Entstehung Kappadokiens
Das UNESCO-Weltkultur- und NaturerbeKappadokien liegt im Zentrum eines Gebietes ehemals intensiver vulkanischer Tätigkeit, die das heutige Landschaftsbild entscheidend prägte.
Ursprünglich warAnatolien von großen Seenplatten und tropischen Sumpflandschaften bestimmt, in denen allerlei Urtiere pflanzen- und fleischfressender Art die Population bestimmten. Als sich das Taurusgebirge im Süden weiter erhob, wurden im Inneren Anatoliens große Mengen Lava langsam an die Erdoberfläche gedrückt, was schließlich zur Bildung der VulkanlandschaftKappadokien führte.
Im Umkreis der Vulkane Erciyes Dağı (3916 m), Hasan Dağı und der Melendiz-Bergketten zwischen den türkischen Städten Kayseri, Aksaray und Niğde, die Sie während Ihrer Kappadokien Reise passieren, kam es vor allem seit dem Neogen, also in erdgeschichtlich relativ junger Zeit, zu bedeutenden Eruptionen, die neben Lava auch große Mengen Tuff-Asche in ein ca. 10.000 km² großes Gebiet schleuderten, das heute geologisch gemeinhin als Ausräumungslandschaft von Kappadokien (Barsch, 1935) bezeichnet wird. So wurde die Landschaft Zentralanatoliens durch neugebildete Vulkanberge und durch Schichten vulkanischer Tuffe, die die tieferliegenden Sumpf- und Seenplatten zuschütteten, völlig neu geprägt.
Über die Jahrhunderte verdichteten sich diese durch unregelmäßige Ausbrüche entstandenen Schichten vulkanischer Tuffe zu einem relativ festen Gestein, das je nach Lage und Eruptionshorizont bis heute außerordentlich schnell abgetragen wird. Im weiteren Wechsel zwischen Eruption und Ruhepausen wuchsen die Vulkane weiter an. In der Übergangszeit zwischen Pliozän und Pleistozän kam es zu den heftigsten Ausbrüchen, die die heutige regionale Landschaft maßgeblich mitgestaltet haben. Die vulkanischen Tätigkeiten dauerten bis in geschichtliche Zeit an und wurden auch in steinzeitlichen Wandgemälden in der südlich von Konya liegenden Ursiedlung Catal Hüyük (ca. 8000 v. Chr.) dargestellt. Bis in das vorletzte Jahrhundert hinein wurde aus der Region des Erciyes Dağı bei Kayseri von aktiven Fumarolen und Rauchsäulen berichtet, die allerdings gegenwärtig zum Stillstand gekommen sind.
Durch die Folge von vulkanischen Ausbrüchen dehnte sich das ehemalige Seengebiet um Ürgüp und in den Tallandschaften des späteren Flusses Kizilirmak weiter aus. Dies führte zu Sedimentablagerungen von Erden und Tonen, die später vor allem für die Töpferstadt Avanos von Bedeutung wurden.