Der Trinkgeld-Knigge / von Nadia-Maria Chaar
- Geschrieben von Portal Editor
In der Türkei nennen sie es Bakschisch, in Dänemark Drikkepenge: Acht Tipps von Experten zum richtigen "tip" Trinkgeld ist im Urlaub eine Frage des guten Tons: Kaum jemand möchte protzen oder als geizig erscheinen - und kaum jemand will es sich auf Anhieb mit dem Barkeeper oder dem Zimmermädchen verscherzen.
Viele Touristen sind sich aber unsicher, wie viel Trinkgeld an ihrem Ziel üblich ist. Hierzulande sind für den Pagen 50 Cent bis 1 Euro pro Gepäckstück die Regel. In Restaurants gelten zehn Prozent als angemessen. Und wie verhält es sich im Ausland? Wir haben Experten nach ihren Erfahrungen für den richtigen "tip" befragt.
Wofür gibt man Trinkgeld? "Grundsätzlich gilt: Trinkgeld ist freiwillig und zusätzlich", sagt Katharina Bauer vom ADAC. "Man gibt so viel, wie man mag und wie einem der Service wert war", sagt Marco Montini von der Italienischen Zentrale für Tourismus (ENIT). "Es wird für persönliche Dienste gegeben", sagt Ilknur Bodur, Kulturattaché der türkischen Botschaft in Berlin - es gibt also nichts extra für Fahrrad- oder Bootsverleiher, wohl aber für Wander- oder Stadtführer, Taxifahrer, Kofferträger und Zimmermädchen. Wander- und Stadtführer sollten ihr Trinkgeld abhängig von Einsatz und Fachkenntnis erhalten. "Da sammelt man am besten in der Gruppe", empfiehlt Montini.
Wer bekommt wie viel? Im Taxi wird in fast allen Ländern weltweit auf den vollen Betrag aufgerundet. Dem Kofferträger gibt man von Kopenhagen bis Kairo einheitlich etwa einen Euro pro Gepäckstück und dem Zimmermädchen einen Euro pro Tag. Barkeeper bekommen ebenfalls je nach Aufwand: Für den dekorierten Cocktail ist es international anerkannt, einen oder zwei Euro springen lassen. "Gibt er bloß eine Flasche Cola raus, bekommt er kein Trinkgeld", so Bodur.
Nord-Süd-Gefälle in Europa: Laut ADAC gilt die Faustregel: "Je weiter nördlich in Europa, umso geringer das Aufgeld." In Dänemark etwa ist Trinkgeld gänzlich unüblich, sagt Rainer Büchtmann von Visit Denmark. In Österreich, Frankreich und Spanien liegt man hingegen zum Beispiel in Restaurants mit fünf bis zehn Prozent des Rechnungsbetrags richtig. In Italien werden zehn Prozent erwartet, und in der Türkei würde man mit "nur fünf Prozent" negativ auffallen.
Der richtige Zeitpunkt: Trinkgeld ist zwar ein Dankeschön nach dem Abschluss einer Tätigkeit. Doch bei längeren Aufenthalten empfiehlt sich oft ein Extra zwischendurch. "Gucken, wer regelmäßig kommt", sagt Martina Bier vom Ägyptischen Fremdenverkehrsamt.
In welcher Währung sollte man Leistungen honorieren? Außerhalb des Euroraums ist Trinkgeld in Euro oder US-Dollar gern gesehen. Allerdings sollte es dann ein Schein sein. "Münzen lassen sich nicht in Landeswährung umtauschen", sagt Martina Bier. Da der Euro mit Fünf-Euro-Noten startet, empfehlen sich Ein-US-Dollar-Noten als Trinkgeldschein.
Die Übergabe: Trinkgeld überreicht man zum Beispiel in Ägypten immer persönlich. In Frankreich, Spanien und derTürkei gehört es sich hingegen, den "tip" auf dem Rechnungsteller oder Restauranttisch liegen zu lassen. Nur in Österreich und Italien kann man wie in Deutschland aufrunden und "Stimmt so" oder "Va bene così" sagen. In den USA wäre das bloße Aufrunden des Betrages ein Fauxpas: In den Vereinigten Staaten werden mindestens 15 Prozent des Netto-Rechnungsbetrages an Trinkgeld erwartet. "In einem guten Restaurant sind sogar 20 Prozent Minimum", sagt Rita Hille, Präsidentin von Visit USA Committee. "Selbst bei miesem Service wäre alles unter zehn Prozent eine Beleidigung." Denn oftmals verdient zum Beispiel der Kellner oder Barkeeper einen großen Teil seines Unterhalts mit Trinkgeld.
Außerhalb der USA macht sich unbeliebt, wer bei Zahlungen per Kreditkarte den Rechnungsbetrag einfach um das Trinkgeld erhöht. Der ausgewiesene Betrag muss versteuert werden und kommt oft nicht beim Kellner an. "Lassen Sie also lieber Bargeld liegen", raten die Experten.
Wo ist Trinkgeld verboten? Auch wer als Urlauber Trinkgeld gibt, kann unangenehm auffallen. So bekommen etwa Flugbegleiter nichts. "Wir haben eine Dienstanweisung, dass wir nichts annehmen dürfen", sagt Dagmar Fischer von der Flugbegleitervereinigung KabineKlar. Besteht ein Passagier auf Trinkgeld, muss sie es spenden. Ebenfalls kein Trinkgeld bekommen Döner- und Fast-Food-Verkäufer.
"Ausnahme ist, wenn etwa in einer Coffeeshop-Filiale ein Sparschwein steht", sagt Rita Hille für die USA. Wieder anders ist es auch hier beim Urlaub in Ägypten: "Bakschisch wird an jeder Ecke gefordert", sagt Martina Bier. Doch für nichts oder nur für Auskünfte über den Weg sollte man nichts geben.
Grundgebühr für das Gedeck: In vielen Urlaubsländern finden Touristen Posten wie "Coperto" (in Italien) und "Kuver" (in der Türkei) auf ihren Restaurantrechnungen. Es ist eine Art Grundgebühr für das Gedeck. In der Türkei gibt man "grundsätzlich Trinkgeld zusätzlich", sagt Ilknur Bodur von der türkischen Botschaft. Ähnlich ist es in Italien. Hier gilt: Wer besonders zufrieden war, gibt dem Kellner ein paar Münzen. Auch "Service compris" - zu Deutsch"Bedienung enthalten" - auf einer französischen Rechnung sollte man nicht wörtlich nehmen und dem Personal ein "Pourboire" zukommen lassen. Was nach der Rechnung kommt, geht dagegen aufs Haus. Dafür gibt es nur ein Danke - am besten in der Landessprache. Auch das Wasser und die Zeitung zum Kaffee in Österreich und Frankreich oder das Gratisbrot und Oliven in Spanien kosten nichts extra.
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