Heilige Stadt - das Antike Hierapolis
Die Ruinen des antiken Hierapolis befinden sich entlang der 1200 m langen und 6m breiten säulenbestandenen Strasse, die sich auf dem Plateau über den Travertinterrassen von Pamukkale in Nordsüdrichtung erstreckt.
Die Säulenstrasse beginnt mit einem dreibogigen Tor das 84 n. Chr. zur Erinnerung an den Kaiser Domitian errichtet wurde. Nördlich des Tores sind die Ruinen des zu römischer Zeit erbauten Badekomplexes zu sehen, der über drei Abteilungen verfügt. Zu byzantinischer Zeit wurde dieses Gebäude als Kirche benutzt. Nördlich davon liegt innerhalb der Stadt die nördliche Nekropole mit ca. 1200 verschiedenen Gräbern im anatolischen Stil. Die unterschiedlichen Gräber zeigen, dass in der Stadt Menschen unterschiedlichster Kulturgelebt haben müssen. Gräber nach kilikischer oder römischer Art sind vom Typ eines Hauses, weisen einen viereckigen Grundriß auf und sind ein- oder mehrgeschossig. Die Tumulusgräber der lykischen Kultur besitzen eine einzige Tür. Sarkophage, die auf einem hohen Sockel sitzen, sind lykische Gräber. Auf den Gräbern und Sarkophagen befinden sich meistens Inschriften, die Auskunft über die begrabene Person geben.
Südlich des Tores des Domitian, dort wo die Säulenstrasse mit der Stadtmauer zusammenstößt liegt ein aus Abbruchsteinen gebautes byzantinisches Tor. Südlich dieses Tores befindet sich eine byzantinische Basilika und wiederum südlich davon das heute als Museum fungierende römische Bad mit seinen fünf Abteilungen. Antike Grabungsfunde aus der Umgebung sind im prähistorischen Museum in Beyce Sultan ausgestellt. Direkt neben dem Komplex befindet sich das antike Thermalbad, in dessen Wasserbecken Reste antiker Säulen und Steine zu sehen sind. Gleich hinter dem Wasserbecken und über den Felsen der Hauptthermalquelle befindet sich das Fundament des Apollotempels und vor diesem der heilige Bereich der Muttergottheit Kybele; der Tempel war früher dem frygischen Gott Men geweiht, dessen Nachfolger Apollo darstellt.
Der Tempel, der über Cella und Pronaos verfügt, wurde auf einem 20 m breiten und 15 m langen Podium erbaut; an dessen Vorderseite befinden sich sechs korinthische Säulen. Südlich des Tempels liegt eine Tür, die als natürlicher Korridor zwischen den Felsen hindurch und zur Plutonium genannten heiligen unterirdischen Wasserhöhle führt. Die Höhle mit der in der Antike berühmten Tür, die in die unterirdische Welt des Gottes Pluto führte, wurde von den Mönchen dazu benutzt den Menschen zu beeindrucken und zu beherrschen. Die Menschen, die keine Ahnung von den todbringenden Karbonmonoxidgas in der Höhle hatten, glaubten an die übermenschliche Kraft der Mönche. Denn wenn diese jemanden überzeugen wollten, nahmen sie einen kleinen Vogel und ließen ihn in die Höhle fliegen um zu zeigen, dass Apollo den Vogel töten lassen wollte. Der Tod des vergifteten Vogels führte dazu, dass die Menschen alle Wünsche der Mönche des Apollotempels erfüllten.
An der Nordwestecke des Tempels befindet sich ein römischer Brunnen mit einem Becken, dessen Vorderseite ornamentverziert und mit Marmor verkleidet ist. Der große Platz östlich des Apollontempels ist die Stadtagora. Östlich der Agora befindet sich, angelehnt an den Berghang, ein römisches Theater mit 50 Cavea und 2 Abteilungen. Dieses bot 15.000 Personen Platz, die Front des zweigeschossigen Bühnenhauses ist vollständig mit marmornen Reliefs verkleidet.
Die Front weist übereinander drei Reihen von Säulen ionischen und korinthischen Stils auf, zwischen denen sich fünf Türen befinden, durch die die Schauspieler die Bühne betreten konnten. Darüber befinden sich Nischen, in denen Statuen standen. Die marmornen Reliefs unten zeigen Momentaufnahmen aus dem mythologischen Leben des Dionysos, des Gottes des Weins und der Unterhaltung.
Das Podium des Theaters ist aus Marmor und 4 m höher als das Orchester. Das über dem Orchester liegende Podium wird von spiralförmig kannellierten Säulen getragen, zwischen denen Marmornischen in Muschelform zu sehen sind. In der Mitte des Bühnenhauses befindet sich das überwölbte tunnelartige Vomitorium, das sich zum Orchester hin öffnet. Das zwischen dem Orchester und den Cavea eine 2 m hohe Schutzmauer hochgezogen wurde, zeigt, dass das Theater in spät-römischer Zeit als Arena benutzt wurde. Das Relief nördlich der Schutzmauer stellt die Hiera Nymphen oder Wasserfeen dar, die der Stadt den Namen gaben. Nördlich des Theaters am Berghang befindet sich das rechteckige Märthyrium des Heiligen Philipus, in dessen Mitte sich ein großer Raum befindet an dessen Nordmauer ist das halbkreisförmige Synthronus zu sehen. Eines der wichtigsten mittelalterlichen Bauwerke der Region ist die 16 km nördlich davon an der Seidenstraße gelegene Akhan Karawansaray, die 1253 von Karasungur erbaut wurde und die mit ihren Zimmern und Ställen Händlern als Unterkunft diente. Sie verfügt über ein Marmorportal mit verschlungenen Motiven.
Die Denizli Region ist heute bekannt für den Travertinstein aus Pamukkale, den Thermalbädern und den Denizli Kampfhähnen. Der Name der Stadt lautet in etruskisch/pelasgischer Sprache “Swaura”, d.h. “Heilige Stadt”. Später wurde die Stadt von den Makedonien und Byzantinern wieder “Heilige Stadt” genannt, was hellenisiert Hierapolis bedeutet. Ausgrabungen prähistorischer Funde beim Beyce Sultan und anderen Grabhügeln haben gezeigt, dass etruskische, luwische und plasgische Stämme um 3000 v.Chr in die Region kamen und an der Heißwasserquelle im Namen der Muttergöttin Kybele einen heiligen Bezirk anlegten. Dieser wurde auch von anderen anatolischen Stämmen anerkannt und besucht. Mit dem Übergang zum Patriarchat entstand aus dem Tempel ein Kultzentrum für den Apollo.
Die Heiligkeit des Ortes hielt auch noch zur Römerzeit und zur Zeit der christlichen Apostel an. Her wurden die Laedicia und Kolossai Städte geheiligt und die hiesigen Bewohner erhielten eine Einladung, zur neuen Religion, dem Christentum überzutreten. 87 n. Chr. lebte der berühmte Apostel Phillipus hier; zur Erinnerung an seine Bemühungen um das Christentum wurde ein Martyrium erbaut.
Die Heiligkeit des Ortes setzte sich auch unter den Byzantinern fort und auch die Germiyanoğulları Turkmenen im ersten Jhd. n. Chr. berührten diesen Ort nicht.
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