Kızılırmak – längster Fluss der Türkei ein Feuchtbiotop
Wenn man über die großen Flüsse der Türkei spricht, denkt man unmittelbar an die beiden großen Wasserläufe Euphrat und Tigris. Beide Flüsse verlassen jedoch nach relativ kurzen Strecken bereits wieder das türkische Hoheitsgebiet.
Mit seinen 1.355 Kilometern ist der Kızılırmak der längste der Flüsse, die allein über türkisches Hoheitsgebiet fließen.
Die Quelle des Kızılırmak liegt hoch im ostanatolischen Hinterland etwa 120 Kilometer östlich von Sivas in der Umgebung der Berge Kızıl Dağ und Kumanlı Dağ, wobei der Erstgenannte auch zur Namensgebung in doppelter Hinsicht beigetragen hat: erstens in der gleichen Namensgebung von Fluss und Berg und zweitens mit dem Farbbegriff kızıl für rot, denn das mineralische, eisenhaltige Tonmaterial der Berge verfärbt auch das Flusswasser rot.
Nur etwa 150 Kilometer sind es von der Quelle des Kızılırmak bis zur Quelle des Euphrats.
Der Kızılırmak - Verlauf des Flusses durch Zentralanatolien
Im ersten Teilbereich des Flussverlaufs geht es kontinuierlich, wenn auch in Schleifen, in west- südwestlicher Richtung durch Zentralanatolien. Der Kızılırmak verändert dann seine Fliesrichtung in einem weiten Bogen, der bereits in der Antike mit Halys Bogen bezeichnet wurde, nach Norden und durchquert dabei den neuzeitlichen Stausee Hirfanli bevor er das Pontische Gebirge durchschneidet. Wenig später durchfliest der Kızılırmak auch den Altınkaya-Stausee. Beide Stauseen dienen der Stromgewinnung sowie der lokalen Wasserversorgung. Nordwestlich von Samsun mündet der Kızılırmak mit einem breiten Mündungsdelta in das Schwarze Meer. Bis zum nördlich gelegenen Bafra konnte sich so über Jahrtausende ein riesiges Feuchtbiotop entwickeln, das heute als besonders schützenswertes Feuchtgebiet mit ausgedehnten Vogelbrut- und Überwinterungsgebieten bekannt ist.
Bafra - römische Stadtgründung an der Mündung des Kızılırmak
Wenig später hatten die Römer an der Mündung des Kızılırmak eine erste Stadt angelegt, die heute, weit ab vom Meer, mit Bafra bezeichnet wird. Die zunehmende Abholzung entlang des Flusses hatte schon vor Christus starke Bodenerosionen zur Folge, die dann für die Verlandung des Flussdeltas sorgten. So entstand das heutige, riesige Delta in wenigen Jahrhunderten wobei die Flussmündung etwa 15 Kilometer weiter ins Meer hinaus verlegt wurde. Ein ähnlich großes Feuchtgebiet wie das des Kızılırmak ist auch bei der Verlandung des Flusses Großer Menderes in der Ägäis entstanden.
Aufgrund seiner saisonal sehr unterschiedlichen Wasserstände mit ausgedehnten Sandbänken, Stromschnellen und Untiefen ist der Kızılırmak nie als Wasserstraße im Sinne von Schifffahrt nutzbar gewesen. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte allerdings Bafra noch von See her mit Schiffen erreicht werden.
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