Städtepartnerschaften deutsche und türkische Städte
Mit dem wirtschaftlichen Boom und der damit einhergehenden Präsenz der Türkei in den öffentlichen Medien und vor allem aufgrund der noch immer steigenden touristischen Besucherzahlen zeigt sich auch das zunehmende Interesse an Städtefreundschaften oder Partnerschaften zwischen Deutschland und der Türkei verstärkt.
Hierzulande findet man oftmals kurze Artikel zu neu geschaffenen Partnerschaften oder kulturellem Austausch, der meist im Vorfeld der Gründung offizieller Partnerschaften auf Basis privater Kontakte von Bürgern, örtlichen Kommunalpolitikern oder aber auch von Schulen zu Partnerschulen oder Kommunen im Ausland zustande kommt. Vertiefen sich diese Kontakte im Laufe der Zeit, baut sich in der Regel auch parallel der Kontakt zwischen den "partnerschaftswilligen" Kommunen auf.
Die urkundlich erwähnte älteste europäische Städtefreundschaft besteht zwischen Paderborn und Le Mans in Frankreich, denn sie geht auf das Jahr 836 zurück. Eine offizielle Städtepartnerschaft zwischen diesen beiden Städten gibt es allerdings erst seit 1967. Seit 1913 pflegen allerdings die Städte Brugg und Rottweil (beide liegen an der alten Römerstraße Neckar Alp Aare) eine Städtefreundschaft in Anknüpfung an die Zugehörigkeit Rottweils zur Alten Eidgenossenschaft. Eine erste offizielle Städtepartnerschaft wurde im Jahr 1925 zwischen Kiel und Sonderburg geschlossen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, mit dem Ziel der Völkerverständigung und des kulturellen Austausches, wurden ab 1947 verstärkt Städtepartnerschaften gegründet, so auch die Partnerschaft zwischen Bonn und Oxford.
Grundsätzliches Ziel der Städtepartnerschaften, die auch Jumelage genannt werden, sind kultureller und wirtschaftlicher Austausch zum beidseitigen Vorteil. International agierende kommunale Partnerschaften werden häufig auch als Plattform genutzt, um Demokratisierungsprozesse in Staaten zu unterstützen, in denen Rechtsstaatlichkeit und Freiheit noch nicht als erreicht angesehen werden, hier spricht man von „kommunaler Außenpolitik“. Treffen verschiedene Kriterien in Abhängigkeit der Interessenlage der Partner zu, von Bedeutung ist dabei auch die Entfernung der Orte zueinander, kommt es zu einem ersten Besuch der Verwaltungsspitze, des Bürgermeisters oder des Gemeinderates und einem entsprechenden Gegenbesuch. Ein positives Echo führt dann meist zur formellen Aufnahme einer Städtepartnerschaft, die mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde besiegelt wird.
Aus zunächst erfolgtem Schüleraustausch können so in der Folgezeit, je nach Engagement der Städte, oftmals jährliche Besuche, auch von teilnehmenden Bürgern, organisiert werden. Die Initiative hierzu geht entweder von der Stadtverwaltung, gelegentlich aber auch von Vereinen aus. Die Besucher sollen in der Regel bei privaten Gastgebern untergebracht werden, was das Zusammenwachsen der Völker fördert. Nehmen Vereine an einem solchen Austausch teil, so werden nicht selten gemeinsame Veranstaltungen, etwa Wettkämpfe (bei Sportvereinen) oder Konzerte (bei Musikvereinen oder Chören) veranstaltet.
Einen bislang einmaligen Weg, ihre Städtepartnerschaften dauerhaft lebendig zu gestalten, geht die Stadt Osnabrück: Sie tauscht mit ihren Partnerstädten so genannte Städtebotschafter aus. Dabei handelt es sich um junge Leute, die ein Jahr lang in der jeweiligen Partnerstadt leben und in deren Verwaltung mitarbeiten. Dort erfüllen sie alle Aufgaben, die im Zusammenhang mit der Städtepartnerschaft anfallen.
Eine schwächere Form der Städtepartnerschaft ist die Städtefreundschaft. Sie ist meist zeitlich begrenzt oder bezieht sich nur auf bestimmte Projekte im Rahmen einer Beziehung. Eine noch schwächere Form ist der Städtekontakt, welcher nur eine lose Beziehung zwischen zwei Städten oder Gemeinden darstellt.
Sind solche Kontakte nicht vorhanden, werden „partnerschaftswillige“ Kommunen auch von überörtlichen Organisationen vermittelt. Viele Städte, die eine internationale Partnerschaft eingehen wollen, werden auch auf der Webseite des Rates der Gemeinden und Regionen Europas veröffentlicht. Hier werden etwa auch Musterverträge für Partnerschaften veröffentlicht.
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Beispiel: Krefelds Städtepartnerschaft mit Kayseri
Die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde fand am 25. Juni 2008 im Rahmen eines Festaktes in Krefeld statt. Oberbürgermeister Gregor Kathstede hatte bei einem Besuch im August 2007 in Kayseri die Städtepartnerschaft konkretisiert. Sehr viele in Krefeld lebendeTürken haben ihre Wurzeln in Kayseri.
Kayseri ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Kayseri in Kappadokien. Die Stadt hat ca. 911.000 Einwohner und ist eines der wichtigsten Industrie- und Handelszentren des Landes. 80 Prozent der türkischen Möbelproduktion kommt aus Kayseri, aber auch Türen, Metalle, Haushaltswaren und Lebensmittel werden in der Stadt hergestellt.
Außerdem ist Kayseri ein Verkehrsknotenpunkt innerhalb der Türkei und verfügt über einen internationalen Flughafen und zentrale Eisenbahnverbindungen.
Beispiel: Ludwigshafens Partnerstadt Gaziantep
Gaziantep ist seit vergangenem Jahr Ludwigshafens Partnerstadt. Das Angebot kam von Oberbürgermeister Asim Güzebey, der sich über die "tiefe Freundschaft" zwischen den zwei Städten freut. Diese ist aus einer schwierigen Situation entstanden: 2008 kamen bei der Brandkatastrophe in Ludwigshafen neun Menschen ums Leben, die alle ihre familiären Wurzeln in Gaziantep hatten. Gaziantep, an der alten Handelstraße gelegen, blickt auf eine rund 5000-jährige Geschichte zurück. Mit rund 1,5 Millionen Einwohnern ist Antep, wie die Kommune auch genannt wird, die sechstgrößte Stadt in der Türkei. Die Metropole liegt in Südostanatolien nahe der syrischen Grenze.
Beispiel: Herfords Städtefreundschaft Manavgat
Seit 2008 pflegt die Stadt Herford eine Städtefreundschaft mit der türkischen Stadt Manavgat. Als sichtbares Zeichen wurde jetzt- anlässlich des Besuches von Bürgermeister Bruno Wollbrink in Manavgat- die Herford Straße (Herford Caddesi) eingeweiht. Die 1,5 km lange Straße ist von Palmen und Mandarinenbäumen eingerahmt und ist eine Verbindungsstraße zwischen der Stadt Manavgat und dem Küstenbereich bei Side. Für 6 Tage war eine kleine Delegation aus politischen Vertretern in Begleitung des Bürgermeisters Bruno Wollbrink kürzlich zu Besuch in Manavgat.
Beispiel: Nürnbergs Städtepartnerschaft Antalya
Zur türkischen Provinzhauptstadt an der türkischen Reviera Antalya pflegt Nürnberg eine intensive Partnerschaft, so wurden als Beispiel historische Straßenbahnen an Antalya gegeben, die dort heute den gesamten Kern der Altstadt Kaleici umfahren und so als touristische Attraktion gelten. Neben jährlichem Schüleraustausch gibt es häufig kulturelle Veranstaltungen, die aufgrund der Städtepartnerschaft entstanden sind.