Çorum - Siedlungsregion der Hethiter & Römer
- Geschrieben von Portal Editor
Die türkische Stadt Corum liegt etwa 100 Kilometer westlich von Amasya, eine Provinzhauptstadt mit ca. 210.000 Einwohnern, die zur Schwarzmeerregion zählt, obgleich die Küste etwa 300 Kilometer entfernt ist.
Die Region um Corum ist bis heute kaum touristisch in Erscheinung getreten, trotz der lang zurückreichenden, historischen Bedeutung des Bezirks, denn bereits 5.000 – 3.000 vor Christus wurden erste Siedlungen hier angelegt. Gemäß den Ausgrabungen in Alacahöyük, Balımsultan köyü, Büyük Güllücek, Boğazkale, Eskiyapar, Hüseyindede und Kuşsaray war diese Region wegen der nahe gelegenen großen Rohstoffvorkommen technisch und kulturell weit entwickelt.
Assyrer und Hethiter waren die ersten Siedler
In der Bronzezeit (3000–1000 v. Chr.) entstanden in der Region um Çorum zahlreiche Siedlungen. Um etwa 2.000 vor Christus siedelten sich die Hattier an, einer Volksgruppe die regen Handel mit den Assyrern betrieben, bis sie mehr und mehr von den Hethitern verdrängt wurden. In der Zeit von ca. 1950–1850 v. Chr. existierten in diesem Gebiet Handelskolonien der Assyrer. Die Hethiter herrschten hier von etwa 1650 bis 1200 v. Chr.
Der wohl bekannteste Ausgrabungsort der Region ist sicherlich Hattusa, die ehemalige Hauptstadt der Hethiter, die bei Boğazkale, etwa 90 Kilometer von Corum entfernt liegt. Die bedeutende Ausgrabungsstätte ist teilweise in althergebrachter Bauweise restauriert worden und dient heute als archäologisches Freilichtmuseum mit einem Gebäude, das die Funde von Hattuša zeigt. Hattuša wurde aufgrund seiner Bedeutung in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes mit aufgenommen.
Zu erwähnen ist auch der Siedlungshügel bei Alaca Höyük, etwa 60 Kilometer von Corum entfernt, der wohl das ehemalige Zippalanda oder Arinna gewesen ist, einem Kultort der Sonnengöttin der Hethiter.
Die Schlacht von Manzikert ändert auch die Bevölkerungsstruktur
Nach Gründung der Türkei 1923 wurde Çorum Provinzhauptstadt. Der Name „Çorum“ ist armenischen Ursprungs und ab dem 16. Jahrhundert in osmanischen Dokumenten nachweisbar. Die Gründung der Stadt lässt sich zeitlich nicht eingrenzen. Sie entwickelte sich rund um die Burg „Çorum Kalesi“, die Evliya Çelebi als seldschukisches Bauwerk beschreibt. Mitte des 16. Jahrhunderts bildeten vier Mahalles (Nachbarschaften) das Innere der Burg.
Nach Abrücken der Türkei von den Mittelmächten wurden 1944/45 auch hier zahlreiche Ausländer interniert.
1980 fand hier das Pogrom von Çorum statt, als türkische Rechtsextremisten etwa 57 Angehörige der alevitischen Minderheit töteten.
Wie bereits erwähnt, ist trotz dieser bedeutsamen Ausgrabungsstätten, die Region Corum kaum touristisch erschlossen, so gibt es nur wenig gute Hotels und Restaurants. Erst nach und nach kommen Touristen nach dem Besuch von Hattuša und Alaca Höyük auch bis in die Provinzhauptstadt Corum.
Das Archäologische Museum und seinen Außenwirkung
Im Zentrum der Stadt Çorum steht auf einer leichten Anhöhe ein 1914 errichtetes Krankenhaus mit zwei Eckrisaliten, das später als Schulgebäude und seit 2003 als Archäologisches Museum genutzt werden. Dieses ist in eine archäologische und eine ethnografische Abteilung gegliedert. Während der letztgenannte Teil die Geschichte der Volkskultur in der Neuzeit darstellt, ist der nach modernen Kriterien gestaltete erste der archäologischen Hinterlassenschaft in der Region Çorum gewidmet: In zahlreichen Vitrinen sind Funde jüngerer Zeit aus den verschiedenen Ausgrabungsstätten in der Umgebung ausgestellt, in denen sich Kulturen Anatoliens widerspiegeln. Im Park vor dem Museum stehen steinerne Objekte aus griechisch-römischer Zeit, darunter Sarkophage und Grabsteine mit Inschriften und bildlichen Darstellungen sowie lateinisch beschriftete Meilensteine römischer Kaiser vornehmlich des 3. Jahrhunderts n. Chr.
Etwa 500 Meter stadteinwärts vom Museum befindet sich nördlich der Cengiz Topel Caddesi die seldschukische oder osmanische Zitadelle von Çorum.
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