Symbole des Steinzeit-Heiligtums von Göbekli Tepe
- Geschrieben von Portal Editor
Jahrtausendelang schon verständigen sich Menschen durch Sprache, überliefern Kenntnisse und Techniken durch mündliche Übertragung des Erfahrenen mit all den fehlerhaften Sinnentstellungen durch Weglassen oder Hinzufügen von Details des ursprünglichen Inhalts.
Psychologische, soziale und kulturelle Faktoren des menschlichen Umfeldes spielen zwangsläufig bei der mündlichen Überlieferung immer eine wesentliche Rolle. So wurden weltweit überlebenswichtige Informationen, die einen ähnlichen Kern aufweisen, aber auch geheimes Wissen, Rituale, Mythen, Legenden und Sagen mündlich weitergegeben, die in ihren Details aber beträchtlich voneinander abweichen können. Auch heute noch existieren Kulturen, in denen die mündliche Überlieferung von Traditionen und Wissen durchaus üblich sind.
Olmeken werden mit der Verwendung der Schrift in Verbindung gebracht
Schon vor vielen Jahrtausenden hinterließen eiszeitliche Jäger ihre Lebenswelt in Form von Höhlenmalereien, in denen die Tierwelt aber auch die Jagd selbst dargestellt wurde. Wie und wann sich aus solchen konkreten Abbildungen die ersten Symbole und dann Schriftzeichen entwickelten, ist bislang wissenschaftlich umstritten. Vielleicht findet sich nun eine Auflösung der bestehenden Fragen in den einzigartigen Monumenten der Steinsäulen von Göbekli Tepe, einer Ausgrabungsstätte des leider kürzlich verstorbenen Archäologen Klaus Schmidt nahe der türkischen Stadt Sanliurfa. Schmidt hatte über Jahre dort an von Menschenhand angelegten "Grabhügeln" Ausgrabungen geleitet, die die pfeilerartigen Säulen von vor rund 12.000 Jahren zu Tage förderten. Die reichlich vorhandenen Tierbilder und Symbole des Steinzeit-Heiligtums Göbekli Tepe deuten einen bislang ersten, bekannten Wandel zu symbolischer Deutung an: Schriftvorläufer von vor 12.000 Jahren.
Der Archäologe Ludwig Morenz sieht in der Bildersprache von Göbekli Tepe deutliche Hinweise auf eine beginnende Abstraktion und damit den Anfang einer symbolischen Kodierung - mehr als 5.000 Jahre vor den ersten ägyptischen Hieroglyphen.
"Das Höhenheiligtum ist so etwas wie das fehlende Bindeglied zwischen Bildern und den ersten Schriftzeichen", sagt Ludwig Morenz. "Göbekli Tepe steht für die Entwicklung von reinen Bildern zur Kodierung von darüber hinaus gehender Bedeutung." Während es sich bei der Darstellung eines Stieres etwa in der Höhle von Altamira in Spanien um das direkte Abbild des Tieres handelt, sei ein Stierkopf in dem Höhenheiligtum der Türkei von der primären Bildbedeutung losgelöst als abstraktes Symbol für eine Gottheit zu verstehen. Diese fast schon abstrakten Tierfiguren könnten ein erster Schritt in Richtung Schrift sein.
Abstrahierte Bilder als Symbole
Schon am Ende der Eiszeit wurden demnach Grundlagen gelegt, auf denen sich die spätere kulturelle Revolution aufbauen konnte. Allerdings: „Bei dieser frühen Bildsprache handelt es sich noch nicht um Schriftzeichen“, stellt der Forscher klar. Schriftzeichen sind noch einmal deutlich differenzierter und enthalten auch Informationen darüber, wie ein bestimmtes Zeichen ausgesprochen wird. Dennoch sei diese frühe Form der Bildzeichen immerhin mehr als doppelt so alt wie die ältesten Schriftzeichen der Altägypter.
Ähnliche Symbole auch anderswo
In dieser fruchtbaren Landschaft zwischen den Oberläufen von Euphrat und Tigris wurden Menschen früh sesshaft. Sie teilten in den verschiedenen Siedlungen mit leichten Abwandlungen die gleichen Bildzeichen.
„Das kann kein Zufall sein, die Menschen dieses Kulturraumes müssen sich auf ein einheitliches Zeichensystem geeinigt haben“, ist Morenz überzeugt.
In dem Maß, wie sich die Menschen damals mit großem handwerklichen und intellektuellem Geschick eine abstrakte Bildsprache schufen, drangen sie jenseits der Herausforderungen des Alltags in religiöse Sphären vor und stellten sich bereits den Grundfragen der Menschheit nach dem Jenseits.
„Es handelt sich um den Beginn der medialen Entwicklung und um den Aufbruch in neue Denkräume“, sagt Morenz.
Eine Geschichte der Fixierung von Sprache zu sehen
Der durch Belege abgesicherten Lehrmeinung über die Entstehung von Schriftsystemen in geografisch weitgehend getrennten Kulturen wird von einzelnen Wissenschaftlern und Privatgelehrten immer wieder in verschiedenen Varianten die These entgegengehalten, die ältesten bekannten Schriftsysteme seien aus einer älteren, teils gemeinsamen, global verbreiteten Zeichenschicht entwickelt worden. Belege dafür, die der wissenschaftlichen Kritik standhalten, sind bisher jedoch nicht vorgelegt worden.
Immer wieder wird aus all den Diskussionen über neuerliche Funde jedoch deutlich, wie gering das bisherige Wissen um die Entwicklung des Menschen tatsächlich ist.
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