Kolophon und seine Hafenstadt Notion
Von Lebedos kommend fahren wir weiter entlang der Westküste in Richtung Kusadasi. Nach etwa 22 Kilometern sieht man etwas erhöht auf einem Hügel die Überreste der Stadt Notion, die als ehemalige Hafenstadt der Metropole Kolophon von großer Bedeutung war.
Die Ruinen von Kolophon selbst liegen abseits vom Meer im Hinterland zwischen Yeniköy und Değirmendere.
Die Gründung der Hafenstadt Notion geht auf äolische Siedler zurück und das obgleich die Stadt selbst sich in Ionien befindet. Neben ihrer Bedeutung als Hafenstadt Kolophons war Notion für die Pilger von großer Bedeutung, die zum Heiligtum von Klaros wandern wollten. So trafen die Pilger, oftmals mit Booten übers Meer kommend in Notion ein und wanderten die wenigen Kilometer auf der „heiligen“ Straße bis zum Orakel von Klaros in Richtung Claros.
Reste der Agora sowie des städtischen Theaters
Wir beschließen direkt weiter nach Kolophon zu fahren. Bei Ahmetbeyli biegen wir nach links in Richtung Yeniköy und Değirmendere ab. Schon nach etwa 10 Kilometern erfolgt der Hinweis auf die Ruinenstadt Kolophon. Noch heute hält sich das Gerücht, das die Stadt Namensgeber für das Baumharz Kolophonium war, das aus den dortigen Nadelhölzern gewonnen bis heute für die Saiten verschiedenster Streichinstrumente verwendet wird. Allein die Namensgleichheit lässt schon ein Quäntchen Wahrheit darin vermuten.
Das für Geigen verwendete Kolophonium wird noch zusätzlich mit weiteren diversen Substanzen veredelt bevor es auf die Rosshaare der Bögen der Streichinstrumente aufgebracht wird. Erst mit dem Aufbringen des Baumharzes auf die Bespannung des Bogens wird beim Streichen die Wechselwirkung zwischen Haftreibung und Bewegung im Rhythmus die Saitenfrequenz erzeugt. Das Baumharz wird meist als Harzstück per Hand auf den Bogen aufgerieben. Verschiedene Qualitäten des Kolophoniums sorgen zusätzlich für Spielraum des Künstlers. So gibt es Kolophonium für Anfänger und für Könner, die mit der Wahl der Sorte einen größeren Dynamik- und Klangumfang erreichen können. So wird in der Regel für den Kontrabass ein weiches Kolophonium verwendet, da bei den etwas dickeren Saiten des Instruments damit eine größere Haftreibung erzeugt wird.
Kolophon zählte zu den Gründungsstädten des ionischen Bundes
In archaischer Zeit galt Kolophon als eine der reichsten Städte Ioniens, die gern mit dem unteritalienischem Sybaris verglichen wurde. Durch die Mitgliedschaft im attischen Seebund etwa 479 vor Christus und den damit einhergehenden Machtverlusten verlor Kolophon aber stetig an Wohlstand. Im Jahr 430 vor Christus fiel Kolophon gar an die vordringenden Perser und konnte erst 409 sich wieder mit Athen verbünden. Schon 5 Jahre später war es dann erneut vorbei mit der hellenistischen Zugehörigkeit. Erneut fiel Kolophon 404 vor Christus an die Perser.
Mit den Eroberungszügen Alexanders des Großen war es dann auch um Kolophon schlecht bestellt. Im Zuge der großen städtischen Neugründungen wie Ephesos wurde die Bevölkerung Kolophons zur Umsiedlung gezwungen. Hier war es maßgeblich Lysimachos, einer der Diadochen Alexanders des Großen, der um 300 vor Christus damit das Schicksal der Stadt Kolophon, wie vieler anderer Städte Ioniens, besiegelte. Trotz der wieder einsetzenden Besiedlung Kolophons im Jahre 281 vor Christus nach dem Tod Lysimachos und der Vereinigung mit Notion konnte der ehemalige Wohlstand und die Blüte der Stadt nie wieder erreicht werden.
Leider sind auch in Kolophon nur noch wenige Ruinen der ehemals so reichen Stadt vorhanden, die nur noch, bei ausreichender Phantasie, auf die Größe und Blüte der Stadt verweisen. Spuren der Raubgrabungen und der Diebstähle sind allerdings für den Hobbyarchäologen sehr aufschlussreich und vielsagend bei der Frage nach dem Umgang mit Kulturgut in der Türkei.
Die Koordinaten sind: 38° 10′ 38″ N, 26° 47′ 6″ O (Notion)
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