Das aus byzantischer Zeit stammende riesige Baumonument der Hagia Sophia, auch bekannt unter dem Namen die „Große Kathedrale“, ist im Auftrag von Kaiser Justinian I errichtet worden sein.
Geplant und gezeichnet wurde die Hagia Sophia von den Architekten Isidorus und Anthemios und mit einer sehr kurzen Bauzeit von nur 5 Jahren auf den Ruinen des antiken Tempels des Apollo im byzantischen Stil zwischen den Jahren 532 und 537 errichtet.
Byzantinisches Backsteingebäude mit riesiger Kuppel
Diese einst wunderschöne Kathedrale mit ihrer riesigen Domkuppel ist auf dem höchsten Punkt Istanbuls mit herrlichem Blick auf das Marmara Meer und den Bosporus gebaut, ist mit Sicherheit eines der größten und ältesten Bauwerke in Backsteinweise auf der Welt und trotz der teilweise heftigen Erdbeben in der Region, steht sie noch immer.
Die Kuppel der Hagia Sophia bleibt mit ursprünglich 33 Metern Spannweite bis zum heutigen Tage die größte über nur vier Tragepunkten errichtete Ziegel-Kuppel der Architekturgeschichte. Sie gilt mit der gigantischen Umsetzung und den Proportionen und der besonderen Harmonie ihres Innenraums als eines der bedeutendsten Gebäude aller Zeiten. Aufgrund ihres besonderen Baugefüges und der hier durch Isidor von Milet und Anthemios von Tralleis erstmals verwirklichten neuartigen Idee in der Durchdringung von Zentralraum und longitudinaler Basilika entstand ein Bauwerk, das die Grenzen der verfügbaren technischen Möglichkeiten der Spätantike auslotete. Sie ist eine der kühnsten Konstruktionen aus Menschenhand und eines der bedeutendsten Bauwerke der letzten 1500 Jahre.
Als letztes großes und bei Weitem bedeutendstes Bauwerk der frühbyzantinischen Architektur und Kunst der Spätantike wird sie in ihrer Funktion als zentralem Ort byzantinischer Herrschaftsrepräsentation als eine Verkörperung der byzantinischen Reichsidee gesehen und ist damit eines der wichtigen Schlüsselwerke für das Verständnis des kulturhistorischen Phänomens Byzanz. Sie brachte zugleich ein neues Paradigma des Kirchenbaus hervor, das teils im Gegensatz zu seinen älteren Vorläufern stand und in der Folge einen der Grundpfeiler der christlichen Baukunst bilden sollte, der die Sakralarchitektur in Ost und West nachhaltig beeinflusst hat. Die Hagia Sophia wurde nicht zuletzt als Ausdruck und Demonstration der kaiserlichen Macht Justinians gebaut: Indem sich in dem Bauwerk die Einzigartigkeit seines Auftraggebers und die Zurschaustellung seiner herausragenden Stellung manifestierten, bildet es auch den Anspruch, Justinians Gottesgnadentum in der irdischen Herrschaft über die christliche Welt zu zeigen, ab. Die Hagia Sophia war die Kathedrale Konstantinopels, Hauptkirche des Byzantinischen Reiches sowie religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie und ist heute ein Wahrzeichen Istanbuls.
Anthemios von Tralleis und Anthemios
Einer der Architekten, Anthemios von Tralleis, war ein spätantiker Mathematiker, Gelehrter und Architekt. Anthemios war der Sohn eines Arztes namens Stephanos und galt als ein ausgezeichneter Mathematiker, wenngleich er als Architekt noch größere Erfolge feiern konnte. So baute Anthemios von 532 bis 537 im Auftrag des oströmischen Kaisers Justinian I. zusammen mit Isidor von Milet die Kathedrale Hagia Sophia in Konstantinopel.
Als Krönungskirche der byzantinischen Kaiser (seit 641), als Kathedrale des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und Ort wichtiger historischer Geschehnisse ist die Hagia Sophia in besonderer Weise mit der byzantinischen Geschichte sowie allgemein als universell gedachte Modellkirche der Hauptstadt der christlichen Oikumene, Konstantinopel, mit der Ideengeschichte des östlichen Christentums verbunden.
Geplant als Bau von universeller Bedeutung, blieb sie über die Zeit des Mittelalters auch ein universelles christlich-spirituelles Zentrum. Auf der rechten Seite des Naos symbolisiert das Omphalion daher auch die Mitte der Erde, den sprichwörtlichen „Nabel der Welt“. Ihr Bau und ihre Symbolkraft waren aber insbesondere für die orthodoxe Christenheit und das Reich von außerordentlicher Bedeutung. Daher gilt sie den meisten orthodoxen Christen noch heute als großes Heiligtum.
Nach dem Bericht des Geschichtsschreibers Prokopios hatten beide Architekten die Leitung der Arbeiten. Anthemios fertigte das Modell an und nach antiken Aufzeichnungen des Paulos Silentiarios befasste sich Anthemios vorwiegend mit den Fundamenten. Zum Zeitpunkt des Kuppeleinsturzes im Mai 558 war Anthemios nicht mehr am Leben.
Isidor von Milet war ein ebenfalls ein renommierter Wissenschaftler und Mathematiker. Kaiser Justinian I. stellte ihn einst folgendermaßen vor: "Isidor lehrt Stereometry und Physik an den Universitäten, zunächst in Alexandria dann in Konstantinopel und schrieb einen Kommentar zu einer älteren Abhandlung über das Voltigieren." Wesentlich bekannter wurde Isidore ist allerdingst für die erste umfassende Zusammenstellung der Arbeiten von Archimedes und natürlich durch den Bau der Hagia Sophia.
Im Auftrag Justinians wurden Anthemios, der etwa von Agathias hoch gelobt wird, und Isidor auch mit anderen Aufgaben betraut. So sollten sie beispielsweise eine Möglichkeit finden, die Überflutungen bei der Festung Dara-Anastasiupolis zu stoppen.
Umwandlung in eine Moschee
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 wurden christliche Insignien, Inneneinrichtung, Dekorationen und Glocken der Hagia Sophia entfernt oder durch Putz verdeckt. Anschließend als Hauptmoschee der Osmanen adaptiert, hatte sie großen Einfluss auf die Entfaltung der osmanischen Baukunst. Die osmanischen Sultane des 16. und 17. Jahrhunderts lehnten die Moscheen in den großen imperialen Külliyen an das bauliche Vorbild der Hagia Sophia an. Hauptwerke wurden hier durch Sinan geschaffen. Allgemein ist die Hagia Sophia unter den bedeutenden frühchristlichen Sakralgebäuden trotz der islamischen Indienstnahme in rein architektonischer Perspektive heute weniger verändert als die großen frühchristlichen Basiliken Roms und Jerusalems.
Auf Anregung Atatürks, des ersten Präsidenten der Türkei, beschloss der Ministerrat am 24. November 1934, die Moschee in ein Museum umzuwandeln. Am 10. Juli 2020 entschied das oberste Verwaltungsgericht der Türkei, dass die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt werden dürfe. Auf Anordnung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wurde für das erste islamische Gebet der 24. Juli 2020 festgelegt.
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