Madonna von Rudolfov in der südböhmischen Aleš Galerie
- Geschrieben von Portal Editor
Eine weitere Überraschung sollte uns während unseres Besuchs in der Aleš Galerie in Hluboká nad Vltavou begegnen, die aber auch so gar nichts mit Werken von HR Giger zu tun hat, sondern weit zurückliegend gefertigt und bereits im Jahr 1274 in der Dominikanerkirche in České Budějovice geweiht wurde: Madonna von Rudolfov.
Die Madonna von Rudolfov ist eines der wertvollsten Denkmäler der frühgotischen Bildhauerei in Böhmen, die vermutlich aus dem Ende der Herrschaft Ottokars II. von Böhmen stammt. Die Madonna ist in der Dauerausstellung der Südböhmischen Aleš-Galerie in Hluboká nad Vltavou ausgestellt und es gibt eine interessante Verbindung nach Naumburg und Magdeburg.
Orientierung an den Steinskulpturen der Kathedralen Reims und Amiens
So ist die Madonna von Rudolfov mit dem sächsisch-thüringischen Raum, insbesondere dem Magdeburger und Naumburger Kreis, verwandt. Diese Verwandschaft entspricht dem Stil der Drapierung auf der rechten Seite der Figur, der Anordnung der Falten am unteren Saum des Umhangs und der organischen Konzeption der Beziehung zwischen Körper und Gewand. Das Kleid ist mit einem goldenen Gürtel umgürtet, der die Plastizität des Körpers betont und regelmäßige vertikale Falten auf den Brüsten erzeugt.
Die Geste des Jesuskindes, das mit der rechten Hand das Kinn seiner Mutter streichelt, ist byzantinischen Ursprungs. Es ist nicht nur ein Ausdruck kindlicher Verspieltheit, sondern weist auf die Jungfrau Maria als Vermittlerin der Gnade hin und könnte eine Darstellung der Aussage Christi am Kreuz sein: „Siehe, deine Mutter“, die sich auf seinen Erlösertod bezieht. Symbolisch sind auch die nackten Füße des Kindes, die auf das spätere Opfer Christi hinweisen.
Fundort und Klassifizierung der Figur
Die Höhe der Statue beträgt 141 cm. Die ursprüngliche Polychromie des Gewandes, die teilweise unter späteren Farbschichten erhalten geblieben ist, war komplett anders denn Maria trug ein purpurrotes Kleid mit einer goldenen Borte am Ausschnitt und einen blauen Umhang mit grünem Futter, während Jesus ein korallenrotes Hemd trug. Die Statue wurde 1946–1948 von Prof. Bohuslav Slánský restauriert.
Über die Datierung des Werkes gehen die Meinungen, wie so oft, weit auseinander.
Aufgrund einiger formaler Merkmale (die schalenförmigen Falten des Gewandes auf der rechten Seite) kann das Werk auf das Ende des 13. Jahrhunderts datiert werden, die Geste des Jesuskindes (identisch auch die Madonna von Strakonice) verweist jedoch auf das Ende des 13. Jahrhunderts im neuen Stil, der durch Vertikalität und Dematerialisierung gekennzeichnet ist.
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