Mehrfach haben wir bereits über das Verhältnis der Menschen in Anatolien zu hohen Bergen berichtete, deren Vorstellungskraft der Natur gegenüber darin mündete, das Berge zu etwas Göttlichem, unerklärbar Großem und Mächtigen wurden.
Das gilt im weitesten Sinne auch für den Süphan Dağı, denn schon das Volk der Urartäer brachte dem Berg, der in der urartäischen Sprache Eidoru hieß, Tieropfer, da er von ihnen als „Gott“ verehrt wurde.
Urartäisches Haldi-Heiligtum am Süphan Dagi identifiziert
Mit dem Auffinden der bislang wichtigsten Informationsquelle zur urartäischenReligion, der sogenannten Meher Kapısı oder Mheridur, wurde eine lange, zweifach überlieferte Inschrift als urartäisches Haldi-Heiligtum identifiziert. Bereits um etwa 820 vor Christus hatten die Könige Menua und Išpuini diese Inschrift verfasst, die das Heiligtum in Form einer Nische mit dem Begriff „Kapısı“ (türkisch für Tür) versah. In der Inschrift werden die wichtigsten Götter der Urartäer aufgeführt, als da sind der Reichsgott Haldi, der Wettergott Teiseba und der Sonnengott Siuini. Weitere lokale Gottheiten werden mit Adia, Aja, Anapsa, Arubaini, Baba, Dieduani, Inuani, Hutuini, Nalaini und Ua benannt, insgesamt gibt es 79 dieser „göttlichen Wesen“. Wahrscheinlich ist, das auf der Terrasse unterhalb Meher Kapısı die Tieropfer in Form von Rindern und Schafen gebracht wurden, immer ist der Berg der Empfänger der Opfergaben. Auch in der Festung Rusahinili Eidorukai, die vor dem Berg Eiduro liegt, fand man eine Inschrift eines gewissen Rusa, Sohn des Argisti, die von den Tieropfern an den Berg berichtet. (Bilder vom Götterberg Nemrut - alaturka)
Süphan Dağı in der Höhe nur vom Ararat übertroffen
Als ehemaliger Schichtvulkan von immerhin stattlichen 4.058 Metern Höhe, der letztmalig etwa 8.000 vor Christus ausgebrochen war, zeigt der Berg Süphan Dağı am Nordufer des Van Sees gelegen, schon ein imposantes Erscheinungsbild. Ganzjährig ist der Gipfel mit Schnee bedeckt, so das er weithin sichtbar ist. Im Umkreis von 200 Kilometern wird der Süphan Dağı in der Höhe nur vom Ararat mit 5.137 Metern übertroffen. (Bilder vom Götterberg Nemrut - alaturka)
Bereits seit dem Neolithikum wird auch am Vulkanberg Süphan Dağı schwarzes, sehr homogenes Obsidian abgebaut, das zu Gefäßen, Werkzeugen, Schmuck und teilweise Waffen verarbeitet wird. Bis Arslantepe beiMalatya können Schichten mit dem Obsidian als Bestandteil nachgewiesen werden. Obsidian entsteht, wenn fließendes Wasser auf Lava in einem Massenverhältnis von max. 3 – 4 Prozent Wasser trifft, das zur raschen Abkühlung der Lava beiträgt. Wäre der Wasseranteil höher oder weitere flüchtige Stoffe wie z.B. CO2 vertreten, würde sich die Lava bei schneller Abkühlung zu Bimsstein aufblähen. Obsidian ist damit kein Mineral sondern aufgrund der amorphen, unregelmäßigen Kristallstruktur ein Glas. Angeblich ist der Name Obsidian auf einen Römer mit dem Namen Obsius zurück zu führen, der erstmalig Obsidian aus Äthiopien mit nach Rom gebracht haben soll.
Empfohlene Zeit zur Erkletterung des Süphan Dağı
Heute ist der Süphan Dağı ein beliebtes Ziel von Bergsteigern, da er einen phantastischen Ausblick über den östlichen Taurus und den Oberlauf des Euphrat vermittelt. Tour Guides bieten geführte Besteigungen an, die meist von der Ostseite her den Gipfel erreichen. Empfohlene Zeit zur Erkletterung des Süphan Dağı sind die Monate Juni bis September. Während der gesamten Klettertour besteht ausgezeichneter Sichtkontakt zum Van See. Meist genügt eine Zwischenübernachtung in einem Camp auf 3.200 Metern Höhe, da der Van See selbst bereits auf 1.600 über NN liegt. (Bilder vom Götterberg Nemrut - alaturka)
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