Die großen Kämpfer von Selcuk
- Geschrieben von Portal Editor
Jedes Jahr finden Mitte Januar in Selcuk die Meisterschaften im Kamelkampf statt. Zwei Tage lang versetzt dieses Fest, bei dem die besten männlichen Kamele um Ehrungen, Preisgelder und Trophäen ringen, die Stadt in einen fröhlichen, karnevalsartigen Taumel.
Der Kamelkampf, auf türkisch "deve güresi", ist der beliebteste "Sport" an der südlichen Ägäisküste der Türkei, trotz international heftiger Proteste durch Tierschützer.
Der Kamelkampf hat sich aus den Brunftkämpfen entwickelt
Nur die Yörük, ein Nomadenvolk, das in den Hochebenen an der Küste lebt, benutzen heute noch Kamele als Transportmittel, und hin und wieder stößt der Reisende in diesem Gebiet auf solche Yörük-Kamelkarawanen. Anders als in den Staaten des Nahen Ostens, wie beispielsweise Saudiarabien, Kuwait oder Jemen, wo Kamelrennen eine beliebte Freizeitbeschäftigung sind, lässt man auf den Dörfern in der Türkei die Kamele nicht um die Wette laufen. Hier werden die starken Hengste auf Kamelkämpfe vorbereitet.
Wochenendwettkämpfe in Selcuk:
Tausende von Bauern fahren dann in die Stadt, um auf ihr Lieblingskamel zu wetten und ganz nebenbei ihre Produkte zu verkaufen oder Teppiche und andere Kunstgegenstände auszustellen. Bis zu dreißigmal kämpfen männliche Kamele im Winter, der Zeit, in der die weiblichen Tiere in der Hitze sind. Den Rest des Jahres ruhen sie sich dann bei viel Futter und guter Behandlung aus.
Die Haltung eines solchen Tieres ist sehr teuer, aber sein Besitz kann dem Bauern viel Ehre einbringen - vergleichbar dem Prestige, das ein junger Türke in der Stadt durch einen blitzenden, neuen Sportwagen gewinnt.
Nicht alle Kamele eignen sich als Kampftiere
Im Alter von sechs Jahren beginnen die Hengste zu kämpfen, aber sie werden kaum vor ihrem 15. Lebensjahr zu Champions. Mancher steigt noch mit 25 in den Ring. Die Bulldogge: Die 250 besten Kampfkamele der Türkeiheißen tülüs. Sie bringen ihrem Besitzer bei jedem Kampf hohe Summen und viele Wettgeldern.
Mit seinem Gewicht von über einer Tonne, einer Schulterhöhe von zwei Metern und einer Höckerhöhe von zwei Metern dreißig ist so ein tülü ein eindrucksvoller Anblick. Diese tülüs sind berühmt wie Superstars, und sie tragen schreckenerregende Namen wie Bulldogge, Mörder, Schläger, Deli Tülü (Verrücktes Kamel), der Krieger, das Kommando, der Eroberer, Kara Kemal "der Schwarze", Felek (Schicksal) und Schwefel.
Vor Beginn der Veranstaltung wird die Hauptstraße nach Bodrum für mehr als eine Stunde vollständig gesperrt, damit die Besitzer ihre Kamele feierlich in die Stadt führen können.
Die Tiere sind mit farbenfrohen Decken, Quasten, goldenen Löckchen und Schmuckstücken herausgeputzt und tragen zudem noch große Kuhglocken, mit denen sie lärmend durch Selcuk ziehen.
Die Hengste,die während der Brunftzeit oft Schaum auf den Lippen haben, tragen einen Maulkorb, zum Schutz eifersüchtiger Rivalen oder menschlicher Bewunderer vor Bissen.
Tausende von Zuschauern, darunter auch viele Frauen, füllen das Stadion bis auf den letzten Platz. Sie sitzen auf den steinernen Stufen, um zwischen Trommeln, Pfeifen und Folklorevorführungen die Kämpfe zu verfolgen. Während der achtstündigen Veranstaltung verkaufen fliegende Händler Popcorn, Kartoffelchips, Nüsse und simit, eine türkische Süßigkeit aus Sesam. Zwei schnaubende, bellende Kamelhengste werden an die beiden äußeren Enden der Arena geführt.
Keins wird ernsthaft verletzt, sie tragen höchstens ein paar Kratzer oder eine blutige Nase davon.Am spannendsten sind die Kämpfe zwischen den schwersten der Kamelhengste. Sieg: Um zu gewinnen, muss ein Hengst den Gegner auf seiner Seite zu Boden werfen, ihn aus dem Stadion jagen oder ihn zu einem Schrei veranlassen, der anzeigt, dass er aufgibt. Sonst endet der Wettstreit unentschieden.Zu den Wett- und Peisgeldern erhält der Besitzer eines siegreichen Kamels noch eine Trophäe, eine Plakette und einen besonderen handgeknüpften Teppich.
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