Nemrud: Tag der „Erscheinung der großen Götter“
Auch in diesem Jahr 2011 wird der 14. Juli, der Tag der „Erscheinung der großen Götter“ wieder zum Anlass genommen, ein großes Fest am Berg Nemrudauszurichten.
Dieser Tag, in der damaligen Zeitrechnung als der 10. Loos bezeichnet, war der ausgewählte Tag für die Krönung des Königs Mithradates, nach heutiger Zeitrechnung der 14. Juli des Jahres 139 vor Christus.
Und wie zu jedem Jahrestag seiner Krönung üblich, lies der König das Volk von Kommagene sich an den kleinen Heiligtümern im Land versammeln und den Ehrentag gebührend feiern.
Als das absolute Highlight auf dem Gipfel des Nemrud galt das wohl älteste bekannte Horoskop der Menschheit, das Löwenhoroskop auf der Westterrasse. Die Darstellung und Konstellation der Planeten, so wie sie auf dem Löwenhoroskop vom 14. Juli 109 vor Christus dargestellt ist, wird es in den nächsten 25.000 Jahren nicht wieder geben, gerade deshalb hat das Horoskop und der 14. Juli eine so immense Bedeutung.
Der örtliche Leiter der Nemrud Stiftung Helun Firat schrieb uns dazu folgende Veranstaltungspunkte per Mail:
Ich weiß nicht, ob Maurice dir von der Kopie des Löwenhoroskops erzählt hat. Aber dieNemrud Stiftung hat unter großen Anstrengungen eine Kopie des Löwenhoroskops in Holland anfertigen lassen und diese soll aus Anlass der diesjährigen Feierlichkeiten mit Hilfe des Ministeriums für Kultur der Türkei von Holland nach Katha am Nemrud gebracht und exakt am 14. Juli um 19.37 Uhr, dem Zeitpunkt der Krönungsfeier des Königs Mithradates, feierlich eröffnet werden. Zusätzlich wird es eine internationale, nicht akademische Konferenz zur Wiederbelebung der Ideen und Arbeiten am Berg Nemrud geben, die auch Hinweise zu den zukünftigen Aktivitäten am Berg enthalten wird. Die Teilnehmer dieser Konferenz werden Maurice Crijns als verantwortlicher Leiter derNemrud Stiftung, Anneten Brink, Demetrius Waarsenburg und Nezih Basgelen sein. Ein weiterer Höhepunkt wird die Dokumentation zum Leben der „Königin des Bergs“, Theresa Goell sein, der Archäologin, die ihr gesamtes Leben in Katha am Berg Nemrud verbracht hat, aufgenommen und präsentiert von Martha Goell. Der Fotograf, Produzent und Leiter des Puppen Museums in Istanbul, Akgun Akova, wird eine kleine Eröffnungsrede zur Dokumentation halten.
Das Löwenhoroskop (mit freundlicher Genehmigung Nemrud Foundation)
Das Löwenhoroskop befindet sich auf einer Steintafel von 1.75 x 2.40 Metern und einer Dicke von 47 Zentimetern. Zunächst sieht man nur einen Löwen, der nach rechts marschiert. Beim genaueren Hinsehen erkennt man, daß auf dem Löwen 19 Sterne abgebildet sind. Jeder Stern ist mit acht Strahlen dargestellt. Von einem kleinen Unterschied abgesehen, sind die 19 Sterne so gruppiert, wie Ephemeris von Eratosthenes das Sternbild des Löwen beschrieben hatte.
Unter seinem Hals trägt der Löwe eine Sichel, das Symbol für den neuen Mond. Über dieser Sichel leuchtet der Stern Regulus. Regulus wurde schon seit Anbeginn der Menschheit mit dem König in Verbindung gebracht. Regulus erhielt seinen heutigen Namen von Kopernikus, bezogen auf den früheren Namen "Rex", dem Äquivalent zu "Basileus" von Ptolemeus. Im antiken Akkadia wurde er "Amil-gal-ur", König der Himmelsphäre, genannt. Die Babylonier nannten ihn nach ihrem Wort für König: "Sharu". Im antiken Persien bezeichnete man ihn als "Miyan". Dort führte er die vier königlichen Sterne an.
Über dem Rücken des Löwen sind drei Sterne mit je 16 Strahlen dargestellt. Diese stellen keine Sterne dar, sondern Planeten. Von links nach rechts sind Mars, Merkur und Jupiter zu sehen. Über ihnen sind ihre griechischen Namen zu lesen.
Das Löwenhoroskop scheint also so etwas wie eine Fotographie der Positionen von den dargestellten Himmelskörper zu einer bestimmten Stunde, an einem bestimmten Datum, zu sein. Aber an welchem Datum?
Jupiter benötigt 12 Jahre, um die Ekliptik zu durchlaufen, Mars braucht 2 Jahre und Merkur 1 Jahr. Der Mond durchläuft die Ekliptik innerhalb eines Monats. Demnach bestimmen die langsameren Planeten Jupiter und Mars das Jahr, Merkur bestimmt den Monat, und der Mond bestimmt den genauen Tag. Zunächst wurden die Jahre bestimmt in denen Jupiter im Sternbild des Löwen zu sehen war, wie es auf der Steintafel dargestellt ist. Von diesen Jahren wurden diejenigen herausgefiltert, in denen auch der Mars diesen Teil der Ekliptik durchlief. Danach wurden die Bahndaten des Merkur berechnet.
Als zweites Kriterium wurde die Reihenfolge dieser Planeten genommen, also Mars-Merkur-Jupiter, wie es auf dem Löwenhoroskop zu sehen ist. Das Resultat der Berechnung dieser Konstellation war der 14. Juli 109 v. Chr.
Normalerweise ist Merkur die meiste Zeit nicht mit bloßem Auge zu beobachten. Aber an diesem Tag hatte Merkur auf seiner Bahn gerade seine größte Entfernung von der Sonne erreicht und war dadurch gut sichtbar.
Die Zeitspanne zwischen Sonnenuntergang und dem Untergang des Mondes betrug 17 Minuten. Wenn die Mond-Regulus Konjunktion vom Gipfel des Berges zu sehen war, dann war es nur für kurze Zeit: gerade noch vor dem Untergang des Mondes um 19:37 Uhr Ortszeit. In diesen wenigen Minuten war die ganze Konstellation, wie sie in dem Löwenhoroskop dargestellt ist, zu sehen.
Durch dieses Phänomen ist es möglich, nicht nur das genaue Datum, sondern auch die genaue Stunde der dargestellten Konstellation zu bestimmen: 19:35 Uhr Ortszeit. Das Löwenhoroskop gibt uns also nicht nur das Datum der Planetenkonstellation, sondern auch die genaue Uhrzeit!
Dies ist erstaunlich, schrieb doch der Wissenschaftler Puchstein:" Solch ein Relief kann nur sehr ungenau die Positionen der Himmelskörper darstellen ..."
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