Fundstücke des Marmaray-Projekts in Istanbul vorgestellt
- Geschrieben von Portal Editor
Im Rahmen der Konferenz „İstanbul als archäologische Fundstätte“ der Mimar Sinan Universität für bildende Kunst und des anatolischen Kultur- und Kunstforschungszentrum
(AKSAM) wurden jetzt erneut Fundstücke aus den Baugruben des Mamaray-Projekts, dem Tunnel-Bau-Projekt der U-Bahn-Strecke unterhalb des Marmarameeres, vorgestellt.
Zunächst der antike Hafen des Kaisers Theodosius
Viele der Schiffe scheinen seinerzeit von einem Moment auf den andern verlassen worden zu sein, auf den Grund des Hafens gesunken oder wie von einer Riesenhand ans Ufer geworfen worden zu sein. Andere hatten noch immer ihre tonnenschweren Statuen, Baumaterial, Quader für Tempelanlagen oder Prachtbauten an Bord. Was die Ursache dafür war, konnte bislang nicht geklärt werden, möglicherweise ein Tsunami ausgelöst durch ein Erdbeben.
Das langsame Verlanden des Hafenbeckens
"Es war natürlich bei der Projektplanung Zeit und Geld für archäologische Funde berücksichtigt worden, doch das Ausmaß und der Reichtum der Funde hat uns alle überrascht", sagt seinerzeit Günter Haass von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" (GTZ), der als Berater für das türkische Transportministerium entsandt worden war. "Es ist toll für Istanbul, dass wir zufällig auf den lange verschütteten Theodosianischen Hafen gestoßen sind, aber für das Projekt Marmaray-Tunnel bedeutet das eine enorme Verzögerung." Zwar sei die Finanzierung dadurch nicht infrage gestellt - die Bank of Japan und die europäische Investitionsbank stellen die Mittel trotz der Zeitverzögerung zur Verfügung -, aber die Kredite werden teurer, und der Zeitpunkt, zu dem die Einnahmen fließen werden, verschiebt sich nun erheblich. Mit den Auswertungen des größten aller bisherigen Funde von Hafenanlagen im Mittelmeerraum, direkt an der Nahtstelle zwischen dem Marmarameer und dem Schwarzen Meer, werden noch Generationen beschäftigt sein.
Zwischenzeitig gab es Pläne, das Areal nach Ende der Ausgrabungen in einen archäologischen Themenpark zu verwandeln. Stehen und fallen könnten solche Ambitionen jedoch mit der Ungeduld des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdoğan. Immerhin verzögern die Ausgrabungen den Projektabschluss mindestens um weitere vier Jahre, was Erdoğan seinerzeit wie folgt kommentierte: „Sie haben uns Hürden und Vorwände wie archäologische Ausgrabungen oder Amphoren und dergleichen vor die Nase gesetzt.“
Möglich, dass das Museum noch weit größer wird als jetzt geplant, denn "jeder Spatenstich in diesem historischen Grund birgt neue Überraschungen", resümierte auch Günter Haass seine bisherigen Erfahrungen. Daneben entdeckten die Teams aus Archäologen, Kunsthistorikern und Architekten unzählige Gräber, Kleidungsstücke, Ton- und Glasscherben, Steingut, Amphoren, Anker, Metallgegenstände, Statuetten, Grundmauern, Kämme. Die Fachleute datieren die Fundsachen auf die Zeit der Osmanen über Byzanz, das Römische Reich und die griechische Klassik bis in zur Jungsteinzeit.
Aufregendste Funde sind jedoch die gut 1500 Fußabdrücke und Holzgräber
Die Archäologen vermuten nun, dass sie sich dank eines ungewöhnlichen Naturereignisses bewahrt haben. Jenes Ritual wurde vermutlich in einem Flussbett abgehalten, wo schlammiger Untergrund herrschte. Die Fußabdrücke trockneten wahrscheinlich ein und verfestigten sich so. Später könnten sie durch Überschwemmungen mit Schlick oder alluvialen Ablagerungen abgedeckt worden sein und sich so erhalten haben.
Es bleibt abzuwarten, ob es noch zu dem geplanten Bau eines Museums zur dauerhaften Ausstellung all der Artefakte kommen wird. Zumindest hat die jetzige Ausstellung erneut an die dringende Notwendigkeit des Baus eines weiteren Museums erinnert.
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