, sagte Hasan Sipahioglu (Bürgermeister von Alanya): "Ich mag die Deutschen. Sie sind ein "leichtes" Volk. Man muss sie nur gut behandeln und sauber sein".
Speziell wegen der Deutschen wurden viele Gesetze verabschiedet, so müssen die Einwohner beispielsweise ihre Häuser streichen und Mülltonnen aufstellen. Streunende Hunde und Katzen durften in Alanya nicht mehr erschossen und auch nicht mehr vergiftet werden.
Hasan Sipahioglu sagt auch frei heraus, dass er die Deutschen immer bewundert hat. Weil da, wo sie sind, die Dinge funktionieren. Die Deutschen sind für ihn so eine Art Talisman geworden. Man kann schon reich werden, wenn man nur in ihrer Nähe ist. Er sah die Türken, die zum Arbeiten nach Deutschland gingen und irgendwann mit großen Autos zu Besuch kamen. Er sah die Deutschen, die hier in Alanya Häuser und Wohnungen kauften. "Ich wusste, dass es uns immer gut gehen wird, wenn es den Deutschen hier gut geht", sagte Hasan Sipahioglu.
Im Rathaus gibt es eine Beschwerdestelle und einen Ausländerbeirat. Dieser Beirat war und ist bislang der einzig bestehende und aktive Beirat einer Stadtverwaltung in der Türkei.
Seiner Zeit waren an alle ausländischen Personen die im Bezirk Alanya über Eigentum (allein fast 3.000 deutsche Immobilienbesitzer in Alanya), verfügten, Einladungen zu einer ersten Versammlung verschickt worden. Über 600 Personen verschiedenster Nationen zeigten großes Interesse an dieser Idee. Aus dieser großen Gruppe wurde unter Zustimmung aller Anwesenden eine Gruppe von 20 Personen ausgewählt, die bestimmte Kriterien erfüllten, die Voraussetzung waren, um als Mitglied des Ausländerbeirates tätig zu sein.
Dazu gehörten unter anderem Grundkenntnisse der türkischen Sprache, die betreffende Person musste mindestens drei bis fünf Jahre in Alanya gelebt haben und einen Großteil des Jahres hier verbringen.
In dieser ursprünglichen Gruppe waren Nationen wie Deutschland, Holland, Dänemark, England, Belgien, Schweden, Schweiz, Österreich, Norwegen und Finnland vertreten. Die Gründe, die zur Gründung des Ausländerbeirates geführt haben, kann man wie folgt zusammenfassen:
- Förderung der Kommunikation der in Alanya lebenden Residenten und der Stadt Alanya, Erleichterung der Integration dieser Bevölkerungsgruppe.
- Förderung und Ausbau der Internationalen Beziehungen.
- Bekanntmachung der türkischen Kultur und des hiesigen sozialen Lebens zum Abbau von evtl. Berührungsängsten oder Vorbehalten.
- Erforschung und Erschließung von Wegen, die das harmonische Zusammenleben von Menschen verschiedener Nationen erleichtert.
- Nutzen ziehen aus den Erfahrungen verschiedener Kulturen.
- Erkennung und Lösung der Probleme, mit denen Residenten in Alanya konfrontiert werden,
- Bekanntmachung der Stadtverwaltung und deren Dienstleistungen in dieser Zielgruppe.
- Die Aufgaben des Ausländerbeirates der Stadt Alanya sind generell:
- Informationsdienste und Hilfestellung bei Probleme und anderweitigen Sorgen, von denen in Alanya lebende Residenten und auch Touristen betroffen werden können.
- Mithilfe bei der Betreuung der ausländischen Gruppen, die Alanya besuchen.
- Vorstellung ihres neuen Lebensmittelpunktes in ihren Herkunftsländern.
- Bereicherung des kulturellen Lebens in Alanya.
Erläuterung der Rechte und Pflichten, die auch für die hier lebenden Residenten gültig sind, z.B. Grundsteuerabgaben, Ausgaben für die Gesundheitsversorgung, Begleichung der Rechnung für Telefon, Wasser und Strom, Grundbucheinträge und Aufenthaltserlaubnis.
Erläuterung der Unterschiede zwischen den türkischen Gesetzen und denen ihres Herkunftslandes etc., und Hilfestellung bei deren Erfüllung.
Erste Fragen aus der Gruppe tauchen auf: Warum sind dann nach der Einführung all dieser positiven Einrichtungen die Zahlen deutscher Siedler zunächst wieder rückläufig gewesen?
Die Antworten darauf sind vielschichtig, so war ein großes Problem die Versorgung der älteren Ansiedler im Falle der Inanspruchnahme von Pflegeleistungen, denn nach wie vor gibt es weder ambulante noch stationäre Pflegedienste in der Stadt, was eindeutig mit der türkischen Haltung hinsichtlich der Vergabe von Arbeitserlaubnissen zusammen hängt. Ein weiterer Punkt waren die Probleme hinsichtlich der Krankenversicherung, aber auch die kontinuierlich steigenden Preise in der Lebenshaltung. Erst mit dem extremen Wechselkursverfall der türkischen Lira im Jahr 2013 stieg die Zahl hier lebender Residenten wieder stark an.
Nachhaltiger Alternativ Tourismus zum Erhalt des Kulturerbes in der Türkei
Mit nur geringem finanziellen Aufwand könnten Wander- und Fahrradpfade (Nutzung der typischen Ziegenpfade) zu kulturhistorisch bedeutsamen Orten angelegt werden, die neben der Schaffung von Übernachtungsmöglichkeiten in privaten Pensionen auch Zeltplätze für Mehrtagswanderer oder Biker erfordern und somit die lokale Bevölkerung einbinden würden. Konzepte dieser Art würden auch dazu beitragen, zukünftig Zerstörungen durch Schatzsucher einzudämmen, wie in den Bildern des Vortrags am Beispiel der Zerstörung eines römischen Mosaiks oder der römischen Zisterne in Hamaxia verdeutlicht wurden.
Zum Abschluss des Vortrags versammelte sich die Gruppe um Frau Kirsten Ettrich-Örtel zu einem Interview am Caravan, wo auch die geplante Fahrtroute noch einmal erläutert wurde. Eine Vielzahl von Fragen der Interviewerin konnte hoffentlich zur umfänglichen Bedeutung unseres Projekts beitragen. Wir sind schon gespannt auf die Veröffentlichung in der neuen Ausgabe der Schüler-Journalisten.
„Umwelt Baut Brücken – Çevrecilikle Kurulan Köprüler“
Das Schüleraustausch- und Medienprojekt zu dem Thema „Umwelt und Nachhaltigkeit“, das auch interkulturelle Aspekte einbezieht, wird von der DBU mit ca. 1,5 Millionen Euro über insgesamt fünf Jahre (2011-2016) gefördert. Schirmherren sind der Staatspräsident der türkischen Republik, Abdullah Gül, und der deutsche Bundespräsident, Joachim Gauck.
Insgesamt etwa 1.200 Schülerinnen und Schüler aus bis zu zehn bilateralen Schulpartnerschaften besuchen sich gegenseitig und recherchieren wie Journalisten aktuelle Umweltthemen sowie interkulturelle Fallbeispiele in der Region der gastgebenden Schule. Die Schüler-Journalisten schreiben über die recherchierten Umweltthemen und veröffentlichen die Beiträge in namhaften Tageszeitungen sowie im Internet.
Hauptziele des Projektes sind die Heranführung von Jugendlichen an aktuelle Umweltthemen, die Schärfung des Umweltbewusstseins, die Förderung der so genannten Gestaltungskompetenz, die Stärkung der interkulturellen Kompetenz und die Stärkung der Medienkompetenz und Leseförderung. Als großer Umweltstiftung ist der DBU die Umweltbildung das Hauptanliegen. Daher kommt den spannenden und aktuellen Umwelt-Recherchethemen sowie den Umweltbildungs- und Umweltkommunikationsangeboten im Projekt eine besondere Bedeutung zu. Vor dem Hintergrund einer ganzheitlichen Umweltbildung sind die Stärkung der interkulturellen Kompetenz sowie die Medienkompetenz und die Leseförderung weitere Projektziele.
Partnerschulen: Özel Antalya Koleji und Gymnasium „In der Wüste“ Osnabrück
Bitte lesen Sie auch: