Aufgrund seiner Gründung im Jahr 756 vor Christus gilt Trabzon als eine sehr alte Stadt in der antiken Hochkultur Kleinasiens,Trabzon ist damit älter noch als Rom.
So bedeutend Trabzon seinerzeit war, so unbedeutend war die Stadt viele Jahrhunderte später und spielte in derGeschichte kaum eine nennenswerte Rolle. Das sollte sich mit Beginn des 19. Jahrhunderts grundlegend ändern, dennTrabzon war durch seine Handelsprivilegien mit Russland wirtschaftlich erstarkt und konnte sich zumindest teilweise von der osmanischen Regierung lösen. Zu dieser außergewöhnlichen Situation gesellte sich ein weiterer Faktor, denn die Bürger Trabzons brauchten als freie Handelsstadt keine Steuern an das Osmanische Reich zu zahlen.
Russisch-Türkischer Krieg
Während des Russisch-Türkischen Kriegs in den Jahren 1828 – 1829 waren russische Truppen bis nach Trabzon vorgedrungen. Nach Kriegsende wurde zwischen dem Osmanischen Reich und Russland in Adrianopel ein Vertrag geschlossen, in dem sich Russland seine Handelsprivilegien auf das gesamte Osmanische Reich ausweiten lies. In den nun folgenden Jahren beanspruchten natürlich auch andere europäische Staaten die gleichen Handelsprivilegien mit den Küstenstädten am Schwarzen Meer. Dies führte zum großen wirtschaftlichen Aufschwung der Schwarzmeerküste einerseits, denn die Umsätze in den Hafenstädten stiegen sprunghaft an. Andererseits ging ein großer Anteil des Profits auch immer ins Ausland, dies gilt besonders ab dem Jahr 1829, nachdem mehrere ausländische Konsulate in Trabzon eröffnet wurden. Vor allem britische Handelsfirmen, die überTrabzon regen Transithandel mit Persien arrangiert hatten, beherrschten die Wirtschaft der Stadt. Nur wenige Jahre später, im Jahr 1836 eröffnete eine britische Reederei eine Dampfschifffahrtslinie von Istanbul über Samsun bis nach Trabzon. Schnell folgten jetzt weitere Handelslinien aus vier weiteren Staaten diesem Beispiel.
Es ist heute kaum mehr vorstellbar, dass zu dieser Zeit, es ist immerhin schon Mitte des 18. Jahrhunderts, der Sklavenhandel noch immer von wirtschaftlich großer Bedeutung war. Über die Schiffsrouten von Trabzon kommend, wurden tscherkessische und georgische Sklaven auf überwiegend britischen Schiffen nachIstanbul, in die Levante und nach Ägypten verbracht. Erst der immense Druck einiger europäischer Staaten führte 1855 zum Verbot des Sklavenhandels. Es liegt wohl in der menschlichen Natur, dass mit dem offiziellen Verbot des Sklavenhandels sich nun der Schmuggel mit Sklaven entfaltete. Mit Hilfe kleiner Segelboote schafften nun die Sklavenhändler die Sklaven über das stürmische, östliche Schwarze Meer nach Trabzon, von wo sie dann auf unterschiedlichen Wegen weiter geschmuggelt wurden. Noch bis zum Beginn des Jahres 1870 hielten sich nachweislich Sklavenhändler in Trabzon auf.
Der Krimkrieg in den Jahren 1853 bis 1856 hatte für zusätzlichen Aufschwung in Trabzon gesorgt, denn kriegswichtiges Gerät wurde über Trabzon verladen. Mit der Eröffnung des Suezkanals im Jahr 1869 und der sich anschließenden Eröffnung des Hafens Chorramschahr im Iran verlor Trabzon den Warenhandel mit Persien. Als dann auch noch die Eisenbahnlinie quer durch Anatolien fertiggestellt werden konnte, geriet Trabzon immer mehr in das wirtschaftliche und verkehrstechnische Abseits.
Griechen und Armenier - Bevölkerungsanteil überwiegt
Im letzten Jahrhundert bestand der überwiegende Bevölkerungsanteil aus Griechen und Armeniern. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs veränderte sich auch die Situation in Trabzon dramatisch. Im Februar 1914 übertrug man den Auftrag für das „Einsammeln“ der patriotischen Kollekte, das zum Bau von Kriegsschiffen und sonstigem Kriegsmaterial beschafft werden sollte, vom städtischen Komitee für Einheit und Fortschritt auf kriminelle Elemente in der Stadt. Dies hatte zur Folge, dass Griechen und Armenier erpresst und Geschäfte geplündert wurden, Unternehmen griechischer und armenischer Herkunft wurden boykottiert. Mit Ausrufung der Generalmobilmachung fiel das armenische Gymnasium einem Brandanschlag zu Opfer und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nach dem Besuch von Bahaeddin Sakir am 23. Juni 1915 wurde das Rot-Kreuz-Spital geschlossen und die die Deportation der armenischen Bevölkerung begann. Viele armenische Frauen und Kinder wurden in Booten auf das offene Meer getrieben, wo sie zwangsläufig kenterten. Der amerikanische Konsul von Trabzon berichtete gar, dass vollbesetzte Boote hinausfuhren und wenige Stunden später leer zurückkehrten.
Im April des Jahres 1916 verließen die türkischen Truppen die Stadt, woraufhin sich Teile der griechischen Bevölkerung mit russischen Truppenteilen in Verbindung setzen, die daraufhin am 19. April die Stadt besetzten und den weiteren Vormarsch entlang der Küste stoppten. Griechische Geschäftsleute und vor allem auch einige Kirchenführer kooperierten mit den Besatzern, womit sie den Zorn und die Abneigung der jetzt mehrheitlich türkischen Bevölkerung auf sich zogen. Nach Verhandlungen zum Ende des Ersten Weltkriegs zogen sich die Russen ausTrabzon zurück. In der Folge griffen türkische Milizen die griechischen Gemeindebereiche an, die sich zwecks Verteidigung in Teilen der Stadt verbarrikadiert hatten. Trotz herbeigerufener türkischer Truppen, die am 14. Februar erneut in die Stadt einrückten, gab es keine Verständigung zwischen den Parteien. Das Machtvakuum war einfach zu groß, um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Die Sicherheitslage in der Stadt wurde immer prekärer, vor allem weil sich jetzt auch eine griechische Unabhängigkeitsbewegung formiert hatte, die für eine unabhängige Republik Pontos kämpfte. Zwischen Samsun und Trabzon sollte basierend auf dem uralten Königreich Pontos eine Republik entstehen. Immer stärker wurde die Unabhängigkeitsbewegung in den Untergrund zurück gedrängt, bis es schließlich am Neujahrstag des Jahres 1920 zu einer Serie von Bombenanschlägen kam, die den griechischen Forderungen Nachdruck verleihen sollte. Im Vertrag von Sèvres war Trabzon als Teil von Armenien vorgesehen. Dieses Thema war beendet, als im April 1920 die türkische Armee die Stadt endgültig unter Kontrolle brachte. Nach der Niederlage Griechenlands im Griechisch-Türkischen Krieg 1919–1922 wurde der starke Bevölkerungsanteil der Pontos-Griechen im Zuge des im Vertrag von Lausanne vereinbarten „Bevölkerungsaustausches“ nach Griechenland ausgesiedelt. Die zum Islam konvertierten Griechen blieben in Trabzon zurück.
Mit dem Fall der Mauer in Berlin und einher gehender Westöffnung zerfiel die Sowjetunion zunehmend. Seit der Westöffnung im Jahr 1991 ist Trabzon auch wieder für russische Touristen und Händler ein gefragter Ort, so dass mittlerweile eine komplett erneuerte Infrastruktur vorhanden ist, die Trabzon zu einer interessanten Stadt mit imposanter Vergangenheit macht.
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