Iasos - Hellenistische Stadtgründung nahe Euromos
Der Hinweis eines wirklichen Bewunderers griechischer Kulturbauten, den wir in Euromos trafen, brachte uns dazu, den Abstecher über das Gebirge an die Küste zu unternehmen: Iasos war das nächste Ziel.
Bislang nur wenig bekannt im Kulturtourismus, fanden wir ein noch sehr ursprünglich erhaltenes Dorf, das hauptsächlich vom Fischfang und der Olivenernte lebt.
Von Euromos in Richtung Milas fahrend, biegt man nach rechts in Richtung des Dorfes Kıyıkışlacık ab und folgt der Strasse über den Höhenzug. Im Ort angekommen gelangt man bis an den natürlichen Hafen und erkennt links bereits die ersten Ruinenfelder der antiken ionischen Stadt Iasos. Ursprünglich war Iasos auf dem vor der Küste liegenden Inselberg errichtet worden, da es dort einen natürlichen Hafen mit enger Einfahrt gab. Durch Veränderungen der Oberflächenstruktur, Ansandungen und menschlichem Zutun bildete sich allerdings eine Verbindung zum Festland, so das heute eine Strasse direkt bis in den Ort führt.
Italienische Ausgrabungen vor Ort konnten bestätigen, das dieser Ort schon in der Bronzezeit besiedelt war, so befinden sich Fundstücke aus Iasos heute in den Museen von Izmir, Bodrum und Milas. Erst vor kurzem ist die Ausgrabung und Restauration des so genannten Fischmarkts beendet worden, einem imposanten Gebäudetrakt in Dorfmitte. Leider war bei unserem Besuch alles verschlossen.
Die Besiedlung und der Ausbau der antiken Stadt Iasos links des Hafens wurde im 9ten Jahrhundert vor Christus zunächst von Griechenland und später von Milas aus vorangetrieben. Ein Großteil der Stadtanlage wie die Stadtmauer, die Agora, die drei Tempel des Zeus Megistos, des Apollo und der Artemis und auch das Rathaus stammen aus hellenistischer Zeit, das Theater, das Bouleuterion, das Gymnasiums und der Aquädukt aus römischer Zeit, wie zahlreich vorgefundene Inschriften belegen.
Wie auch Milet gehörte Iasos dem Attischen Seebund an, stand zeitweise unter persischer Herrschaft und gehörte seit 129 vor Christus zur römischen Provinz Asia. Bis in das späte 15. Jahrhundert war die Stadt Iasos bevölkert, erst dann wurde die Stadt verlassen.
In der Spätantike war Iasos auch Sitz eines Bischofs, das der Kirchenprovinz Stauropolis angehörte und somit geht die lateinische Form des Namens Titularbistum Iasos auf die Römisch-Katholische Kirche zurück.
Die sehenswertesten Ruinen von Iasos befinden sich linker Hand am Fuße des Burghügels, so gelangt man nach kurzem Fußweg zunächst zur Agora, dem Markplatz der Handel treibenden Stadt mit noch erhaltenen Säulen und herrlicher Pflasterung aus riesigen geschliffenen Marmorblöcken, kommt dann zum Rathaus mit seinem Sitzungssaal und den kreisförmig angeordneten Marmorsitzen, sieht erste Teile der imposanten Stadtmauer, Grabstellen und die Reste des alten Theaters. Auch ein Steueramt war in Iasos vorhanden, ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung der Stadt. Auf dem Weg hoch zur Festung findet man Ruinen der alten Wohnhäuser. Ein Rundgang auf der ehemaligen Festungsmauer erlaubt einen Blick auf die Umgebung und besonders interessant erscheint die Hafeneinfahrt mit den beiden Festungstürmen, die zumindest einseitig noch aus dem Wasser ragen. Sehr leicht vorstellbar wird damit das Verschließen der Hafeneinfahrt per Kette um einen nächtlichen Überfall des Hafens auszuschließen.
Bis zum Bevölkerungsaustausch mit Griechenland war auch Kıyıkışlacık fast ausschließlich von Griechen bewohnt. Langsam entwickelt sich etwas Tourismus, vor allem kommen Segler aus dem Golf von Güllük gern auf einen Stopp nach Iasos. In den Sommermonaten gibt es auch einen regelmäßigen Bootsverkehr von Güllük um die angebotene Fischvielfalt der kleinen einfachen Hafenrestaurants zu genießen.
Planen Sie ruhig einen mehrstündigen Stopp für Iasos ein. Gutes Schuhwerk ist zu empfehlen. Beste Zeit Frühling und Herbst.
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