Tuzköy - Seltene Krebskrankheit tötet Felsendorfbewohner
- Geschrieben von Portal Editor
Tuzköy ist ein Dorf in der türkischen Gegend Kappadokien und wird auch das „Krebs-Dorf“ genannt. Tuzköy (türkisch für Salzdorf) ist ein Dorf in der Türkei mit 2345 Einwohnern. Es liegt im Landkreis Gülşehir in der Provinz Nevşehir.
Jeder zweite Dorfbewohner stirbt an einer seltenen Krebsart, ausgelöst durch ein Mineral im Gestein der berühmten Felsenhäuser.
Nun überlegt die Regierung die Umsiedlung der Bewohner und die Zerstörung des gesamten Dorfes.
Spektakuläre Steinformationen ziehen jährlich Millionen Touristen ins türkische Kappadokien. Die Höhlen und Felshäuser gehören zum UNESCO-Welterbe und bringen den Bewohnern der zentralanatolischen Region satte Einnahmen. In der Nähe der bestaunten Naturwunder befindet sich jedoch auch das Dorf Tuzköy. Hier bringt der Fels vor allem den Tod.
In Tuzköy kommt das Mineral Erionit vor, welches karzinogen ist und zu einem Mesotheliom führen kann. In Tuzköy ist dies die häufigste Todesursache. Es wird vermutet, dass die Bewohner erkranken, da sie den gefährlichen Staub der Steine, mit welchen ihre Häuser gebaut sind, einatmen. Die Inzidenz eines Mesothelioms ist im Vergleich zur übrigen Türkei ca. 600 – 800 mal größer.
Es wird angestrebt, das gesamte Dorf in ein eigens dafür errichtetes neues Dorf umzusiedeln und das ursprüngliche Dorf mit einer Schicht Erde, Schutt o. ä. zu bedecken.
Die mit Abstand häufigste Todesursache in Tuzköy ist eine seltene Krebsart: das Mesotheliom. Der Friedhof des verarmten Dorfes ist voll. Und jeder zweite, der dort liegt, ist an dieser Tumorerkrankung gestorben. Ausgelöst wird sie durch ein Mineral, das in der Region im Überfluss vorhanden ist. Die Behörden sind alarmiert. Die Umsiedlung steht kurz bevor.
„Der Plan ist der, das gesamt Dorf zu zerstören und unter einer 1,5 Meter dicken Erdschicht zu begraben“, sagt der Bürgermeister Umit Balak. Die türkische Regierung hat noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen, ob Tuzköy mit Schutt oder gar mit einer festen Teerschicht überdeckt werden soll – oder ob man die Bewohner einfach so von dem Ort fernhalten kann.
In den türkischen Medien ist der Tuzköy längst als das „Krebs-Dorf“ bekannt. Schon im Jahr 2004 wurde das Gelände offiziell als gefährlich deklariert. 250 Familien sind bereits fortgezogen. Die übrigen 2 350 Bewohner sollen auch bald gehen – in umliegenden Dörfern werden derzeit auf Staatskosten neue Häuser gebaut.
Gefährliche Fasern
Erionit lagere auch in anderen Regionen der Welt im Erdboden, sagt der türkische Wissenschaftler Izzettin Baris. „In der Türkei befindet es sich jedoch ungewöhnlich dicht unter der Oberfläche.“ Das Mineral wird auch von der Weltgesundheitsorganisation als hochgradig krebserregend eingestuft. Es zeichnet sich allerdings auch dadurch aus, dass es örtlich sehr begrenzt auftritt. Wenige Kilometer von Tuzköy entfernt besteht kaum noch eine Gefahr.
„New Tuzköy“ bald fertig
Den Behörden ist das Problem seit mindestens zwei Jahrzehnten bekannt. Die Umsiedlung ist seit 1999 geplant. Häufige Regierungswechsel, finanzielle Schwierigkeiten und bürokratische Hürden haben das Vorhaben jedoch immer wieder hinausgezögert. Dem Gesundheitsministerium zufolge soll „New Tusköy“ im Jahr 2011 nun aber endlich fertig sein.
Die Bewohner Tuzköys leben hauptsächlich von der Landwirtschaft sowie von einer nahegelegenen Salzmine. Die nächsten Felsformationen, die regelmäßig von Reisegruppen aus dem In- und Ausland besucht werden, liegen rund 35 Kilometer entfernt. In den Touristenzentren Ürgüp und Göreme gibt es keine Hinweise auf gesundheitlichen Risiken, die mit denen in Tuzköy vergleichbar wären.
Im Jahr 1975 belegte eine Studie in den drei Dörfern Tuzköy, Karain und Sarıhıdır in Zentral Kappadokien, das dort auftretendes Mesothelioma (seltene Krebsart) für etwa 50% aller Todesfälle verantwortlich ist. Ursächlich dafür verantwortlich ist das Mineral Erionit, das ähnliche Strukturen wie Asbest aufweist. Allerdings zeigten epidemiologische Untersuchungen das die Substanzen die den Krebs auslösten meistens in Familien auftraten, die eine Empfänglichkeit für die krebserregenden mineralischen Partikel zeigten. Die Studien wurden auf andere Regionen ausgeweitet.
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