Pessinus - Heiligtum der Mutter Göttin Kybele
- Geschrieben von Portal Editor
In etwa 13 Kilometern Entfernung zur Kleinstadt Sivrihisar liegt das Dorf Ballıhisar nahe der Hauptverkehrsstraße zwischen der türkischen Landeshauptstadt Ankara und der Großstadt Eskisehir auf der anatolischen Hochebene in etwa 950 Meter Höhe über NN.
In unmittelbarer Nähe des Dorfes Ballıhisar befindet sich der antike Ort Pessinus, dem unser Besuch, etwa 120 Kilometer vor den Toren Ankaras, diesmal insbesondere galt. Hier, in einem Seitental des Sakarya Flusses waren seit Jahren belgische Archäologen aktiv mit Ausgrabungen beschäftigt, die einen tiefen Einblick in die mythologische Entwicklung der Götterfigur Kybele und den sagenumwobenen König Midas des Phryger Reiches offen gelegt haben.
Göttin Kybele - Göttin und mythologische Figur
Bis heute sind sich Wissenschaft und Forschung allerdings uneins, ob es sich dabei um die phrygische Stadt Pessinus gehandelt hat. Selbst in den Aufzeichnungen des Strabos, der von den Priestern als Potentaten spricht, bleibt unklar, ob von den Tempeln der phrygischen Periode bereits eine „Regierung“ oder „dynastai“ ausging. Viel später noch waren sich auch die Seleukiden Könige in der tiefen Verehrung für den Schrein einig, denn das Heiligtum wurde nach wie vor verehrt (Foto von Olaf Tausch - Eigenes Werk, CC BY 3.0).
Auch die Römer werden von Kybele beeinflußt
Bereits um 205 bzw. 204 zeigten sich erste Auswirkungen der ankommenden Römer auch in Pessinus. Als es während des Punischen Krieges zu heftigen Meteoritenschauern kam, waren die Römer alarmiert und nach Konsultation der sibyllischen Bücher beschlossen auch sie, dem Kult der Großen Mutter von Ida (Magna Mater idaea, ein anderer Name für Kybele) zu folgen und wieder in die Stadt einzuführen. Die Römer baten auch ihren Verbündeten Attalos I(241 – 197 vor Christus) um Hilfe und Rat und so zogen sie nach Pessinus um einen großen schwarzen Stein, der angeblich auch während des Meteoritenschauers vom Himmel gefallen war, von dort als Heiligtum nach Rom zu transportieren.
Mit dem Einzug des Christentums im 3. Jahrhundert wurden die Tempel nach und nach aufgegeben, selbst die Pilgerfahrten des Kaisers Julian Apostata änderte daran nichts mehr. Um das Jahr 398 wurde Pessinus zur Hauptstadt der neugegründeten Provinz Galatien Salutaris ernannt und sogar Sitz eines Metropoliten. Unter Kaiser Justinian wurde Pessinus zu Joustiananoupolis umbenannt.
Gegen Ende des Jahres 715 wurde Pessinus gemeinsam mit der benachbarten Stadt Orkistos von Arabern zerstört. Das Gebiet blieb aber auch weiterhin unter byzantinischer Herrschaft bis im 11. Jahrhundert die Seldschuken die Macht übernahmen. Jetzt war das Schicksal der Stadt Pessinus endgültig besiegelt, denn mehr und mehr Bürger verließen die Stadt und als Rest verblieb ein unscheinbares Bergdorf.
Die Tempel der Kybele wurden bei Ausgrabungen durch belgische Archäologen im Jahr 1967 entdeckt. Überrascht waren die Archäologen über die nur geringen Ausmaße des Tempels von nur 8 x 8 Meter in der Cella. Allerdings fanden sie daneben auch ein Theater, das auch als Treppe zum Tempel diente. Allein diese Kombination ist ziemlich einzigartig in der antiken Welt. Auch ein Bildnis der Mutter Göttin Kybele wurde gefunden, das heute im Museum von Gordion zu finden ist: Kybele auf einem von Löwen gezogenen Wagen (Siehe Einstiegsbild).
Grabungen in der Umgebung von Sivrihisar
Das auch weiterhin bestehende Ziel der Ausgrabungen im Kern dieser antiken Stadt Sellinus ist das Erkennen der damaligen Stadtentwicklung und der dazu gehörigen Urbanisierung zu rekonstruieren, was insbesondere für die Zeit zwischen 700 vor Christus bis in das 11. Jahrhundert von großem Interesse ist. Besonderes Augenmerk soll dabei natürlich auf die Entwicklung des Kultes um die Mutter Göttin Kybele gelegt werden.
Der Legende nach war hier der schwarze Stein vom Himmel gefallen und in der Tat bedeutet Pessinus so viel wie „Burg, wo der Sturz stattgefunden hat“. Pessinus war berühmt für seine Heiligtümer zu Ehren der Göttin Kybele oder Matar, die phrygische Mutter der Götter, die auch von Griechen und Römern verehrt wurde.
Eine weitere Geschichte um Kybele
Der so von seiner Männlichkeit befreite Agdistis wurde zur Großen Mutter Kybele, aus den abgetrennten Genitalien aber entstand Attis. Da Kybele und Attis ursprünglich eine Person waren, zogen sie sich gegenseitig an.
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