Die antike Stadt Assos und die Wiederbelebung eines Camps
- Geschrieben von Portal Editor
Zur weiteren Vorbereitung in Hinsicht auf die Einrichtung von Camperplätzen in der Türkei und auf dem Balkan zwecks Überwinterungsangeboten und ganzjährlich zur Verfügung stehenden Camperstationen waren wir auch der Einladung der Eden Hotelgruppe nach Assos gefolgt.
Schon während der EMITT Messe in Istanbul hatten wir aus diversen Gesprächen mit der Marketingmanagerin Meltem Öner erfahren, das es vor 25 Jahren in Assos sehr regen Camperbetrieb gegeben hatte, ja, dass der Eigentümer der Eden Gruppe, Herr Hilmi Selimoglu, sogar selbst einen Campingplatz betrieben hatte. Mit den Krisen um das ehemalige Jugoslawien und den Kriegen in der Folge war dieser Tourismuszweig aufgrund der ungünstigen bis unmöglichen Anreisebedingungen fast völlig zum Erliegen gekommen.
Erkundung der antiken Ruinenstadt Assos
Nach der Anreise von Izmir, mit Zwischenstation in Bergama, gab es dann auch am kleinen Fischerhafen von Assos eine entsprechend herzliche Begrüßung, die in einem wohlschmeckenden Fischessen und ersten ausgiebigen Gesprächen endete.
Da Herr Hilmi am kommenden Vormittag zunächst geschäftlich beschäftigt war, beschlossen wir den Vormittag mit der Erkundung der antiken Ruinenstadt Assos zu gestalten, die sich über den gesamten, 234 Meter hohen aus dunklem Trachyt bestehenden Berghang oberhalb des Hafens erstreckt.
Die Stadt Assos war auch Mitglied im Attisch-Delischen Seebund, allerdings spielte sie in den griechisch-persischen Konflikten des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. keine entscheidende Rolle. Erst während des Aufstands der Satrapen wird Assos zu einer bedeutenden Stadt, denn im Jahr 366 vor Christus findet der aufrührerische Satrap Ariobarzanes hier Unterschlupf und Schutz.
Seit etwa 360 vor Christus wird Assos von Eubolos und seinem Nachfolger Hermeias beherrscht und erweitert. Zu dieser Zeit lebt auch Aristoteles in Assos.
Expansionspolitik der Römer
Bis etwa 133 vor Christus gehört Assos zum Reich der Attaliden von Pergamon bevor es im Zuge der Expansionspolitik der Römer in das römische Reich integriert wird. Mit dem Verfall des römischen Imperiums und den ihm folgendem byzantinischen Reich wird Assos auch zum Sitz eines Bischofs.
Noch im Jahr 1306 konnten die Griechen die Festung Assos, die sich nur noch im Bereich der alten Akropolis befand, gegen die Osmanen verteidigen, kurz darauf ging die Siedlung jedoch in deren Besitz über.
Auffällig sind zwei mächtige Türme, die zur ehemaligen Stadtbefestigung gehörten sowie eine recht alte Moschee, die nach der Eroberung durch die Osmanen hier errichtet wurde. Sie stammt aus der Zeit Murat I. (1326–1389), womit sie eine der frühesten osmanischen Moscheen überhaupt ist. Sie wurde unter Verwendung zahlreicher antiker und byzantinischer Spolien gebaut.
Einzig bekannte archaische Tempel dorischer Ordnung in Kleinasien
Im Stadtgebiet, das von hier oben recht gut überblickt werden kann, sind an den Hängen zwischen Agora und Meer, heute noch die Agora mit auf zwei Seiten umgebenden Hallen, das Buleuterion, das Gymnasion, das Theater und eine römische Therme recht gut erhalten bzw. ausgegraben und gesichert worden. Auch der Blick hinüber zur griechischen Insel Lesbos ist faszinierend und einzigartig. Die Stadtmauer ist in ihrer Ausdehnung von 3 km mit Türmen und Toren in großen Teilen noch sehr gut erhalten und in ihrem Verlauf von hier oben gut zu erkennen. Sie entstand in vielen Bauphasen vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in byzantinische Zeit. Daneben sind Reste einer wohl noch archaischen Stadtmauer sichtbar. Gut erkennbar auch die sich außerhalb der Stadtmauer liegende gut erhaltene Nekropole mit Grabbauten und unendlich vielen Sarkophagen.
Seit 1981 fanden türkische Grabungen unter Leitung von Ümit Serdaroğlu
Es gibt noch viele offene Fragen, Assos betreffend, obwohl in Assos bereits 1881–83 amerikanische Ausgrabungen stattfanden. Zahlreiche Funde, vor allem Teile der Tempelskulpturen, gelangten in den Louvre nach Paris und in die Museen von Istanbul und Boston. Seit 1981 fanden türkische Grabungen unter Leitung von Ümit Serdaroğlu († 2005) statt. Die Ausgrabungen werden seit 2006 von Nurettin Arslan weitergeführt. Bedeutende Funde werden ins Archäologische Museum nach Çanakkale verbracht.
Noch weiter unten erkunden wir das Theater, das in typischer Art und Weise in den Hang hineingebaut worden ist. Auch wieder einmal typisch ist der Ort der Ruine, man hätte kaum einen besser geeigneten Platz finden können. War das angebotene Schaustück zu monoton, entschädigte der Blick in die Landschaft und auf die Insel Lesbos den Theaterbesucher.
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